Kommentar zum Hebräerbrief Kap.7

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In diesem Kapitel wird der Autor darüber sprechen, wer Melchisedek ist. Tatsache ist, dass wir, wenn wir ausschließlich Tanach lesen, ziemlich wenig über Melchisedek wissen. Wir wissen aus dem 14 Kapitel von Bereschit (1.Mose), dass, als Abraham fünf Könige besiegte und das Eigentum an den König von Sodom zurückgab (dort fand eine Auseinandersetzung statt, die bereits im Rahmen des wöchentlichen Kapitels sehr interessant durchzunehmen ist), dann kam ein König heraus, um Abraham zu treffen, anscheinend nicht von diesen fünf Königen und überhaupt nicht von diesem Ort ‒ Melchisedek, der König von Schalem. Schalem mag der Name Jerusalems sein, aber das Wort schalem bedeutet ganz, Frieden habend, Unversehrtheit habend, also „der König von Schalem“ kann man als „vollkommener König“ übersetzen. Und in einem der Verständnisse kann es mit melech schlomoein mit ihm verbündeter König übersetzt werden, aber das ist sozusagen ein Verständnis, das unbedeutend geblieben ist. Wir werden darüber sprechen, dass er der König von Schalem genannt wird, das heißt der König der Ganzheit, der König der Vollkommenheit, oder kann auch so übersetzt werden: der Priester des Allerhöchsten Gottes.

(Hebr. 7,1-3)

Denn dieser Melchisedek, König von Salem, Priester Gottes, des Höchsten, – der Abraham entgegenging und ihn segnete, als er von der Niederwerfung der Könige zurückkehrte, dem auch Abraham den Zehnten von allem zuteilte – heißt übersetzt zunächst König der Gerechtigkeit, dann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens. Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, hat er weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens, er gleich] dem Sohn Gottes und bleibt Priester für immer.

Melchisedek kommt, nach dem Buch Bereschit, heraus, um Abraham zu begegnen und sagt: “Gesegnet sei Abraham von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde geschaffen hat, und gesegnet sei Gott, der Höchste“, dann segnet er Abraham, und Abraham segnet auch Melchisedek. Es gibt keine theologische Diskussion zwischen ihnen: Abraham sagt ihm nicht: „Warte, warte, Gott heißt Elohim, nicht El Eljon“, oder sagt ihm nicht, dass Gott Hashem heißt, Abraham nennt überhaupt keine anderen Namen. Sie sind sich völlig einig und einer gibt dem anderen den Zehnten, so heißt es: „Und er gab ihm den Zehnten (maaßer) von allem.“ Im Text von Bereschit (1. Mose) ist es nicht offensichtlich, wer wem den Zehnten gab, daher diskutieren die Weisen in der Sammlung von Midraschim Bereschit Raba (Auslegungen zu 1.Mose), wer wem den Zehnten gab, es gibt zwei Hauptmeinungen.

Die erste Meinung: Da Melchisedek zuerst Abraham und dann Gott segnete, kam eine Stimme von oben, die auch zuerst den Diener und dann den Herrn segnet, und sofort ging das Priestertum auf Abraham über, und Gott sagte: „Du bist ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks“, das heißt, Abraham erbte das Priestertum von Melchisedek“. Das zweite Verständnis besagt, dass Melchisedek ein großer vollkommener Priester ist, er ist ein schalem (er ist ganzheitlich) und deshalb, weil es Abraham war, der Melchisedek den Zehnten gab und sein Priestertum anerkannte, erhielten alle Vorfahren: Abraham, Itzhak und Jaakow, drei jated (Zeltpflöcke). Das sind die Zeltpflöcke, an denen das Zelt befestigt ist, oder drei Säulen: von jedem von ihnen, von Abraham, Itzhak und Jaakow, heißt es, dass sie mit allem gesegnet werden“ – das ist die Meinung von Rabbi Ischmael, den Zeitgenossen von Rabbi Akiva (1-2.Jh.) Der Midrasch kommt zu dem Schluss, dass die Quelle des Segens für das gesamte Volk Israel, für alle Vorfahren, der Zehnte war, den Abraham Melchisedek gab, das ist die Meinung von Rabbi Ischmael und Rabbi Judan. Daher gibt es eine Stellung, dass Melchisedek die Quelle des Segens Israels ist.

Auch die Herkunft von Melchisedek ist umstritten, denn, wenn eine neue Person in der Heiligen Schrift auftaucht (jemand, über den nichts gesagt wird), suchen die Weisen nach einer Erklärung, woher diese Person kam. Und es ist natürlich für den Leser, sich die Frage zu stellen: Woher ist Melchisedek oder Elihu im Buch Hiob aufgetaucht? Und einige Kommentatoren erklären: Melchisedek ist Schem, der Sohn Noahs. Es gibt eine Legende, dass Schem eine Jeschiwa (eine religiöse Schule) hatte, dass Schem der Hüter der Tora war und das Priestertum von Noah geerbt hat. Der Name Schem besteht aus zwei Buchstaben: מ mem (melech) und ש schin (schalem), in umgekehrter Richtung gelesen, heißt es Schem. Schem wurde zwar viele Generationen vor Abraham geboren, aber wenn wir richtig zählen, lebte Schem nicht nur zur Zeit Abrahams, sondern überlebte Abraham, also könnte es theoretisch Schem sein. Aber es gibt noch eine andere Tradition (wieder sprechen wir über die jüdische Tradition), die besagt, dass Melchisedek ben Nir, er wurde vor der Flut als Hüter des Priestertums genommen, eine Art Zeitkapsel, die der Allmächtige in den Himmel nahm, um das Priestertum zu bewahren, und er ist ein Priester im Himmel, da er als Priester das ewige Leben erhalten hat. Das wissen wir über Melchisedek aus der jüdischen Tradition.

Es gibt eine ziemlich große Anzahl von Literatur über Melchisedek, viele Fantasien, es gibt die Vorstellung, dass am Ende der Zeiten Melchisedek, Elijahu und Maschiach ben David offenbart werden und Israel die Erlösung bringen, es gibt viele verschiedene Versionen, aber was wir brauchen, haben wir hier erwähnt und das ist wahrscheinlich das, was der Autor des Hebräerbriefes wusste. Melchisedek wurde von Gott als Priester ohne Anfang, ohne Ende, als Prototyp oder als irdisches Abbild des Gottessohnes eingesetzt.

König der Gerechtigkeit, dann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens“ ‒ Abraham gab ihm den Zehnten nicht nur als dem Kohen, sondern auch als dem König. Das Wort שלם schalom oder schalem hat im Hebräischen eine sehr tiefe und sehr vieldeutige Wurzel. Das Wort שלם schalem bedeutet Abrechnung, לשלם leschalem (bezahlen), תשלום taschlum (Zahlung), aus derselben Wurzel. שלם schalom ist Frieden, schalem ist Ganzheit, Segen, Frieden und so weiter. Das ist ein sehr wichtiges Wort – שלם schalom, und im Hebräischen ist es auch ein Gruß. Und der König des Schalom, als ein Bild für den König der Welt – ist Melchisedek, der ohne Anfang und ohne Ende ewig bleibt. Vers 3 erklärt uns, dass die Wurzel des irdischen Priestertums im himmlischen Priestertum Melchisedeks liegt.

(Hebr. 7,4-5)

Schaut aber, wie groß dieser ist, dem Abraham, der Patriarch, den Zehnten von der Beute gab! Und zwar haben die von den Söhnen Levi, die das Priestertum empfangen, ein Gebot, den Zehnten von dem Volk nach dem Gesetz zu nehmen, das ist von ihren Brüdern, obwohl auch die aus der Lende Abrahams hervorgegangen sind.

Die Idee der Nachkommenschaft im Judentum kann man mit der russischen Nistpuppe „Matrjoschka“ erklären, dass die Nachkommenschaft in den Lenden ihrer Vorfahren sitzt, das heißt, wenn Abraham den Zehnten zahlt, dann in seiner Person auch Itzhak, Jaakow, Levi und Aharon Kohen (der Priester) und alle nachfolgenden Kohanim (die Priester), die ganze Kohen-Kette zahlt den Zehnten ‒ das ist ein sehr interessantes Bild. Es gibt zum Beispiel den Gedanken, dass, als Jaakow in das Land Israel zurückkehrt und Esau trifft, da führt Jaakow die ganze Familie aus, dass sich die ganze Familie vor Esau verneigt. Aber Jaakow verdeckt Rachel mit sich selbst, und Rahel verneigt sich nicht vor Esau, und dadurch wird Benjamin geboren, der sich nicht vor Esau verneigt hat. Das heißt, derjenige, der in den Lenden wohnt ‒ er existiert bereits in den Lenden, obwohl er noch nicht geboren wurde, aber er ist bereits in den Lenden des Vaters, deshalb und Levi und Aharon und alle Priester (und Kaiphas) brachten Melchisedek in diesem Priestertum den Zehnten.

Wenn wir noch einmal auf den Midrasch zurückkommen, über den wir gesprochen haben (aus Bereschit Rabba für das wöchentliche Kapitel lech lecha, über Abrahams Austritt aus der Stadt Ur), da sahen einige Rabbiner die Quelle des Segens für Israel in dem Zehnten, den Abraham gegeben hatte. Und das ist ein weiteres wichtiges Detail: Das Volk delegiert einen Priester, ordiniert einen Priester und erkennt sein Priestertum an, indem es ihm den Zehnten zahlt. Und das ist eine Quelle des Segens für das Volk, weil das Volk den Zehnten für die Leviten gibt. Die Leviten vereinen wie mit einer horizontalen Linie das Volk zu einem einzigen Ganzen, und dann erheben die Kohanim mit einer vertikalen Linie, eine Art Kreuz bildend, diesen Zehnten zum Himmel und holen dementsprechend den Segen auf die Erde. Wir haben viel darüber gesprochen in Gesprächen über die Struktur des Tempels, in Gesprächen über den Garten Eden und so weiter.

Gott ordnete, Er wählte die Söhne Levis aus, sie haben es nicht selbst auf sich genommen, das steht in Kapitel 6: Niemand kann aus eigener Kraft ein Levit werden, und niemand kann aus eigenem Antrieb ein Kohen werden. Und heute besteht der Dienst der Leviten nicht nur aus Gesang und Lobpreis, und wenn jemand sagt: „Ich diene in Lobpreisung und habe daher den levitischen Dienst“, das ist nicht ganz richtig, denn der Dienst der Leviten ist viel mehr als nur Gesang. Die Leviten sind keine Anbetungsgruppe, sie sind kein Chor, sie sind keine Art Ensemble – sie sind Diener des Volkes.

(Hebr. 7,6)

Er aber, der sein Geschlecht nicht von ihnen ableitete, hat den Zehnten von Abraham genommen und den gesegnet, der die Verheißungen hatte.

Obwohl sowohl das Volk als auch die Leviten von den Lenden Abrahams abstammen, haben gerade die Leviten innerhalb des Volkes Israel eine gewisse Funktion und diese Funktion wird durch das Gesetz bestimmt, aber lange bevor das Gesetz gegeben wurde.

Er, der sein Geschlecht nicht von ihnen ableitete, erhielt den Zehnten von Abraham und segnete ihn“. Das heißt, die Erfüllung der Verheißungen Gottes, die Abraham gegeben wurden, geschah durch Melchisedek. Und obwohl Abraham diese Verheißungen bereits hatte, gab er Melchisedek den Zehnten, auch wenn es keinen gesetzlichen Grund gab, Melchisedek als Kohen zu betrachten. Er hatte überhaupt nichts mit dem Volk Israel zu tun, es gab keinen Tempel, es gab kein Priestertum im bestehenden Verständnis, aber er ist ein Prototyp des Priestertums, der Vorläufer des Priestertums, die Quelle des Priestertums.

(Hebr. 7,7-10)

Ohne jeden Widerspruch aber wird das Geringere von dem Besseren gesegnet. Und hier (in unserer Welt, in unserer Situation) zwar empfangen sterbliche Menschen die Zehnten, dort aber (nicht dort im Himmel, sondern dort, in Bereschit (1.Mose) 14) einer, von dem bezeugt wird, dass er lebt; und sozusagen ist durch Abraham auch von Levi, der die Zehnten empfängt, der Zehnte erhoben worden, denn er war noch in der Lende des Vaters, als Melchisedek ihm entgegenging.

Abraham erhielt einen Segen von Melchisedek. Unter Gläubigen hört man oft: „Wir wollen euch segnen und geben euch unseren Zehnten.“ ‒ Nein, der Zehnte wird dem gegeben, von dem man einen Segen erhalten möchte. Abraham gibt Melchisedek den Zehnten, um durch Melchisedek einen Segen zu erhalten, und nicht umgekehrt. Im Vers 8 kommt die Argumentation, die die Grundlage zahlreicher Lehren und Theorien bildete. Dies liegt daran, dass die Botschaft vor sehr langer Zeit auf Griechisch für ein jüdisches Publikum verfasst wurde und die Übersetzer oft selbst ihren Glauben und ihr Verständnis in die Übersetzung einbrachten. Aber ansonsten, sage ich Ihnen, ist es unmöglich, den Text auszulegen, ohne sich in den Text hineinzuversetzen ‒ das ist für niemanden möglich.

(Hebr. 7,11)

Wenn nun die Vollendung durch das levitische Priestertum (das heißt, das levitische Priestertum als ein System der menschlichen Verbesserung) erreicht worden wäre – denn in Verbindung mit ihm hat das Volk das Gesetz empfangen, welche Notwendigkeit bestand dann noch, einen anderen Priester nach der Ordnung Melchisedeks aufzustellen und nicht nach der Ordnung Aharons zu nennen?

Das Volk ist so eingerichtet, dass das Priestertum in ihm – das Wachstum bedeutet; wir sagten, dass die Leviten das Volk vereinen, sie erwecken das Volk. Warum hat das levitische Priestertum das Volk nicht vervollkommnet? Wir sprachen über Jaakows Leiter, dass sie nicht bis zum Boden reicht. Kohen kann zu einem bestimmten Zeitpunkt in das Allerheiligste eintreten, er kann mit dem Höchsten in Berührung kommen, aber es ist keine ständige Gemeinschaft mit Gott; Kohen allein kann dem Volk keine Vollkommenheit geben.

Nach der Ordnung Aharons“ ‒ das ist der Hohepriester aus Brüdern, der Hohepriester der Menschen, der einen Stammbaum und ein Erbe hat. Das Erbe ‒ Gott hat unter dem Volk festgelegt, dass das Priestertum durch Vererbung weitergegeben wird, und entsprechend der Struktur des Volkes durfte sich niemand sonst dem Altar nähern, das war in der Thora selbst verboten. Das war die Verordnung Gottes, darüber spricht Vers 13, wir werden später darauf zurückkommen. Das heißt, da der Mechanismus des Aharonischen Priestertums das Volk zur Vollkommenheit führte, es aber nicht zur Vollkommenheit bringen konnte, musste auf einer bestimmten Stufe dieses Weges zur Vollkommenheit das Priestertum geändert werden. Und der Priester musste nach der Ordnung, nach dem Erbfolgegesetz Melchisedeks, aufsteigen.

Was bedeutet „nach der Ordnung“? ‒ Das ist ein komplexes Konzept: Das ist nicht der Rang eines Obersten, nicht der Rang eines Sergeanten und nicht der Rang eines Fähnrichs, Gott bewahre. Dieser Ordnung bedeutet die direkte Auswahl des Allmächtigen.

(Hebr. 7,12)

Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendig auch eine Änderung des Gesetzes statt.

Das ist der Vers, der für viele Gemeinden zur Grundlage wurde, um zu entscheiden, dass das gesamte Gesetz abgeschafft wurde, dass im Allgemeinen alles abgeschafft worden sei. Schauen wir uns den Text zur Übertragung des Priestertums an: Die Übertragung des Priestertums machte die Übertragung des Gesetzes notwendig. Die Tatsache, dass das Priestertum von einem Priester nach der Ordnung Aharons auf einen Priester nach der Ordnung Melchisedeks übergegangen ist, macht es möglich, dass sich ein Priester eines anderen Stammes dem Altar nähern kann: Es ist das Gesetz des Priestertums, das von einem Stamm zum anderen übertragen wird, von einem System der Vererbung zum anderen. Es ändert sich nicht, sondern wird übertragen, aber selbst, wenn wir „Änderung“ sagen, würde es nicht bedeuten, dass es abgeschafft wird.

Was ist die Änderung, erklärt der Autor selbst weiter.

(Hebr. 7,13-14)

Denn der, von dem dies gesagt wird, gehört zu einem anderen Stamm, aus dem niemand die Wartung des Altars hatte. Denn es ist offenbar, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist, von welchem Stamm Mosche nichts in Bezug auf Priester geredet hat.

Im Tanach steht geschrieben, dass die Söhne Davids Priester waren – „bnej David kohanim“ (2.Sam. 8,18). Das Wort kohen bedeutet Priester, aber es bedeutet sowohl König als auch Verwalter. Weil die Welt wirklich durch das Priestertum regiert wird, deshalb war es wichtig, die Verheißung des Königreichs, das Juda gegeben wurde, mit der Priesterschaft durch Aharon zu vereinen. Und das ist ein Teil des Plans, der dadurch verwirklicht wurde, dass der Maschiach aus dem Stamm Juda zum Altar kam, aber nicht zum irdischen Altar. Jeschua ist nicht in das irdische Allerheiligste eingetreten, er betrat das himmlische Allerheiligste, das Volk stieg auf die himmlische Ebene, und auf der himmlischen Ebene veränderte sich die Erbschaft.

(Hebr. 7,15)

Und es ist noch weit augenscheinlicher, wenn gleich dem Melchisedek ein anderer Priester aufsteht, der es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist, sondern nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens. Denn ihm wird bezeugt: »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«

Das System der Vererbung des Priestertums von Kohen zu Kohen, von Aharon zu den Söhnen Aharons, von den Söhnen Aharons zu den Söhnen der Söhne Aharons, ergibt sich aus der Tatsache, dass der Priester fleischlich ist und stirbt, wie in den vorherigen Kapiteln gesprochen wurde.

Nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens“, das heißt durch den Eid des Allmächtigen, erhält der neue Kohen die Verheißung. Da er in einem völlig neuen Körper in das himmlische ewige Heiligtum eingetreten ist, können wir sagen: er hat uns den Weg geöffnet, nicht nur von der Erde bis zu der Leiter, sondern dann vom Himmel zu eben dieser Leiter. Er vereinte das Irdische und das Himmlische in menschlichem Fleisch und wurde dadurch sowohl ein König als auch ein Priester, der nicht aus dem Stamm Aharon stammte, denn im Himmel kann das Erbrecht nicht wirken, weil das Himmlische nicht sterblich ist. Dieses Ewige und Fleischliche wird im Gegensatz zueinander gestellt ‒ und das ist die Übertragung des Gesetzes.

(Hebr. 7,18-19)

Denn aufgehoben wird zwar das vorhergehende Gebot seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit wegen – denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht, eingeführt aber eine bessere Hoffnung, durch die wir uns Gott nahen.

Da das levitische Priestertum das Volk nicht zur Vollkommenheit führen konnte, wurde es schwach, dann fand eine Übertragung des Priestertums statt ‒ das sollte nicht verstanden werden, dass das irdische Priestertum durch das himmlische aufgehoben wurde oder dass es ein Fehler war. Der Allmächtige hatte einen Plan für das Priestertum, Er ordnete die Menschen auf eine bestimmte Weise ‒ Er, der Schöpfer, ordnete die Gesetze. Wir haben bereits gelesen, dass es der Allmächtige war, der Mosche befahl, Aharon zu nehmen, ihn näher zu bringen und ihn zum Priester zu machen, und der Allmächtige arbeitete durch die Priester an dem Volk. Er schickt sogar den Propheten Sacharja mit Fragen an den Priester, aber die Priester konnten die Menschheit nur bis zu einem gewissen Grad anheben, das war ein Teil des Plans!

Jeschua ist in den Himmel aufgefahren und herabgestiegen, das heißt, er hat den gesamten Weg zum Himmel geöffnet und das himmlische Heiligtum für immer mit dem Irdischen vereint, Himmel und Erde, Himmlische und Irdische, er vereinte alles in seinem Fleisch. Darüber schreibt der Autor weiter, dass „das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht, eingeführt aber eine bessere Hoffnung, durch die wir uns Gott nahen“ ‒ deshalb können wir Gott noch näherkommen. Wenn wir uns erinnern, als Gott Mosche befiehlt, Aharon in das Priestertum zu setzen, sagt Er zu Mosche: „Aber du bring Aharon deinen Bruder näher“ – die Essenz des Priestertums besteht darin, eine Person Gott näher zu bringen, das ist die Aufgabe der Priester auf Erden.

(Hebr. 7,20-22)

Und wie dies nicht ohne Eid geschah – denn jene sind ohne Eid Priester geworden, dieser aber mit Eid durch den, der zu ihm sprach: »Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit!«, so ist Jeschua auch eines besseren Bundes Bürge geworden.

Die Priester verrichteten diese Arbeit, nahmen den Zehnten, so wurde das Volk geordnet, das heißt, die Priester führten das Volk wirklich zur Vollkommenheit, aber sie konnten nur bis zu einer bestimmten Stufe führen, und Gott gab ein Versprechen, Er schwor, dass es eine Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks geben würde. Wie wir im letzten Kapitel gesehen haben, Gott schwört Abraham ein Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks. Warum war dieser Eid notwendig? Der Verfasser des Briefes sagte im vorigen Kapitel, dass Eide uns große Hoffnung geben, wenn Gott sagt, glauben wir bereits, aber wenn Gott auch mit einem Eid sagt, dann glauben wir noch mehr daran. Gott versprach Abraham einen perfekten Samen, versprach ein perfektes Priestertum auf Erden, Gott versprach, die Welt perfekt zu machen – und da es der geschworene Teil ist, ist er ein unverzichtbarer Punkt im göttlichen Plan, und „so ist Jeschua auch eines besseren Bundes Bürge geworden“. Bündnisse sind Versprechen, Bekenntnisse gegenüber dem Allmächtigen, der Bund basiert unter anderem auf einem Opfersystem.

(Hebr. 7,23-25)

Und jene sind in größerer Anzahl Priester geworden, weil sie durch den Tod verhindert waren zu bleiben; dieser aber, weil er in Ewigkeit bleibt, hat ein unveränderliches Priestertum. Daher kann er die auch völlig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um sich für sie zu verwenden.

Völlig retten“ ‒ das heißt, die, die durch ihn zu Gott kommen, zu Gott auch gebracht werden, nicht um sie Gott näher zu führen, sondern sie zu Gott zu bringen, weil er für alle Lebenden eintreten kann.

Während des ganzen Kapitels, bei all diesen Überlegungen, spricht der Autor überhaupt nicht über die Gebote der Tora, der Autor spricht über das Gesetz der Vererbung des Priestertums.

(Hebr. 7,26-27)

Denn ein solcher Hohepriester passte auch zu uns: heilig, sündlos, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden, der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohepriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst dargebracht hat.

Unser Priester ‒ er ist in Menschenfleisch herabgestiegen, damit er aus Menschenfleisch in den Himmel wächst und als solcher uns zu Gott bringen und nicht nur näher führen kann. Er hat einmal den Weg frei gemacht, uns den Weg von der Erde zum Himmel geöffnet.

Das Wort kurban (Opfer) ‒ bedeutet Annäherung, und daher nahe zu kommen bedeutet opfern. Aber der Priester Jeschua, unser perfekter Priester, hat die Annäherung perfekt gemacht, das heißt, er hat uns zu Gott gebracht, er erlaubt uns, zu Gott zu kommen und nicht nur sich Ihm zu nähern.

(Hebr. 7,28)

Denn das Gesetz setzt Menschen als Hohepriester ein, die mit Schwachheit behaftet sind, das Wort des Eides aber, das später als das Gesetz gegeben wurde, einen Sohn, der in Ewigkeit vollendet ist.

Nach der Rechtsordnung für das Volk ging der Allmächtige davon aus, dass es eine neue Rechtsordnung geben würde, die das Priestertum auf den vollkommenen Sohn übertragen würde und wir die Möglichkeit hätten, zum Allmächtigen zu kommen. Das Gesetz hat sich geändert, wie das GPS der Ankunft zum Allmächtigen, oder das GPS der Beziehung zum Allmächtigen. Der Autor spricht hier überhaupt nicht über das Gesetz der Tora, der Autor hat im Gegenteil viel über den Schabbat gesprochen, der Autor spricht hier nicht über die Abschaffung des Schabbats oder der Reinheit des Familienlebens oder Kaschrut (die Speisegebote). Der Autor berührt dieses Thema hier überhaupt nicht, der Autor spricht über das Gesetz der Opfer. In der Tora selbst wird das Wort תורה Tora oft verwendet, um eine Gruppe von Gesetzen zu bezeichnen. Die Tora ist nicht immer eine unteilbare Tora, es gibt zum Beispiel die Lehre über den Aussätzigen, es gibt die Lehre über kurbanot (Opferungen), und in diesem Fall sagt der Autor das der Priester, der die Menschen Gott näher führt, wurde durch den Priester ersetzt, der sie zu Gott bringt.

Der Priester, der ersetzt wurde und sein Priestertum von anderen geerbt hat, übertrug sein Priestertum auf den ewigen Priester, der für immer als Vorläufer für uns in das Allerheiligste eintrat, wie der Autor im sechsten Kapitel dazu sagte: Er ist unser Anker, unser Mann im Himmel, unser Mann im Allerheiligsten. Und wir haben eine Chance durch ihn, wir haben Hoffnung durch ihn, das Allerheiligste zu erreichen.

Das ist noch einmal sehr wichtig: Wir haben Hoffnung, wir müssen uns mit Geduld bewegen, das ist der Weg, das ist kein Portal, wir teleportieren uns nicht zum Allerheiligsten, wir haben die Möglichkeit dorthin zu gehen, wir haben die Gelegenheit, dorthin zu wachsen. Und außerdem können wir es nicht nur verlieren, wir können bei Milchspeisen bleiben, wir können in der Kindheit konserviert zu spät kommen oder abfallen, wie die Teilnehmer des irdischen Rufs zu spät kamen, die von Ägypten in das Land Israel gingen. Hier hat uns der Autor nur den Mechanismus erklärt, wie dieser himmlische Ruf möglich wurde, dieser Ruf zu einem himmlischen Fest, den wir empfangen haben. Er erklärte uns unsere Möglichkeit, nach dem Maschiach, der als Vorläufer für uns eintrat, in das Allerheiligste einzutreten. Zu diesem Kapitel gibt es hier noch viel mehr zu sagen, über Melchisedek und das Priestertum, wir haben jetzt viele Punkte berührt, von denen aus man tiefer graben und nach etwas suchen kann, das alles gibt mehr Stoff zum Nachdenken und Argumentieren. Schließlich sollte nicht alles auf einmal klar sein, und wenn es scheint, dass alles klar ist, dann ist es eigentlich unverständlich und es ist notwendig, sehr notwendig, weiter zu graben.

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