Kommentar zum Hebräerbrief Kap.11

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(Hebr. 11,1)

Der Glaube aber ist eine Wirklichkeit dessen, was man hofft, ein Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.

Der Autor beginnt mit einer Definition des Glaubens. Wie können wir schließlich wissen, was Glaube ist? Wie können wir glauben, wenn wir nicht wissen, was Glaube ist?

Glaube ist die überzeugende Aufrechterhaltung dessen, was wir erwarten, ein Beweis für unsichtbare Taten. Glaube ist, wenn wir wissen, dass etwas geschehen muss, obwohl es nicht nur unsichtbar ist, sondern manchmal sogar unmöglich erscheint, und doch richten wir unser Handeln darauf aus, dieses Unsichtbare zu verwirklichen, unsere Träume zu verwirklichen oder, was viel besser ist, Gottes Plan zu verwirklichen. Und wir tun, was Gott von uns will, auch wenn es uns unlogisch erscheint, wenn es uns scheint, dass das den Werten der materiellen Welt widerspricht. Es ist einfacher, sich von dem mitreißen zu lassen, was Kohelet als Nichtigkeit bezeichnete, es ist einfacher, hier in der sichtbaren Welt Reichtum anzuhäufen als dort in der unsichtbaren Welt. Und wenn wir an unserem unsichtbaren Grundstück arbeiten, drücken wir unseren Glauben aus. Aber es lohnt sich zu beachten, dass der Glaube hier nicht nur ein Zustand des Menschen ist, nicht nur eine Gegebenheit der Vernunft, wie ich zum Beispiel glauben kann, dass Paris die Hauptstadt Frankreichs ist. Glaube ist nicht der Glaube an Fakten, sondern Glaube ist ein Tatbeweis des Unsichtbaren, das heißt, es handelt sich um die Ausführung des Unsichtbaren. Das Wort „Glaube“ ist ein Substantiv, das das Verb „glauben“, „handeln“, „das Unsichtbare sichtbar machen“ bezeichnet. Das ist Glaube.

(Hebr. 11,2-3)

Denn durch ihn haben die Alten Zeugnis erlangt. Aufgrund des Glaubens erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort erschaffen wurde und so aus Unsichtbarem das Sichtbare entstanden ist.

Das heißt, unsere Vorfahren haben uns ihren Glauben bezeugt. Mehr noch, alles, was wir in dem Moment haben, in dem der Autor das schreibt: die Stiftshütte und die erhaltene Thora und zu dieser Zeit viele Synagogen auf der ganzen Erde, viele Prediger und viel Wissen – all das zeugt vom Glauben der Ältesten, die mit ihrem Leben die Verwirklichung des Göttlichen näher brachten, auch wenn es ihnen unglaublich schwer fiel.

Die Geschichte des Glaubens beginnt der Autor von Anfang an, mit dem Buch Bereschit (1.Mose). Wir machen, wie gesagt, das Unsichtbare sichtbar, und durch den Glauben erkennen wir, dass das Wort Gottes dasselbe tut. Warum? Im ersten Kapitel des Buches Bereschit sehen wir, wie das Wort Gottes das Unsichtbare sichtbar macht, es macht aus dem Nichts etwas, schon das Verb ברא bara (erschaffen) bedeutet aus dem Nichts etwas zu machen ‒ das ist viel mehr, als das Unsichtbare sichtbar zu machen. Unser Glaube wird bereits am Anfang der Erschaffung der Welt durch die Erschaffung der Welt selbst bestätigt.

(Hebr. 11,4)

Durch Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain, durch welchen Glauben er das Zeugnis erhielt, gerecht zu sein, indem Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen Glauben redet er noch, obgleich er gestorben ist.

Abel ist der Sohn von Adam. Wie wir uns erinnern, brachte Kain ein Opfer dar aus den Früchten der Erde, die er aufgezogen hatte; Abel brachte ein Opfer aus dem Viehbestand (manche sagen aus Wolle, andere sagen, er habe ein Brandopfer dargebracht, das ist für uns hier nicht so wichtig).

Brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain“ ‒ uns liegen keine Quellen vor, anhand derer wir beurteilen könnten, warum war Abels Opfer besser als das von Kain. Kain war der Initiator der Opfergabe, Kain war der Erste, der das Opfer darbrachte. Und vielleicht geht es darum, dass, als Kains Opfer nicht angenommen wurde, Abel danach sein Opfer brachte, das heißt, er glaubte, dass die Annahme auch nach der Ablehnung noch möglich sei. Vielleicht war Abel von größerer Liebe zum Allmächtigen erfüllt, größerer Hingabe an den Allmächtigen, und sein Opfer war selbstloser als das von Kain.

Der Prophet Maleachi in Kapitel 3 prophezeit und verspricht: „Dann wird die Opfergabe Judas und Jerusalems dem HERRN angenehm sein, wie in den Tagen der Vorzeit und wie in den Jahren der Vergangenheit“. Kommentatoren sagen: „Wie in den Tagen der Vorzeit“ – das ist die Zeit Noahs nach der Sintflut, „wie in den Jahren der Vergangenheit“ – das ist in der Zeit von Abel, wie beim Opfer von Abel“. Darauf aufbauend lehrt der Midrasch, dass Abels Opfer spricht noch immer zu uns, ist für uns immer noch ein Beispiel des Glaubens, ein Beispiel für ein richtiges Opfer, und davon spricht der Autor hier, wenn er schreibt: „Durch diesen Glauben redet er noch, obgleich er gestorben ist“. Das heißt, dieses Opfer des gläubigen Menschen lehrt uns immer noch und ist für uns relevant, als Beispiel für das richtige Opfer.

(Hebr. 11,5-6)

Durch Glauben wurde Henoch entrückt, sodass er den Tod nicht sah, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe. – Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird.

Nach der jüdischen Tradition stieg Henoch in die himmlischen Welten auf. Er gefiel Gott, Henoch wandelte mit Gott und Er nahm ihn und erhob ihn, nach der jüdischen Tradition, in die Engelswelten. Gott zu gefallen ‒ ist ein Zeugnis des Glaubens, das heißt, Henoch erkannte die Existenz Gottes.

Denen, die Ihn suchen“ ‒ Das bedeutet nicht, dass Henoch hingegangen ist und Gott gesucht hat unter Büschen oder in die Höhlen und Mauselöcher geguckt hat. Das ist keine Suche nach Gott an sich, es ist unmöglich Ihn zu fangen, zu finden oder Ihn zu verfolgen. Die Ihn suchen, sind diejenigen, die suchen, wonach Er sucht. Diejenigen, die Seinen Willen suchen und diejenigen, die Seinen Willen tun, belohnt Gott. Und Henoch wandelte vor Gott, das heißt, er verwirklichte Seinen Plan, erfüllte Seinen Willen, und dafür nahm ihn Gott zu sich.

(Hebr. 11,7)

Durch Glauben baute Noah, als er eine göttliche Weisung über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses. Durch ihn verurteilte er die Welt und wurde Erbe der Gerechtigkeit, die nach dem Glauben ist.

Wie wir wissen, erhielt Noah die Offenbarung, dass es eine Flut geben würde und als Folge davon musste Noah zum Schutz vor dem Zorn Gottes, der sich in Form einer Flut auf die Erde ergießen würde, eine Arche bauen.

Verurteilte er die Welt“ ‒ das bedeutet nicht, dass Noah mit dem Finger auf die ganze Welt zeigte und sie verurteilte, man sollte es nicht so verstehen. Es geht darum, dass Noahs Glaube zu einer Verdammung für die ganze Welt wurde. Jeschua sagt auch, dass „die Einwohner von Ninwe werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen“ oder „da ist einer, der euch verklagt, Mosche“. Sein Glaube kann für uns ein Beispiel sein, dem wir folgen können, oder er kann ein Zeugnis gegen uns sein, alles hängt davon ab, wie wir uns verhalten.

(Hebr. 11,8-10)

Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme. Durch Glauben siedelte er sich im Land der Verheißung an wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.

Abraham verließ Ur und ging in ein viel weniger fruchtbares Land Israel, das viel weniger zum Leben geeignet war, in der Tat, ohne zu wissen, wohin er ging, und lebte in Zelten. Anscheinend wechselte er von einem sesshaften Lebensstil, der in Ur herrschte, zu einem nomadischen Lebensstil, er lebte wie ein Fremder, wohnte in Zelten mit Jitzchak, dem Miterben derselben Verheißung.

er erwartete die Stadt…deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ ‒ Worum geht es hier? Rabbi Johanan und Rabbi Hanina ben Tardion sagen, dass Abraham den Schöpfer erkannte und ihm wurde die Zukunft offenbart. Eine Prophezeiung wurde Abraham offenbart ‒ das Wissen über die Stadt Jerusalem, weil es in Buch Bereschit (1.Mose) steht, dass er sie adonaj ire nannte (der Herr wird sehen); und in Hesekiel 48 lesen wir, dass die Stadt, die geschaffen wurde, auch den Namen Adonaj tragen wird. Auch hier kann man über Exegese diskutieren, man kann über die Schlussfolgerungen des Midrasch diskutieren und sagen, dass es in Bereschit überhaupt nicht darüber geht, und die Interpretation ist völlig falsch. Aber der Verfasser des Hebräerbriefes spricht und lebt in der jüdischen Tradition, schreibt in der jüdischen Tradition und wird vom Heiligen Geist geführt. Daher werden einige Elemente teilweise oder sogar vollständig bestätigt, die für uns nicht als Teil der Schrift, sondern als Überlieferung aufbewahrt wurden. Und es ist die Überlieferung, die besagt, dass Gott Abraham Jerusalem gezeigt hat. Das ist nicht nur an dieser Stelle, es gibt auch einige Hinweise im Midraschim (auf die ich jetzt nicht eingehen werde), dass Abraham Jerusalem sah, nicht nur Jerusalem sah, sondern die Stadt sah, die nach dem Namen des Allerhöchsten genannt ist. Wie auch Jeschua sagte: „Abraham sah diesen Tag und freute sich“. Abraham sah Jerusalem nicht nur als Stadt ‒ Jerusalem selbst als Stadt wäre nichts Besonderes, Abraham sah eine Stadt, durch die der Herr offenbart wird.

(Hebr. 11,11)

Durch Glauben empfing er auch mit Sara, obwohl sie unfruchtbar war, Kraft, Nachkommenschaft zu zeugen, und zwar über die geeignete Zeit des Alters hinaus, weil er den für treu erachtete, der die Verheißung gegeben hatte.

Eine solche Aussage mag einigen ziemlich seltsam erscheinen, da man gerne über Sarah spricht, dass sie die Initiatorin der Geburt von Ischmael war. Man könnte sagen: „Sarah überredete Abraham, zu der Nebenfrau zu gehen und Ischmael zu zeugen. Wie kann der Autor von ihrem Glauben sprechen, wenn sie sehr oft als Beispiel für eine ungläubige Frau angeführt wird, die großes Unglück in die jüdische Geschichte gebracht hat (davon sprechen und christliche und einige jüdische Ausleger)?“ Gleichzeitig gibt es in Midraschim ein Verständnis, dass Sara zuallererst den Samen Abrahams reinigen wollte. Es gibt ein solches Verständnis über die Reinigung des Samens, dass der Same nach und nach gereinigt wurde: Zuerst trennte sich Ischmael ab und die erste Unreinheit ging weg; dann ging Esau von den Söhnen Itzhaks, und auch ein Teil der Unreinheit wich mit ihm; und so bis der Same vollkommene Reinheit in Jaakow erreicht hat, der Israel ist, dessen Söhne alle dem Allerhöchsten dienen.

Ein weiterer Hinweis auf Sarahs Glauben, den die Midraschim zitieren, ist Sarahs Bereitschaft, Ischmael wegzuschicken. Es scheint, dass selbst in dem Fall, in dem Abraham zweifelt und sagt: „Ach, lass uns nicht über den Samen von Sarah sprechen, wenn nur Ischmael vor Dir am Leben bleibt“, Sara diejenige ist, die darauf besteht, dass Ischmael weggeschickt wurde. Sie denkt nicht, dass Abraham ohne Samen bleiben wird, sie sorgt für die Reinheit ihrer Familie und bringt damit die Verwirklichung des Plans näher. Nochmals: Über diese Tradition kann man diskutieren, aber es gibt sie, und der Autor spricht auch darüber.

(Hebr. 11,12)

Deshalb sind auch von einem, und zwar Gestorbenen, so viele geboren worden wie die Sterne des Himmels an Menge und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählbar ist.

Traditionell wird davon ausgegangen, dass der Vergleich mit dem Himmel geistige Nähe bedeutet; es handelt sich dabei um Menschen, die spirituell nach dem Plan des Allmächtigen streben. Und das Wort Sand (chol) bedeutet auch „Alltag“, „Alltäglichkeit“, „ohne Heiligkeit“. Das heißt, von Abraham kamen viele, die Gott suchten, und einfach viele Völker. Es gibt unter anderen ein solches Verständnis. Aber es kann auch ein anderes Verständnis angewendet werden, und wir finden es auch in jüdischen Quellen, dass „wie der Sand am Meer“ ‒ Körper und „wie die Sterne des Himmels“ ‒ Seelen bedeutet. Das stimmt überhaupt mit dem Geist des Hebräerbriefes überein, der vom Maschiach bis in den Himmel spricht, von einem Menschen, der das Potenzial hat, den Himmel zu erreichen. Viele Körper, „wie der Sand am Meer“, in jedem von ihnen eine Seele, die bis zum Himmel reicht.

(Hebr. 11,13-14)

Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sondern sahen sie von fern und begrüßten sie und bekannten, dass sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien. Denn die, die solches sagen, zeigen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen.

Abraham selbst erlebte Jerusalem nicht, er erlebte Jeschua nicht, aber „er sah den Tag von fern und freute sich“. All diese Menschen haben auf Erden nicht empfangen und nicht gesehen, was sie bauten. Und, wie schon gesagt, sie „sammelten sich Schätze im Himmel“, sie sammelten sich Schätze beim Allmächtigen und glaubten, dass das auch auf Erden geschehen würde, aber auf Erden nannten sie sich „Fremde und ohne Bürgerrecht“. Jede Seele, die von Gott gekommen ist, will zurück in das Haus des Vaters, in das Haus des Allmächtigen, wenn sie nicht in das Netz dessen fällt, was im vorigen Kapitel gesagt wurde, das Kohelet injan ra nennt ‒ böse Absicht oder ein Verlangen, in dieser Welt zu bleiben, ein Verlangen, Schätze in dieser Welt zu sammeln. Das unterscheidet einen Gläubigen von einem Ungläubigen: Ein Gläubiger sammelt das Unsichtbare, und ein Ungläubiger sammelt das Sichtbare; ein Gläubiger macht das Unsichtbare sichtbar, bewirkt das Unsichtbare auf Erden, und ein Ungläubiger sammelt irdische Reichtümer dort an, wo sie geplündert werden.

(Hebr. 11,15-16)

Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgezogen waren, so hätten sie Zeit gehabt zurückzukehren. Jetzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist nach einem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.

Das heißt, wenn Abraham die ganze Zeit an das Haus seines Vaters gedacht hätte, aus dem er ausgezogen war, und sich nach Terach sehnte, dann hätte er zurückkehren können, denn Terach lebte noch viele Jahre, nachdem Abraham Ur verlassen hatte, nachdem Abraham ihn verlassen hatte. Hier gibt es eine gewisse Diskrepanz, und es betrifft die Rede von Stephanus, denn Stephanus sagt in der Apostelgeschichte, dass Abraham nach dem Tod seines Vaters auszog. Aber wenn wir das Buch Bereschit lesen, erhalten wir tatsächlich eine andere Arithmetik und es stellt sich heraus, dass Terach den Auszug Abrahams überlebt hat. Abraham konnte seinen Vater vermissen und in das Haus seines Vaters zurückkehren, aber er sehnte sich nach einem anderen Vaterland, sehnte sich nach der Stadt, die Gott für ihn bereitet hatte, über die wir bereits zuvor gesprochen haben.

(Hebr. 11,17-19)

Durch Glauben hat Abraham, als er geprüft wurde, den Isaak dargebracht, und er, der die Verheißungen empfangen hatte, brachte den einzigen Sohn dar, über den gesagt worden war (1.Mose 21,12): »In Isaak soll deine Nachkommenschaft genannt werden«, indem er dachte, dass Gott auch aus den Toten erwecken könne, von woher er ihn auch im Gleichnis empfing.

Abraham tat das scheinbar Unglaubliche: Als Gott ihm einen Sohn versprach und er nach langer Unfruchtbarkeit einen Sohn bekam, und dieser Sohn aufwuchs, antwortete Abraham auf den Ruf Gottes, er antwortete mit „Ja“ auf Gottes Prüfung, auf Gottes Aufforderung, den Itzhak zu opfern. Der Autor offenbart uns hier wieder etwas, was nicht in der Schrift stand, der Autor beruft sich auf die Überlieferung und sagt, dass Abraham glaubte, dass Gott Itzhak auferwecken würde und ihn somit als Vorzeichen empfing. Itzhak, der vom Altar herunterkam, ist das Vorzeichen für Jeschua, der von den Toten auferstanden ist.

In Isaak soll deine Nachkommenschaft genannt werden“ – denn Itzhak ist ein Prototyp von Jeschua. Nach einigen Midraschim vergoss Abraham einen Teil des Blutes von Itzhak, das heißt, dieses Opfer fand statt und das ist auch ein Vorzeichen für den Tod und die Auferstehung von Jeschua.

(Hebr. 11,20-22)

Durch Glauben segnete Isaak auch im Hinblick auf zukünftige Dinge den Jakob und den Esau. Durch Glauben segnete Jakob sterbend einen jeden der Söhne Josefs und betete an über der Spitze seines Stabes. Durch Glauben gedachte Josef sterbend des Auszugs der Söhne Israel und traf Anordnung wegen seiner Gebeine.

Josef starb in Ägypten, umgeben von allerlei Ehrungen, er starb in einer sehr hohen Position. Vor seinem Tod kümmerte sich Josef sehr um sein Volk, dass der Pharao dem Volk einen guten Weideplatz gab, und es scheint, dass Josef dafür sorgte, dass das Volk wirtschaftlich und politisch und in jeder anderen Sicherheit war. Und es könnte Josef egal sein, dass seine Gebeine irgendwohin zurückkehrten: Das Volk ließ sich in Ägypten nieder und lebte hier gut. Warum sollten wir gehen und warum brauchen wir alija (die Rückkehr, wörtl. Aufstieg) und die israelische Staatsbürgerschaft? Aber Josef kümmerte sich sogar im Sterben um seine Gebeine, das heißt, er wollte sogar seine Gebeine in das Land Israel zurückbringen. Immerhin geht der Autor davon aus, dass die Auferstehung mit dem Heiligen Land beginnt. Josef erinnerte sich, dass sein Volk Ägypten verlassen würde, dass das Volk in das Land Israel zurückkehren würde und sich sogar um die Gebeine kümmern würde, obwohl, wenn man so denkt, was für einen Unterschied es für den Toten macht, wo er liegt?

(Hebr. 11,23)

Durch Glauben wurde Mosche nach seiner Geburt drei Monate von seinen Eltern verborgen, weil sie sahen, dass das Kind schön war; und sie fürchteten das Gebot des Königs nicht.

Wir wissen, dass seine Mutter, als Mosche geboren wurde, sah ki tov (dass er gut ist) – das ist dasselbe, was der Schöpfer sah, als Er das Licht sah, es heißt: „Und der Allerhöchste sah das Licht, dass er gut ist.“ Es gibt noch eine Parallele: Wir wissen, dass wir heute in einer Welt leben, in der Himmelskörper leuchten, wir empfangen Sonnenlicht und reflektiertes Mondlicht, nachts leben wir vom Licht der Sterne, wir haben nicht genau das Licht, das in Bereschit geschaffen wurde. Einige Midraschim sagen, dass er unter dem Thron der Herrlichkeit verborgen ist, andere sagen, dass er wird für die Zeit des Maschiach aufbewahrt, dass er im Maschiach offenbart werden wird. Und im Buch Schemot (2.Mose) gibt es eine Parallele, dass Mutter das Licht in Mosche sah und ihn versteckte, sie war nicht bereit für seinen Tod und versteckte ihn, weil sie keine Angst vor dem königlichen Befehl hatte.

(Hebr. 11,24-26)

Durch Glauben weigerte sich Mosche, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen, und zog es vor, lieber zusammen mit dem Volk Gottes geplagt zu werden, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung.

Hier geht es nicht darum, dass Mosche die Absage an die Tochter des Pharao geschrieben hat, hier geht es um die Entscheidung, die er getroffen hat. Nochmals: Mosche konnte ein gutes, sorgloses Leben im Haus des Pharaos führen, nicht nur in einem reichen Haus, sondern auch in einem vertrauten Haus, in dem Haus, in dem er aufgewachsen war, aber Mosche zog es vor, mit seinem Volk zu leiden, Mosche bevorzugte „die Schmach Christi“. Er zog es vor, an der Demütigung Christi teilzunehmen, indem er die kommenden Leiden des Maschiach sah oder davon wusste. Das heißt, jede Demütigung, den eine Person für die Erfüllung des göttlichen Plans annimmt, kann als „die Schmach des Maschiach“ bezeichnet werden, der Autor wird weiter noch darüber sprechen. Mosche, der den Maschiach noch nicht kannte, hatte bereits vor seiner Ankunft „die Schmach des Maschiach“ allen Schätzen Ägyptens vorgezogen. Warum? Weil er schaute auf die Stadt, die Abraham sah, schaute und sah, dass es besser ist, Schätze im Himmel zu sammeln.

(Hebr. 11,27)

Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht; denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren.

Wie auch seine Mutter, hatte Mosche keine Angst vor dem Zorn des Königs. Auch hier geht es beim Glauben um Werke, die den Unsichtbaren sichtbar machen.

(Hebr. 11,28)

Durch Glauben hat er das Passah gefeiert und die Bestreichung mit Blut ausgeführt, damit der Verderber der Erstgeburt sie nicht antastete.

Hier geht es darum, dass Mosche seinen Glauben an das Volk getragen hat.

(Hebr. 11,29)

Durch Glauben gingen sie durch das Rote Meer wie über trockenes Land, während die Ägypter, als sie es versuchten, verschlungen wurden.

Das Volk betrat das Meer durch den Glauben und ging durch das Meer. Das Volk Israel ging durch das Meer, aber die Ägypter gingen nicht im Glauben, sondern ahmten einfach Israel nach oder dachten überhaupt nicht an Nachahmung oder Glauben, sondern sie sahen das offene Meer, und sie gingen hinein und starben. Das heißt, eine Handlung ohne Glauben, auch wenn sie wie eine Glaubenshandlung aussieht, kann mit dem Tod enden.

(Hebr. 11,30-31)

Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos, nachdem sie sieben Tage umzogen worden waren. Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungehorsamen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte.

Das ist bereits aus dem Buch von Jehoschua bin Nun. Wir wissen, dass die Mauern von Jericho gefallen sind, nachdem das Volk sieben Tage um sie herumgezogen war. Und auch die Hure Rahab ging Risiken ein. Wie wir uns erinnern, kamen Männer vom König zu ihr und fragten nach den Spähern. Und damals hätten sie sie durchaus hinrichten können, aber sie sagte, dass sie wisse, was Gott in seinem Volk tat. Daran wollte sie teilnehmen, also begab sie sich auch in Gefahr und ging gegen den Willen des Königs, und starb deshalb nicht mit den Ungläubigen.

(Hebr. 11,32-34)

Und was soll ich noch sagen? Denn die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon, Barak, Simson, Jeftah, David und Samuel und den Propheten, die durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, der Löwen Rachen verstopften, des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampf stark wurden, der Fremden Heere zurücktrieben.

Ich denke, jeder hat den Tanach gelesen, jeder kennt Gideon und Barak und Schimschon und Iftah. Wir können viele seltsame Dinge über Schimschon sagen: Schimschon ist nicht für jeden ein Beispiel für Rechtschaffenheit, ich denke, er wäre wegen seines Verhaltens gegenüber Frauen aus jeder Kirche geworfen worden. Außerdem kann man sofort an Schimschon das Etikett eines Selbstmörders aufkleben und sagen, dass er überhaupt nichts erbt. Aber wir haben Beweise vom Autor des Hebräerbriefes, dass Schimschon im Geiste handelte, selbst wenn es uns unlogisch, ungerecht oder unrein erscheint. Wir sehen, dass er einige Taten vollbracht hat, die für uns schwierig wären, es wäre schwierig zu sagen: „Meine Seele sterbe mit den Philistern!“, so wie Schimschon sagte.

Iftah, der sich (obwohl Gott nicht zu ihm sprach) einem völlig ungleichen Feind entgegenstellte und gewann.

David, der zum Königreich gesalbt wurde und zurückkehrte, um die Schafe zu hüten, und dann als Hofmusiker im Palast landete. Und wie viele verwinkelte Wege dieser Mann durchmachte und wie schwer sein Leben war ‒ aber er bewahrte den Glauben.

Wir können uns auch an Abraham erinnern, der sich fünf Königen widersetzte und fünf Könige vertrieb (es gibt eine Verheißung, dass „Tausende vor jedem fliehen werden“).

(Hebr. 11,35-37)

Frauen erhielten ihre Toten durch Auferstehung wieder; andere aber wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen, um eine bessere Auferstehung zu erlangen. Andere aber wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht, dazu durch Fesseln und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt, zersägt, starben den Tod durch das Schwert, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, Mangel leidend, bedrängt, geplagt.

Hier sagt der Autor, dass nicht alle Glaubenskäpfe mit einem „Happy End“ endeten, es endete nicht immer gut, wie es in alten Hollywood-Filmen der Fall ist. Manchmal erlitten die Menschen den Märtyrertod, weil sie die Befreiung nicht annahmen, aber glaubten, dass sie eine bessere Auferstehung erhalten würden und dass auch wir werden eine bessere Auferstehung erleben, wir werden zum himmlischen Fest gerufen.

Die Menschen erlebten Qualen und erhielten manchmal keine Erlösung im irdischen Leben, der Autor des Briefes spricht darüber. In der Legende „Die Himmelfahrt Jesajas“ gibt es eine Geschichte, dass Jesaja sich in einem Baum versteckte und durchgesägt wurde ‒ er starb einen sehr schweren Tod.

In Ziegenfellen“ ‒ das war eine der Folterungen, wenn einer Person das Fell über den Kopf gezogen wurde. Es trocknete aus, zog den Kopf zusammen und die Haare begannen unter dem Fell zu wachsen ‒ es verursachte sehr schwere Qualen.

(Hebr. 11,38-40)

Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde. Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erhielten, haben die Verheißung nicht erlangt, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet werden.

Das ist ein sehr interessanter Satz, er findet sich auch im rabbinischen Judentum, zum Beispiel heißt es über Elieser von Modin: „Die ganze Welt ist meines Sohnes Elieser nicht wert (das heißt, seine Existenz ist gerechtfertigter als die Existenz der ganzen Welt), und eine Handvoll Schoten für eine Woche ist genug für ihn.“ Menschen mit der größten Rechtschaffenheit, der größten Heiligkeit, der größten Annäherung an den Schöpfer wanderten umher und erlitten Erniedrigungen. Kohelet sagt das auch: „Da sind Gerechte, denen es nach dem Tun der Ungerechten ergeht, und da sind Ungerechte, denen es nach dem Tun der Gerechten ergeht.“

Da Gott für uns“ ‒ um wen geht es hier? Über uns zusammen mit ihnen, über uns Gläubigen, von denen sie ein Teil sind. Gott hat dafür gesorgt, dass sie ein Teil von uns werden, dass sie zusammen mit uns zur Vollkommenheit gelangen, dass ihr Beitrag, ihr Glaube, ihr Handeln die Vollkommenheit näher bringen. Das kann man am Beispiel meines Großvaters sagen, der in der Nähe von Kiew starb und doch am Sieg im Krieg teilnahm; das kann man über die Menschen sagen, die eine Stadt bauten, aber sie sahen sie nicht vollständig gebaut, trotzdem gehören sie zu Organisatoren dieser Stadt. Und all die Menschen, deren Glaubensleistung hier im 11 Kapitel des Hebräerbriefes beschrieben wird ‒ sie sind alle Teil der Struktur der himmlischen Stiftshütte, Teil des himmlischen Festes. Ich höre oft, wie Menschen verurteilen und sagen: „Hier, das ist alles Altes Testament, aber wir sind cooler, wir sind besser…“. Nein, wir können nicht existieren, wenn sie nicht Teil von uns sind, wenn wir nicht eins mit ihnen sind, wenn wir nicht erben, was sie uns gegeben haben. Darüber hinaus sollten sie uns in jenen Momenten, in denen wir Leid erfahren, und noch mehr in jenen Momenten, in denen es uns gut geht, ein Beispiel für unseren Glauben sein. Sie sind unsere Lehrer, sie sind Teil unserer Tradition, Teil der Erbauer der himmlischen Stadt, ohne die Gott diese Stiftshütte nicht bauen wollte. Gott hat sie berufen und sie sind auch Teil jener himmlischen Berufung, zu der wir berufen sind, mit der der Autor begann: Abraham sah die Stadt Jerusalem.

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