Kommentar zum Hebräerbrief Kap.1

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(Hebr.1,1-2)

Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten,
hat Er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den Er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den Er auch die Welten gemacht hat;

Am Anfang des Briefes treffen wir das Wort „πολύμέρος“ (polymeros) ‒ vielfältig, sehr ähnlich dem modernen Konzept von „Polymeren“ und tatsächlich sind sie wirklich dasselbe. Was ist ein Polymer? Ein Polymer ist eine komplexe Verbindung aus sogenannten Einheiten, die aus verschiedenen Komponenten bestehen. Zum Beispiel ist ein Proteinmolekül ein Polymer; die berühmte DNA, auch das „menschliche Genom“ genannt ‒ ist ein Polymer, es besteht aus vielen, vielen, vielen Teilen; und viele Dinge auf der Welt bestehen aus vielen Teilen. Heute wird der Begriff „Polymer“ mit Chemie in Verbindung gebracht, in den 30er Jahren wurde die erste Produktion von Polymerharzen gestartet. Leo Baekeland tat es, wenn ich mich nicht irre, in Belgien, daher wird der Begriff Polymer eher mit Kunststoff in Verbindung gebracht, aber jede Substanz, die eine solche komplexe Formel hat, jede komplexe Verbindung ist ein Polymer.

Das Wort „πολύμέρος“ (polymeros), wird in manchen Übersetzungen als „viele Male“ übersetzt. Tatsächlich bedeutet das Wort „πολύμέρος“ ‒ viele Teile, bestehend aus vielen Teilen, es unterscheidet sich stark von „viele Male“. „Viele Male“ ist, wenn jemand dasselbe viele Male wiederholt. Viele Teile ist ein Prozess, wenn die Offenlegung eines Prozesses in Teilen erfolgt.

Wenn wir in der Sprache der Heiligen Schrift über Erlösung sprechen: Es gibt Noah, es gibt Abraham, es gibt David, es gibt Maschiach: und all diese Stadien sind die kleineren Stadien des langen Weges zu Maschiach, das heißt, Gott rettet nicht die Welt, als würde Er das Lichtschalter drücken, sondern Gott erschafft die Erlösung als einen Prozess. Wofür? Damit die ganze Menschheit an diesem Prozess Mitarbeiter sein kann. Gottes Heilsplan ist vielteilig, deshalb entstand das Unverständnis, das auch Kohelet hatte. Es scheint also, dass Gott Abraham aus Ur gezogen hat, er hat ihn förmlich gerettet; Er zog Lot heraus, schickte eine besondere Engelsexpedition, und auch dort ist nicht alles einfach gelaufen; Gott plant eine Geschichte mit Joseph, der in ägyptische Sklaverei fällt, dann steigt das gesamte Volk Israel dort hinab (nach einer Version sind es 70 Seelen, nach einer anderen 75) ‒ und das ist auch Teil des göttlichen Plans, Gott hat das Abraham im Voraus gesagt. Der Schöpfer selbst wird in vielen Teilen offenbart, Sein Plan ist vielteilig, mehrstufig. Diese mehrstufige Struktur war für viele Menschen ein Fallstrick, wovon Kohelet auch spricht. Wir sehen das Ergebnis nicht sofort, es gibt nicht etwas wie: ein Schweinefleischbrot gegessen ‒ gestorben; am Samstag eine Zigarette angezündet ‒ gestorben; einer alten Frau über die Straße geholfen ‒ auf der anderen Seite liegt eine Packung Hundert-Dollar-Scheine… Es passiert so nicht. Belohnung und Bestrafung suchen lange ihre Helden. Manche göttlichen Prozesse dauern lange und wir fragen oft: „Wächter, wie lang ist noch die Nacht? Wächter, wie lang ist noch die Nacht?“, und der Wächter antwortet: „Der Morgen naht, und doch ist es Nacht“. Gottes Errettung kann enthalten den Abstieg nach Ägypten, den Abstieg nach Babylon, das Hinfallen, das Einschließen aller in Ungehorsam, um sich aller zu erbarmen, und so weiter… Gottes Plan, er besteht aus vielen Teilen und über diesen vielen Teilen spricht das Wort „polymeros“.

Das nächste Wort, das wir betrachten werden, ist „πολυτροπως“ (polytropos)‒ übersetzt mit „vielerlei Weise“. Das Wort „πολυτροπως“ (polytropos) besteht aus zwei Wörtern: Das Wort „πολυ“ bedeutet viel und das Wort „τροπως“ bedeutet etwas, das uns in irgendeiner Form offenbart wird. Geben wir ein paar Beispiele, die für uns nützlich sein werden, um den Text zu verstehen. Es gibt ein Konzept von „Finger Gottes“, das „sahen“ Ägyptische Zauberer und Magier und sagten: „Das ist der Finger Gottes“; Israel sah „die mächtige Hand Gottes“ am Schilfmeer. Gott offenbart sich in verschiedenen Bildern, durch verschiedene Formen offenbart Er sich sowohl den Propheten als auch Israel… Wir lesen viel darüber im Midraschim (Überlieferungen), zum Beispiel gibt es Erzählungen darüber, dass Gott mit verschiedenen Gesichtsausdrücken zu den Menschen am Sinai gesprochen hat: Als Er über die Belohnung für die Gerechten sprach ‒ sprach Er mit einem freundlichen, leuchtenden Gesicht; als Er über die Bestrafung von Sündern sprach – sprach Er mit düsterem Gesicht… Nach einigen Midraschim sprach Gott auf dem Berg Sinai zu jeder Person mit dem speziell für sie bestimmten Gesichtsausdruck ‒ jeder sah sein eigenes Antlitz Gottes. Es gibt auch Erzählungen, dass Gott sich auf dem Meer als junger Mann dem Israel offenbarte, und auf dem Berg Sinai als älterer Herr. Es gibt außerdem einen Midrasch darüber, wie Kinder das Bild des Höchsten erkannt haben. Nach diesem Midrasch starben Babys nicht, die in den Fluss geworfen wurden, sie wurden von einem bestimmten jungen Mann gerettet, der sie mit Milch aus seinem Finger fütterte. Und später, als das Meer geteilt wurde, erkannten sie diesen jungen Mann im Allmächtigen, hoben ihre kleinen Finger und sagten: „Hier ist mein Gott, und ich werde Ihn verherrlichen!“ (Siehe 2.Mose 15. Ich erzähle euch nur Midraschim dazu). Selbst wenn wir die Midraschim beiseitelegen, wissen wir, dass es Visionen von Hesekiel gab ‒ die Herrlichkeit Gottes. Wir wissen, dass sich Gott den Propheten und Israel wirklich in vielen verschiedenen Bildern offenbart hat – auch das ist Teil Seines Plans, ein durchdachter Teil von allem.

Weiter heißt es, dass Gott von alters her auf diese zwei Weisen sprach: „polymeros“ und „polytropos“ – in den Propheten. Das heißt, es gab eine Zeit der Propheten, Gott sprach durch die, sogar ganz Israel auf dem Berg Sinai konnte mit den Propheten verglichen werden, wir kommunizierten mit dem Allmächtigen nicht von Angesicht zu Angesicht, wie Mosche, und doch, existiert hier eine bestimmte Ähnlichkeit.

Vielseitig und in vielerlei Weise hat Gott durch die Propheten gesprochen ‒ es scheint, dass das eine wunderbare Sache ist. Was könnte besser sein als das? So wurde Gottes Plan ausgeführt! Nur das lässt uns mit offenem Mund zurück, wie es in einem Gedicht heißt: „Das ist cool! Und wozu ist das?“ Warum hat Gott all diese Gespräche mit den Menschen überhaupt begonnen? Und warum hat Er ihn erschaffen? Warum braucht Er das alles? Diese Frage wurde auch von Kohelet gestellt, oder besser gesagt Kohelet sagte, dass nach seinen Beobachtungen die gesamte Menschheit diese Fragen sich stellt. Und der Hebräerbrief gibt eine Antwort auf diese Fragen, bzw. kündigt an, eine Antwort auf diese Fragen zu geben.

Machen wir einen kleinen „Exkurs“ und sagen wir ein paar Worte zur damaligen Struktur von Büchern im Allgemeinen. Oft wurde am Anfang des Buches, wie jetzt am Anfang des wissenschaftlichen Artikels, eine kurze Zusammenfassung des Themas abgedruckt, das in diesem Buch diskutiert wird. Zum Beispiel verkünden der Prolog des Johannesevangeliums oder die ersten Verse des Johannesevangeliums, den Inhalt des Johannesevangeliums. Wir haben vor Kurzem über das Buch Kohelet gesprochen, es hat auch einen Prolog, das war eben so eine Art zu sprechen. Und die ersten vier Verse des Hebräerbriefes ‒ sind eine Ankündigung der Gesprächsthema.

Und im zweiten Vers heißt es im Hebräerbrief: in εσχατων (eschatos) ‒ in letzten Tagen. Es gibt eine ganze Wissenschaft der Eschatologie, die Wissenschaft der Endzeit, die Wissenschaft vom Ende der Welt, das Ende der Finsternis, die Wissenschaft der letzten Zeit, darüber, wie alles enden wird.

Hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn. Stellt euch ein solches Bild vor: Gott offenbarte einem Menschen unterschiedliche Gesichtsausdrücke, in vielen Teilen. Viele Teile ‒ das ist nicht nur immer ein Teil, sondern jedes Mal zeigte Gott verschiedene Teile als eine Art Bild, das Stück für Stück geöffnet wurde und in den letzten Tagen öffnete Er alles, indem Er sprach im Sohn. Das heißt, der Sohn erscheint auf der Bühne des Heilsplanes Gottes. „Ein Sohn“ ‒ in menschlicher Sprache ist das, was ein Mensch gebiert, er ist die Quintessenz eines Menschen, ein Bild des Menschen, das nach ihm weiterlebt. Es heißt: Adam gebar nach seinem eigenen Ebenbild. Jeder gebiert nach seinem eigenen Ebenbild. Da sind wir wieder bei Thema DNA, dem Genom, das es uns ermöglicht, Kinder wie wir zu machen.

Gott wurde in der Welt durch den Sohn geoffenbart, das heißt durch jemanden, der das Göttliche absolut in sich enthält, nicht mehr in vielen Teilen, sondern in einem einzigen Ganzen. Deshalb hat Er, als Er in dem Sohn offenbart wurde, diesen Sohn, durch den Er geredet hat, zum Erben von allem gesetzt. Es ist wichtig, auf das Wort „Erbe“ zu achten. Normalerweise der Erbe ist derjenige, der nach dem Tod seiner Eltern ihr Vermögen erbt, aber natürlich ist Gott nicht gestorben, um etwas von Ihm zu vererben, und das Wort „Erbe“ hier sollte besser verstanden werden wie „ein Verwalter“. Über Mosche heißt es: Mosche sei neeman gewesen – treu im ganzen Haus, er wurde zum Fürsten Israels. Das heißt, es gibt ein Projekt „Israel“ und Mosche wurde im Namen des Allmächtigen für einige Zeit zum Manager einer Firma namens „Israel“ ernannt, und Gott sagte: „Hier ist er Mein treuer Diener, in Meinem ganzen Haus erwies er sich als treu“ ‒ dort, wo er hingestellt wurde. Und der Sohn wurde der Haushalter von allem. Das heißt (erinnern wir uns noch einmal daran, wir werden sehr oft auf diesen Vers zurückkommen, denn dieser Vers für uns wirklich sehr wichtig ist, weil er die gesamte Schöpfung des Menschen widerspiegelt, die ganze Wissenschaft von der Erschaffung des Menschen): Gott erschafft den Menschen und sagt: Wir erschaffen den Menschen, damit er über Vögel, Fische und über die ganze Erde herrschte. Und so war es im Plan Gottes, in den vielteiligen und wiederholten Offenbarungen Gottes war das Ziel, jemanden zu bringen, der der Herrscher über alles sein würde, wo Adam nicht standhielt.

Die Welten gemacht hat ‒ „αιωνας“ (Äonen), Er schuf Zeiten, Welten, Epochen. Ein Wort mit einer sehr weiten Bedeutung. In dem Traktat Sanhedrin (Talmud) diskutieren die Weisen die Kompetenzstufe der Propheten, sie diskutieren unser Thema und dort wird die Meinung geäußert, dass alle Propheten über die Zeit vor dem Maschiach gesprochen haben, aber was in der Zeit des Maschiachs geschehen würde „die Augen haben nicht gesehen“, das heißt, die Propheten kamen nicht dorthin.

Einer der Rabbiner sagt: „Alle Zeiten sind die Zeiten des Maschiach, alles wurde für den Maschiach geschaffen“. Lesen wir das erste Wort der Tora: das Wort בראשית (bereschít) ‒ für den Anfang und betrachten Präposition ב (be) näher. Diese Präposition kann bedeuten: Anfang, wie ein Werkzeug, wie eine Axt, ein Hammer, Zange, das heißt ‒ mit Hilfe von Anfang. Eine andere Bedeutung ist „für etwas“ ‒ für den Anfang, und der Anfang von allem ist Maschiach. Es gibt einen Midrasch darüber, dass der Name des Maschiach bereits vor der Erschaffung der Welt existierte, außerdem lag er bereits auf dem Altar.

Der Hebräerbrief sagt hier, dass endlich, endlich, in den letzten Tagen Gott durch den Sohn offenbart wurde, für den alles bestimmt war. Die Urteile, die Enthüllungen der Pläne, über die Kohelet gesprochen hat, sind vollbracht.

(Hebr. 1,3-4)

Er, der Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und Abdruck Seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort Seiner Macht trägt, hat sich, nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt; und er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen geerbt hat.

Der Sohn (wir wissen noch nicht aus dem Brief, dass er ein Maschiach ist) hat zwei Eigenschaften. Als Person ist er bezalmo bezelam (nach Seinem Bild und Ähnlichkeit), aber „das Bild und die Ähnlichkeit“ sind kein Gesichtsprofil seitlich und von vorn, es ist keine Form und kein Bild und keine Zusammensetzung, der Allmächtige hat natürlich ein anderes Wesen. In „Psikta Rabati“ Teil 21 (Talmud) wird etwas interessantes über gewöhnliche Könige gesagt: „Ein gewöhnlicher König ist entweder gutaussehend oder stark“. Damals achteten starke Menschen nicht auf ihre Ästhetik, es gab nicht Peeling für Männer, sie aßen nicht gesundes Essen und sahen nicht gut aus. Diejenigen, die gut aussahen, waren nicht stark ‒ jedenfalls wird eine solche Vorstellung durch dieses Gleichnis aufgezeigt. So ist die Eigenschaft eines jeden, der aus Fleisch und Blut ist: er ist entweder stark oder schön. Und der Allmächtige hat auch zwei Komponenten (es ist nicht so, dass der Allmächtige stark und schön ist, es ist dumm, Ihn mit einem Menschen zu vergleichen). Der Allmächtige hat Hod (Herrlichkeit) und Adir (Erhabenheit). Der Midrasch sagt, dass der Allmächtige Mosche Seine Herrlichkeit (Hod) gab, und Seine Erhabenheit (Adir) gab Er Josua. Letztendlich wird der Allmächtige dem Maschiach das alles geben. Wir werden nicht darauf jetzt eingehen, weil wir es später analysieren werden, denn die ganze Bedeutung, die ganze Quintessenz des Hebräerbriefes wird von Anfang an so dargestellt, dass Maschiach alles in sich vereint.

Und Paulus sagt dasselbe: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2,9), das heißt, wenn wir Maschiach haben, haben wir das ganze Paket von allem, was wir brauchen um Gott zu erkennen, die ganze Göttlichkeit wurde im Maschiach offenbart: sowohl Hod als auch Adir. Rabbi Schimon ben Pazi sagt in dem Buch „Jalkut Schimoni“, dass der Allmächtige den Maschiach auffüllen wird, Er wird den Maschiach mit Herrlichkeit vom Rand des Himmels bis zum Rand des Himmels offenbaren, ihn mit Glanz Seiner Ehre erfüllen. Und hier steht: Er würde dem Maschiach sozusagen den Glanz Seiner Ehre geben, nämlich Ziv Kvodó (Glanz Seiner Ehre). Das Wort Kavód bedeutet Ehre, die der Allmächtige niemandem anderen zu geben verspricht (Jes. 42,8). So gibt Er nicht Seine Ehre, sondern Er wird den Glanz der Ehre geben… Wie der Maschiach von sich selbst bezeugt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Hier befinden wir uns natürlich auf dem wackeligen Boden der Argumentation über die Natur des Maschiach und müssen diesen wackeligen Boden durchgehen, aber im Moment sind wir mit der Einführung, mit Zusammenfassung der Briefthema beschäftigt.

Was wurde noch über den Maschiach gesagt? Dass er „alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt“, wie geschrieben steht: בדבר יהוה שמים נעשו (bidvár adonái schamáyim naasú) ‒ Durch des Herrn Wort ist der Himmel gemacht; und bei Johannes wird Maschiach „das Wort“ genannt. Darüber, wie der Maschiach und das Wort verbunden sind und warum er den Himmel trägt, warum alles auf ihm gegründet ist, werden wir auch im Verlauf des Briefes sprechen.

Hat sich, nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt ‒ das Wort „μεγαλωσυνης“ (Megalosonus) – Größe, Majestät weist auf den Allmächtigen hin: rechts vom Allmächtigen, zur Rechten des Allmächtigen. Im Allgemeinen gibt es gewisse Schwierigkeiten bei der Verwendung des Namen Gottes im Neuen Testament: Menschen haben zu Recht davon Abstand genommen, diesen Namen wahllos und zufällig zu verwenden, sogar in allen Schriften von Neuen Testament wird der Name des Allerhöchsten nicht verwendet, man sagt „der Herr“, „der Himmel“ und hier – „Majestät“.

Auch hier müssen wir verstehen, dass es sich um ein bestimmtes Bild handelt: Gott hat keine rechte Seite, ganz zu schweigen dass der Glanz Seiner Ehre keine rechte Seite hat. Auf der rechten Seite sitzt derjenige, der das Maß des Gerichts darstellt und auch das ist nur ein Bild. Tatsächlich sitzt der Maschiach nicht zur Rechten Gottes, weil Er keine rechte Hand hat, aber wir werden später noch einmal über „Setze dich zu Meiner Rechten“ sprechen.

Versuchen wir zu verstehen, was es bedeutet, dass „er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat“. Es gibt ein Gleichnis (uralter Midrasch „Psikta Rabati“; es ist keine Neuigkeit für das Judentum, dass der Maschiach für die Menschen leidet): Gott sagt dem Maschiach: „Ich habe viele Sünden für alle Menschen angesammelt, bist du bereit, für sie zu leiden, so das deine Zunge an deiner Kehle klebt? Bist du bereit, dafür zu leiden?“ Und der Maschiach sagt: „Ich bin bereit, sowohl für die, die leben werden, als auch für die, die bereits im Staub schlafen, zu leiden. Ich bin bereit, für alle zu leiden“, ‒ und tatsächlich, dank dieser Bereitschaft existiert die ganze Welt zu allen Zeiten. Im Allgemeinen ist die Existenz eines Menschen möglich, weil der Maschiach durch seine Leiden und buchstäblich mit seinem Blut Sünden reinigt. Der Brief wird weiter darüber sprechen: wie es technisch durchgeführt wurde, wie er mit Blut in das Allerheiligste eintrat, wie er sich von gewöhnlichen Priestern unterscheidet, die das sonst taten. Der Brief markiert die wichtigsten Ereignisse, die stattgefunden haben. Früher sprach Gott mit Menschen, Er offenbarte sich teilweise und in Etappen, jetzt hat Er sich in Seinem Sohn als Ganzes gleichzeitig offenbart, das heißt durch vollständige Offenbarung. Sein Sohn war von Ewigkeit her vorherbestimmt, durch ihn und ihm zuliebe war alles erschaffen. Und das heißt, dass Universum (der Plan Gottes) geht dem Ende zu, er ist auf der Zielgeraden, sportlich gesprochen. Und das ist ein großes Wunder, Gott sei Dank! Der Maschiach führte die Reinigung von Sünden durch und setzte sich zur Rechten des Allerhöchsten, wie auch Psalmen darüber sprechen.

Er ist um so viel erhabener geworden als die Engel ‒ Hier wurde zum ersten Mal der Begriff besser ‒ מטיב (mejtív) verwendet: Das heißt, Gott sprach durch die Propheten – und es war gut, niemand sagt, dass es schlecht war ‒ jetzt hat Er sich durch den Sohn offenbart und das ist besser, das ist viel besser. Dieses Thema, dass „das, was geschehen ist ‒ ist besser als das, was vorher war“ – das ist das Hauptthema des Hebräerbriefes.

Wir werden darüber sprechen, wer die Engel sind, und was das überhaupt mit Engeln zu tun hat, wir werden es herausfinden. Aber jetzt sagt uns das Hebräerbrief, dass der Maschiach viel besser ist als die Engel. Und was der Verfasser bereits beschrieben hat (dass der Maschiach der Erbe (der Verwalter) von allem ist), stellt bereits klar, dass er besser ist als die Engel. Auch wenn man sich die Engel der Länder aus dem Buch Daniel anschaut, wenn man Engel als Dienstgeister versteht ‒ wurde keiner der Engel jemals das Haupt von allem. Es gibt zum Beispiel Michael ‒ den Schutzengel Israels, unseren Erzengel, es gibt verschiedene andere „Dienste und Abteilungen“ (man kann darüber sprechen, warum das alles benötigt wird), aber es ist der Maschiach – er ist über alles gestellt und ist für alles verantwortlich, und mit einer so hohen Position ist er so viel besser als die Engel, wie seine Position größer als ihre ist. Und da seine Größe unendlich ist, ist der Maschiach, der Sohn Gottes, der hier noch nicht Maschiach genannt wird, unendlich besser als Engel.

(Hebr. 1,5-6)

Denn zu welchem der Engel hat er jemals gesagt: »Mein Sohn bist du, Ich habe dich heute gezeugt«?, und wiederum: »Ich werde ihm Vater und er wird Mir Sohn sein«? Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: »Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten!«

In der Fortsetzung des ersten Kapitels zitiert der Autor fast die ganze Zeit etwas und zitiert das eigentlich um etwas zu argumentieren, um seine letzte These zu beweisen: der Sohn ist den Engeln überlegen. Im Laufe seiner Argumentation werden wir verstehen, warum er es tut.

Denn zu welchem der Engel hat er jemals gesagt: „Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt“? ‒ Das ist ein Zitat aus Psalm 2,7. Der Psalm 2 gilt als messianisch, er spricht vom Maschiach als dem König. Verschiedene Kommentatoren schrieben ihn sowohl König David als auch Schlomo (Salomo) zu, wir werden im nächsten Zitat sehen, warum das so ist. Auf die eine oder andere Weise spricht man über jemanden, der für das Königtum gesalbt ist. Wir wissen, dass in der Antike, sogar zur Zeit der Abfassung des Hebräerbriefes, viele Könige erhabene Personen waren, sie haben sich zu Göttern, zu göttlichem Ursprung erhoben. Das kam aus der Zeit des Pharaos in Ägypten, so war es auch in Babylon. Im Allgemeinen galten die Könige im gesamten Osten als Nachkommen der Götter. Aber wir wissen, dass die Götter, für die sie sich selbst hielten, nicht existieren, also ist ihre Idee ein politischer Trick gewesen. Und der Allerhöchste verspricht dem König von Israel, dass er Sein Sohn sein wird und verkündet über den Gesalbten: „Du bist Mein Sohn, Ich habe dich gezeugt“ – das ist das erste Zitat, aus dem Psalm 2. Der Autor entwickelt die Idee „zu welchem der Engel hat Er jemals gesagt“ weiter und zitiert:

Ich werde sein Vater sein, und er wird Mein Sohn sein. ‒ Von wem ist die Rede hier? Zum ersten Mal wird das über König Schlomo in 2.Sam.7 gesagt: „Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern gelegt hast, dann werde Ich deinen Nachwuchs, der aus deinem Leib kommt, nach dir aufstehen lassen und werde sein Königtum festigen. Der wird Meinem Namen ein Haus bauen (das heißt, hier spricht man anscheinend über Schlomo). Und Ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig. Ich will ihm Vater sein, und er soll Mir Sohn sein. Wenn er verkehrt handelt, werde Ich ihn mit einer Menschenrute und mit Schlägen der Menschenkinder züchtigen.“ Am interessantesten ist, dass genau derselbe Satz in 1.Chronik 17 zu lesen ist, wo der Allmächtige verspricht: „Ich will ihm Vater sein, und er soll Mir Sohn sein. Und Ich will Meine Gnade nicht von ihm weichen lassen, wie Ich sie von dem habe weichen lassen, der vor dir war.“ Wir können sagen, dass es bereits einen Hinweis auf ein längeres messianisches Reich gibt, das heißt, die Sohnschaft des Königs wird von Schlomo aus angekündigt und geht weiter zum Maschiach, der der Sohn Gottes ist und von ihm wird die Gnade nicht genommen werden.

Diese 2 Zitaten beziehen sich auf Schlomo und den Maschiach.

Bevor er das dritte Zitat analysiert, macht der Autor des Hebräerbriefes in Vers 6 ein interessantes Vorwort:

Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: »Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten!« ‒ Einen solchen Text finden wir in der Schrift nicht, und es stellt sich die Frage: Was ist das für ein Vorwort, wohin führt der Allmächtige Seinen Erstgeborenen ein?

Wenn wir im griechischen Text das Wort „Erdkreis“ betrachten, sehen wir das Wort „οικουμενη“ (ökumena) – das heißt, „Erdkreis“ ist auf Griechisch „ökumena“. Der Begriff „ökumena“ wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. von einem Mann namens Hekataios von Milet eingeführt und ökumena bedeutet eine den Griechen bekannte, bewohnte Welt, im modernen Deutsch kann es als zivilisierte Welt übersetzt werden. Es begann laut Hekataios von Milet irgendwo in Ägypten. Das heißt, wir sprechen über die Tatsache, dass der Erstgeborene Gottes die zivilisierte Welt betritt, er wird im Licht dargestellt, und gleichzeitig sagt Gott: „Lasst alle Engel Gottes ihn anbeten.“ Das Volk Israel wird auch „der Erstgeborene Gottes“ genannt, wie wir wissen. Er war der Erstgeborene Gottes zur Zeit des Mosches, der durch die Wüste, durch unbewohntes Land zurückkehrte und sich dem Rand der „ökumene“ näherte ‒ dem Land Israel, zurückkehrte zur Familie, zur Welt der zivilisierten Völker, er kehrte als Erstgeborene zurück. Der Autor des Hebräerbriefes zitiert hier nicht den hebräischen Text, sondern die Septuaginta. Wenn wir im masoretischen Text nicht finden, woher dieses Zitat stammt, so finden wir es im Text der Septuaginta, in Dwarim (5.Mose) 32,43: „Der Himmel freut sich mit ihm (mit dem Volk Israel), alle Engel Gottes verneigen sich vor ihm, die Heiden freuen sich mit dem Volk, und mögen alle Söhne Gottes stark sein.“ Das heißt, der Befehl an alle Engel Gottes, sich vor dem Volk Israel zu verneigen, ist in Dwarim enthalten und bezieht sich auf das Volk Israel. Wir haben also gesehen, dass der König von Israel und das Volk Israel sind den Engeln gegenübergestellt.

(Hebr. 1,7-9)

Und von den Engeln zwar spricht Er: »Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme«, von dem Sohn aber: »Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.«

Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme ‒ das ist ein Zitat aus dem Psalm 104. Der Autor des Hebräerbriefes spricht von einer bestimmten Funktion von Engeln. Und obwohl es nicht klar ist, warum er das sagt, wissen wir bereits, dass Engel diese Funktion haben.

Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten – ein Zitat aus Psalm 45. Es gibt also einen Gott, der Gerechtigkeit liebt und Gesetzlosigkeit hasst, und deshalb salbte ihn sein Gott mehr mit dem Öl der Freude als seine Partner, mehr als andere Götter. Ein sehr mysteriöser Satz. Hier wurde eindeutig etwas mit den Göttern durcheinander verstanden: Gott Gottes, der einen Gott mehr mit Öl gesalbt hat als andere Götter. Das klingt für ein jüdisches Ohr seltsam, es wäre wirklich seltsam, so etwas in den Psalmen zu lesen. Es sollte daran erinnert werden, dass es den Vokativ, die Anredeform, wie zum Beispiel im Deutschen: „Gott, Vater, Bruder, Freund“, im Hebräischen nicht gibt. Daher können wir nicht unterscheiden, wann „Gott“ als Anrede geschrieben steht, oder als: „Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.“ Das heißt, „Gott“ und „dein Gott“, wie viele Übersetzer übersetzen, kann eine Wortverstärkung sein, das heißt, Gott ist nicht nur Gott, sondern auch „dein Gott, der dich erwählt hat“.

Die zweite Art es zu verstehen ist, dass das erste Wort Elohim bedeutet Richter, den Gesalbten, der beim Gericht anwesend war. Wie zum Beispiel der Allmächtige zu Mosche sagt: „Ich werde dich zum Gott des Pharaos machen“ ‒ „Ich werde dich zum Pharaos Elohim machen“. Wie kann man jemanden zum Elohim machen? Wurde Mosche ein so privater, persönlicher Gott des Pharaos? Nein, natürlich nicht, aber er erhielt die Macht über den Pharao, erhielt die Gelegenheit, dem Pharao zu befehlen und den Pharao zu richten. Das heißt, es wird von jemandem gesagt: Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst, deshalb bist du mehr als andere Könige zum richten gesalbt, deshalb hat Gott im Voraus einen Thron für dich vorbereitet. Für wen hat Gott den Thron im Voraus vorbereitet? Aus derselben Botschaft wissen wir, dass „der Maschiach sich zur Rechten des Allerhöchsten setzte, nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat“. Aber was am interessantesten ist, dass das gab’s auch vorher: im Buch Diwrej ha-jamim (1. Chronik) 29,23 heißt es: „Salomo setzte sich nun anstelle seines Vaters David als König auf den Thron des Herrn.“ Das heißt, es ist der Thron Davids, auf dem Schlomo saß, der „Thron des Herrn“ genannt wird. Den Zusammenhang zwischen dem Zitat über dienende Engel und der Tatsache, dass jemand auf dem Thron sitzt, kann man im Allgemeinen schon ungefähr verstehen. Engel ‒ sie sind Boten, sie sind Diener, Sklaven, und derjenige, der auf dem Thron sitzt ‒ er ist der Verwalter des Reiches.

(Hebr. 1,10-13)

Und: »Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände; sie werden untergehen, Du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, und wie einen Mantel wirst Du sie zusammenrollen, wie ein Gewand, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und Deine Jahre werden nicht aufhören.« Zu welchem der Engel aber hat Er jemals gesagt: »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße«?

Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet ‒ das ist der Psalm 102. Es gibt hier kein Wort „Herr“ im hebräischen Text.

Die Himmel sind Werke deiner Hände; sie werden untergehen, Du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, und wie einen Mantel wirst Du sie zusammenrollen, wie ein Gewand, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören ‒ wieder gibt es einen gewissen Gegensatz: Es gibt Erde und Himmel, die sich ändern werden, und Du wirst sie wechseln wie Kleider, aber Du bist immer noch derselbe, nichts an Dir wird sich ändern.

Zu welchem der Engel aber hat er jemals gesagt: »Setze dich zu Meiner Rechten, bis Ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße«? ‒ das ist im Allgemeinen auch ein bekanntes Zitat. Was hat das alles zu bedeuten, was will uns der Verfasser des Hebräerbriefes sagen? Schauen wir uns den Anfang des 1.Mose 2 an: „Die Erde und der Himmel und ihre Heerscharen waren vollendet“ ‒ die traditionelle Auslegung sagt, und es ist logisch zu verstehen, dass der Begriff „der Himmel“ alles im Himmel umfasst und der Begriff „die Erde“ – alles auf Erden umfasst. Engel, loderndes Feuer, alles, was im Himmel geschieht, all das ist auch geschaffen und im Konzept des Himmels enthalten. Daher Engel, die ganze himmlische Heerschar, werden letztendlich wie die Puppen aus dem Puppentheater „von Hand abgezogen und in der Truhe gelagert“. Der Herr wird alles wechseln wie ein Gewand, Er selbst wird aber für immer bleiben. Und wer wird für immer bei Ihm bleiben? ‒ Der Thron zu seiner Rechten, das heißt, der König zu seiner Rechten wird sitzen bleiben.

Das ist die Zitatkette, die uns der Hebräerbrief nacheinander gibt, die die Überlegenheit der Menschen gegenüber den Engeln zeigt. Gott führt ein Projekt namens „Menschheit“ durch und die Engel sind Untergebene, Diener, Arbeiter, die dieses Projekt unterstützen, und wegen dieses Projekts existieren sie.

(Hebr.1,14)

Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen?

Und genau das ist die Schlussfolgerung, die der Autor des Hebräerbriefes zusammenfasst ‒ das ist nicht meine Schlussfolgerung. Das heißt, der Verfasser des Hebräerbriefs dachte sich wie folgt: Engel sind Dienstgeister, Arbeiter, sie leben im Himmel, der Himmel ist ihre Wohnstätte, sie sind Teil der himmlischen Armee und zusammen mit dem Himmel werden sie „zusammengerollt und in eine Aufbewahrungsbox oder in ein Schließfach gesteckt“, und derjenige, der auf dem Thron sitzt ‒ der Mensch, vollkommen und erneuert im Maschiach oder im Sohn, wird ewig leben. Engel sind vergänglich, der Mensch ist ewig. Es schien uns aber, dass wir sterblich sind und die Engel langlebig sind: Schaut mal, Erzengel Michael, Erzengel Gabriel, was wird mit denen schon passieren? Und wir sind sterbliche Menschen, wir haben das eine, dann das andere, und wir sind 80 bis 120 Jahre alt. Aber in Wirklichkeit sieht alles anders aus und es ist der Mensch, der für das ewige Leben bestimmt ist, ein Engel aber, ist nicht für das ewige Leben bestimmt.

Und hier können wir sagen: „Na gut, alles ist klar. Und wozu ist das alles?“ Der Autor der Botschaft begann mit dem, dass Gott ursprünglich durch den Propheten sprach, und sprach jetzt im Sohn, und wie viel großartiger ist er als Engel. Hat er nur aus Versehen beschlossen, uns zu sagen, dass die Engel vorübergehend sind oder ist es wichtig zu wissen?

Um etwas besser zu verstehen, wovon der Autor des Hebräerbriefes hier spricht, versuchen wir, einen Midrasch zu zitieren. Midrasch Vajikra Raba zitiert aus dem Psalm 103, wo geschrieben steht: „Preist den Herrn, ihr seine Engel, ihr Gewaltigen an Kraft, Täter seines Wortes, dass man höre auf die Stimme seines Wortes! Preist den Herrn, alle seine Heerscharen, ihr seine Diener, Täter seines Willens.“ Wir sehen hier eine angebliche Wiederholung: Auf der einen Seite gibt es Engel, auf der anderen Seite gibt es Heerscharen. Und deshalb fragen die Weisen im Midrasch: Diese Engel (malachím), von denen wir hier sprechen, wer ist das? Ist es jemand, der oben wohnt oder sind es Erdbewohner, Menschen aus Fleisch und Blut? Und sie antworten: Das sind Menschen aus Fleisch und Blut, die man malachim nennt. Warum so? Da der nächste Vers von Seinen Heerscharen spricht, bedeutet es, dass es im Vers 20 nicht um die Armee geht, es gibt also einige andere malachim, die niedriger sind.

מלאך (malách) bedeutet Engel, und diejenigen, die ein wenig Tora studieren, wissen, dass am Schabbat keine Arbeit verrichtet werden kann. Das Wort מלאכה (melachá ‒ Arbeit) stammt von der gleichen sehr seltenen Wurzel לאכ (lamed-alef-khav), was die Ausführung von Befehlen bezeichnet oder das Handeln nach einem gedachten Plan, es ist ein alt-semitisches Verb, das im Hebräischen nur in zwei Formen vorkommt: מלאכה (melachá) ‒ Arbeit und מלאך (malách) – Engel.

Warum sagen die Weisen, dass das Wort מלאך (malách) in Bezug auf jemanden auf der Erde verwendet werden kann? Die Weisen zitieren das Buch Bemidbar (4.Mose) 20,16: „Da schrien wir zu dem Herrn, und er hat unsere Stimme gehört und einen Engel gesandt und uns aus Ägypten herausgeführt“. Kommentatoren sagen, dass Mosche ein Engel genannt wird. Weiter zitieren die Weisen ein Zitat aus dem Buch der Richter 2,1: „Und der Engel des Herrn kam von Gilgal nach Bochim und er sprach…“ – es geht wieder um den Propheten, der Engel genannt wird. Und schließlich zitieren sie das Buch des Propheten Haggai 1,13: „Da sprach Haggai, der vom Herrn gesandte Bote (malach) des Herrn, zum Volk: Ich bin mit euch, spricht der Herr.“ Das heißt, es gibt mehrere Stellen in der Schrift und mehrere Stellen in der Tradition, ich werde nicht darauf eingehen, wo die Propheten Engel genannt werden.

Erinnern wir uns an die Geschichte eines Königs, der gegen Syrien in den Krieg ziehen wollte (ich erinnere mich sehr oft an diese Geschichte aus der Schrift). Es gab viele Propheten, die ihn ermutigten, und sogar gab es einen „Möchte-gern-Freund“, der Hörner machte und sagte: „Du wirst sie mit diesen Hörnern schlagen!“ Und schließlich erzähle ich diese Geschichte jetzt, damit wir uns daran erinnern, dass die Vision des Propheten Micha lautet: Ich sah Gott auf dem Thron sitzen, um Ihn herum Geister. Und einer der Geister erklärte sich freiwillig bereit, Sabotage gegen den König von Israel zu begehen. Darauf fragte ihn der Allmächtige: „Wie wirst du das tun?“, und er sagte: „Ich werde ein Lügengeist im Mund der Propheten.“

Die Geister des Himmels oder Engel des Himmels, sie steigen herab und geben dem Propheten eine Weissagung, denn ein Prophet ist kein Prophet in sich selbst, er weissagt nicht aus sich selbst, er hat den Geist der Weissagung, auch das Neue Testament spricht von prophetischen Geistern.

Das heißt, ein Mensch aus Fleisch und Blut hatte niemals die Fähigkeit zu prophezeien ‒ der Geist gibt ihm eine Prophezeiung, die er aussprechen kann. Die Geister und Engel sind Dienstgeister und sie sind Bedienstete auf Zeit, das ist eine vorübergehende Verbindung. Man kann sagen, dass der Prophet ein „Radiogramm“ vom Allmächtigen empfängt und vorliest oder den Sendemodus einschaltet, und nach dem Ausschalten gibt es keine Prophezeiung mehr. Der Prophet kann mit einem Dienstgeist, dem Heiligen Geist, Gemeinschaft haben und Gemeinschaft empfangen, aber diese Geister sind Dienstgeister, und sie werden verschwinden. Natürlich kann der Heilige Geist allein nirgendwo verschwinden – er ist die Eigenschaft des Allerhöchsten und des Maschiach. Wir werden jetzt in keiner Weise das Gebiet der Trinitätslehre betreten, über die Dreieinigkeit oder eine andere „innere Anatomie“ des Allerhöchsten diskutieren, wir sprechen über die Geister der Prophetie, die auf eine Person herabsteigen und sie sind Erscheinungsformen des Heiligen Geistes, und nicht der Heilige Geist an sich.

Der Autor des Hebräerbriefes sagt, dass der Sohn eine ständige Quelle der Offenbarung ist, weil die Gottheit in ihm leibhaftig ist und der Mensch wurde ursprünglich für eine solche Ebene bestimmt, weil Gott ursprünglich seinen Geist in den Menschen eingehaucht hat. In Adam gab es ursprünglich den Geist Gottes und es sollte ständig so sein, aber Adam blieb nicht standhaft, daher kam es zu einem Bruch und die Verbindung wurde durch die Propheten durchgeführt, und das ist eine vorübergehende Verbindung.

Alle Engel, Gewalten, all diese Schöpfungen ‒ sie sind vorübergehend und werden verschwinden, und der Herr wird im Menschen leben, wie Er im Maschiach offenbart wurde, und Er wird einen Menschen direkt mit Heiligkeit und dem Heiligen Geist erfüllen. Die Dienstboten, die Hausierer, die den Heiligen Geist unter den Propheten verbreiteten, werden verschwinden. Der Geist ist nicht nur unbedingt immer heilig, sondern, wie wir in der Geschichte aus dem Buch der Könige sehen, kann es auch einen betrügerischen Geist geben. Die Dienstboten werden verschwinden, weil sie dienende Geister sind, die für diejenigen gesandt werden, die das Heil erben sollen. Alle Geister der Prophezeiung, all die Prophezeiungen, die sich erfüllt haben, und die Propheten selbst ‒ sie sind die Diener desjenigen, der im Königreich regieren wird, um ihn zur Erlösung zu führen. Wir können sie als Erzieher, Lehrer, Mentoren, Arbeiter usw., nennen.

Aber um all diese Zitate zusammenzufassen: Engel sind Diener, um einen Menschen zum König zu machen, Engel sind Boten, „Kellner“ des Heiligen Geistes. Die sind Boten von aller Arten Ereignissen, Boten, die einigen Menschen prophetisches Verständnis gaben ‒ und das ist die Natur der ersten Offenbarung, die vielen Teilen und vielfach war. Das heißt, das Personal der himmlischen Armee war mit dieser Unterweisung verbunden, und durch dieses Personal erhielt ein Mensch auf verschiedene und vielfältiger Weise Unterweisung, bis er selbst, sagen wir, ein professioneller König ist, bis er sich geistig in einen König verwandelte. Der Erstgeborene ist der Maschiach, der auf dem Thron sitzt. König Schlomo, der auf dem Thron des Herrn saß, begann darin zu „trainieren“, und bereits für den Thron Gottes vorbereitet war.

Das ist alles sehr schwer zu verstehen, es kann eine Menge Vorstellungen zerstören und eine Menge Empörung auslösen, und es ist gut so. Aber so verstehen wir diese Reihe von Zitaten, die der Autor des Hebräerbriefes zitiert.

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