Markusevangelium, Kapitel 5

Das Kapitel 5 von Markusevangelium beginnt so (Mk. 5, 1):

Sie kamen an das andere Ufer des Sees, in das Gebiet von Gerasa

Jeschua fährt zu dem für ihn und auch für andere Personen des Evangeliums fremden Ufer des Sees Genezareth, in das Land Gerasa hinüber. Wahrscheinlich meint Markus die Stadt Kadyr in der Nähe eines Teils der Dekapolis, die sich am Ufer des Genezareth befindet. Das ist ein kleines Fischerdorf, davon eine Meile entfernt lagen in damaliger Zeit einige Großstädte. Da dieses Dorf bei vielen Evangelisten und Abschreibern der Evangelisten in keinem geografischen Zusammenhang mit diesem Ort stand, werden unterschiedliche Benennungen gebraucht – gerasenisches, gadarenisches und sogar magadanisches Land. In der Tat geht es hier um die Dekapolis. Das war das Zentrum der hellenistischen Kultur an den Grenzen zum Land Israel. Diese Städte waren von Griechen bewohnt – „der Titularnation“ – aber auch von vielen heidnischen Völkern. Das waren heidnische Städte, die Menschen lebten dort nach heidnischen Bräuchen, sie hatten nichts Gemeinsames mit der jüdischen Lebensweise, es gab dort keine Synagogen, und wenn es dort Juden gab, dann in einer sehr kleinen Anzahl. Und in diesem Land kommt Jeschua an. Er verließ sein Boot und begegnete sofort einem Mann mit einem unreinen Geist. Was bedeutet „Mensch mit einem unreinen Geist“ und welches Leben führte er? Markus spricht darüber (Mk. 5, 4-5):

Schon oft hatte man ihn mit Fußfesseln und Ketten gebunden, aber er hatte die Ketten zerrissen und die Fußfesseln durchgescheuert; niemand konnte ihn bezwingen. Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabstätten und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen.

So war die Anamnese (Krankheitsgeschichte) dieses Menschen. In der jüdischen rabbinischen Literatur gibt es einen Text, genannt Tosefta. Die Tosefta ist eine Sammlung von Gesetzen und Bestimmungen, die am Ende des zweiten, dritten Jahrhunderts zusammengestellt wurden. Unter anderem gibt die Tosefta eine Definition eines besessenen oder eines geistesgestörten Menschen. Das ist Traktat Trumot, Kapitel 1, 3. Halacha: Ein Geistesgestörter ist derjenige, der in der Nacht wandelt und auf dem Friedhof schläft, seine Kleidung, die er anhat, zerreißt, alles zerbricht und zerstört, was ihm in die Hände kommt. Er zerschlägt Gefäße, zerbricht Werkzeuge und versucht sich selbst zu verkrüppeln.

Diese Eigenschaften sind bei dem Menschen vorhanden, der Jeschua entgegenkam. Als er allerdings Jeschua begegnete, stürzte er sich nicht auf ihn, brüllte ihn nicht an und zerriss die Ketten nicht, sondern er verhielt sich ganz anders (Mk. 5, 7):

und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!

Der höchste Gott ist die traditionelle Benennung von Gott im Munde eines Heiden – in der Septuaginta, Tanach und im Neuen Testament. Markus zeigt, dass der Grund für das Verhalten das Gesagte durch Jeschua war (Mk. 5, 8):

Verlass diesen Menschen, du unreiner Geist!

Diese Phrase sagte Jeschua, bevor der besessene Mensch zu ihm herbeilief. Hier sieht man nicht die Erwartung, dass der Mensch seinen Glauben zeigt oder Buße tut, auch betete niemand für ihn – und das ist das Besondere an diesen Geschehnissen. Jeschua selbst, als erster, ruft den Menschen zur Befreiung auf. Danach fragt Jeschua: „Wie ist dein Name?“ Daraus entsteht die natürliche Frage, an wen sich Jeschua wendet. Fragt er nach dem Namen des unreinen Geistes oder doch nach dem Namen dieses Mannes? In der Tradition des Judentums, genauso wie in den Traditionen anderer Religionen zeigt die Praxis, dass die Kenntnis des Geistesnamen es erlaubt, den Geist vor der Austreibung zu steuern und sich an ihn bei der Austreibung zu wenden. Eine allgemeine Empfehlung an diejenigen, die mit Ähnlichem konfrontiert werden, ist, immer den Namen der Geister zu erfragen oder auf irgendwelche Handlungen hinzuweisen, die sie ausüben. Wenn wir einem Geist der Stummheit, einem Geist der Blindheit usw. begegnen, dann ist es besser bei der Austreibung mit einer Frage zu seinem Namen anzufangen. Das sind Ratschläge für Menschen mit Erfahrung, nicht für Neulinge.

Auf Jeschuas Frage antwortet der Geist: „Mein Name ist Legion; denn wir sind viele.“ Der Geist spricht mit dem Mund des Mannes, der sich völlig in seiner Macht befindet. Diese Geister sind vereint, sie leben im Menschen und quälen ihn. „Legion“ ist eigentlich eine römische Militärabteilung von drei- bis zehntausend Soldaten, aber in dem Gespräch bedeutet das Wort eine große Anzahl, eine große Menge vereinter Geister. Ein modernes Synonym für Legion wäre Unmenge.

Dieser Mensch erwies sich als ein durch mehrere Geister Besessener. Sie verlassen den Mann nicht sofort, sondern fangen an, mit Jeschua zu verhandeln, was wiederum seltsam ist (Mk. 5, 10):

Und er flehte Jesus an, sie nicht aus diesem Gebiet fortzuschicken. 

Die Geister, wenn es auch seltsam erscheint, haben ein Wohngebiet, sie sind eng mit dem Land verbunden, indem sie wohnen. Dies sehen wir in verschiedenen Geschichten aus der jüdischen Tradition bezüglich der Geister. Bei Lukas sehen wir, dass der Geist herumwanderte und dann sprach: „Ich kehre in das Heimatland zurück, dorthin, wo es mir gut ging.“ Noch eine andere Verständnisvariante des Wortes „Land“, das in diesem Kontext verwendet wird, ist die Zone, deren Grenzen beschränkt sind, dies kann mit dem hebräischen Wort „tchum“ – Gebiet, dessen Grenzen beschränkt sind, beschrieben werden. Es liegt auch sehr nah an dem Wort „teotchom“ (ausgesprochen tchom), was „Abgrund“ bedeutet. Eventuell sagte die mündliche Tradition, die dieses Gleichnis wiedergab, dass die Geister nicht in den Abgrund zurückkehren wollten. Andererseits bedeutet es, dass sie das Land nicht verlassen wollten.

Jeschua befindet sich auf einem heidnischen Territorium. Er unterhält sich mit einem Menschen, der in keinem Bund steht, der keine Beziehung zum Allmächtigen hat, und sein Wunsch diesen Menschen zu befreien, ist eine absolute Neuigkeit. Dieser Mensch hat keinen jüdischen Glauben, keine jüdischen Wurzeln, er kennt Gottes Kraft nicht. Vielleicht benötigt er eine Vorführung von Gottes Kraft, um sich zu überzeugen, dass Jeschua selbst in der Lage ist, ihn von unreinen Geistern zu befreien. Aus diesem Grund lesen wir weiter (Mk. 5, 11-13):

Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Schick uns in die Schweine! Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine und die Herde stürmte den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere und alle ertranken. 

Tatsächlich gibt es in dieser Region einen steilen, aber nicht sehr großen Abhang. Daher war es ein beeindruckendes, lang andauerndes Ereignis, als die Schweine den Abhang hinabstürmten. Das war ein herzzerreißender Anblick, der viele Fragen hervorrief. Z.B. warum war es Jeschua nicht schade um die Schweine? Obwohl das Schwein ein unreines Tier ist, war es zu damaliger Zeit ein völlig zulässiges Essen für die Bewohner der Dekapolis, die den jüdischen Gott nicht kannten und in keinem Bund standen. Ihnen war es nicht verboten, Schweine zu essen, sie zu züchten und zu hüten. Außerdem ist das Schwein ein Lebewesen. Warum mussten sie auf diese Art vernichtet werden?

Wir kommen auf die Technik des Exorzismus zurück, die in Rom und anderen östlichen Ländern gängig war. Man kann ein Beispiel von Raschbi (Rabbi Schimon bar Jochaj, ein Gelehrter, der im zweiten Jahrhundert lebte) anführen, der sich mit dem römischen Kaiser verständigt, dass, wenn er den Dämon aus seiner Tochter austreibt, alle Glasgefäße im Haus zerspringen. Es gab Fälle, in denen abgesprochen wurde, dass ein Felsen zusammenfällt oder alle Götzen umkippen oder das ganze Geschirr im Haus zerbricht usw. Traditionell gab es ein Zeugnis der Dämonenaustreibung, damit man nicht kommt und sagt: „Ich habe den Dämonen ausgetrieben,“ die Belohnung nimmt und geht, während sich der Dämon irgendwo versteckt und weiterhin schaden und den Menschen quälen wird. Als Zeugnis für den Befreiten und seine Umgebung konnte man Dämonen an einen anderen Ort umsiedeln. Es ist verständlich, dass, wenn wir es mit der Küste vom See Genezareth zu tun haben, wo es den See, Felsen, Menschen und Schweine gibt, die Schweine der passendste Ort waren. Man kann sich auch eine andere Situation vorstellen, nämlich, dass die Schweine, als die unreinen Geister in sie hineinfuhren, durch eine so starke Panik (es gibt eine Wissenschaft, die das panische Verhalten von Tieren untersucht) ergriffen wurden, dass sie sich von diesem Felsen in den See hinabstürzten, weil sie nicht bereit waren, mit den Einquartierten zu leben.

Die Schweine gehörten nicht den Hirten. Hirten waren angestellt, sie nahmen die Schweine in der Früh und brachten sie am Abend zurück und bekamen den Lohn für ihre Arbeit. Und natürlich war der Tod so einer großen Herde von zweitausend Schweinen nicht nur ein Schlag für die Wirtschaft der Stadt, sondern er schadete auch dem Ruf der Hirten. Sie waren keine Neulinge in ihrer Tätigkeit. Aber so ein Verhalten der Schweine hatten sie vorher noch nie gesehen und das stellte für sie einen grausamen Anblick dar. Deswegen rannten sie sofort mit dieser Nachricht in die Städte und Dörfer, deren Bewohner ihnen die Schweine anvertraut hatten, um sie über das Ereignis zu benachrichtigen. Jeschua rannte in dieser Zeit nirgendwohin. Wahrscheinlich ließ er sich mit seinen Schülern an der Küste nieder, denn die kommenden Menschen sahen, dass der von der Legion Besessene angezogen und bei dem klaren Verstand dasaß, und wurden von Angst ergriffen. Die Menschen erschraken, denn wenn Jeschua seine medizinische Tätigkeit auf diese Art in den Städten fortsetzt, könnte dies zu einem riesigen Verlust führen. Einerseits konnte jeder Bewohner einem Besessenen Heilung wünschen, andererseits wollte keiner für seine Gesundheit mit den eigenen Schweinen zahlen. Außerdem weiß keiner, was dieser seltsame Jude noch anstellen kann und was man von ihm erwarten kann. Aber es ist besser, von so einem schrecklichen Mann Abstand zu halten, deswegen baten die Bewohner ihn, dass er sich von ihren Grenzen entferne. Der Einzige, der Jeschua folgen wollte, war der ehemalige Besessene. Aber Jeschua erlaubte ihm nicht, das zu tun und sagte (Mk. 5, 19-20):

Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: Geh nach Hause und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir gehabt hat! 

Da ging der Mann weg und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte, und alle staunten.

Jeschua zeigt hier, dass man für die Heilung eines Menschen Verluste erleiden kann, denn das menschliche Leben ist kostbarer als alle Verluste. Möglicherweise findet sich hier ein Hinweis darauf, dass die Schweine den Tod dem Leben mit unreinen Geistern bevorzugten, während die Menschen mit unreinen Geistern besser auskommen, als ohne sie.

Damit endet ein kurzer und lehrreicher Besuch Jeschuas bei den Heiden. Er fährt ans andere Ufer vom See Genezareth hinüber und wird wieder vom Volk umringt. Er war am See (Mk. 5, 22-23):

Da kam einer der Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie geheilt wird und am Leben bleibt! 

Jeschua macht sich auf den Weg zum Haus des Synagogenvorstehers. Synagogenvorsteher muss nicht unbedingt Rabbiner oder Lehrer sein. Das kann sehr wohl ein säkularer Mensch sein, der für das Funktionieren der Synagoge verantwortlich ist. Man kann sagen, er ist ein sogenannter Ausschussvorsitzender in Fragen der Religion, aber gleichzeitig ist er kein geistlicher Anführer, nicht mal ein weiser Schüler. Das ist ein kleiner Beamter, ein einfacher Mensch und Jeschua folgte ihm. In Augen der Zeitgenossen sieht es sehr ungewöhnlich aus. Entsprechend seinem Status sollte Jeschua nirgendwohin gehen, um dort zu heilen, und längst nicht zu einem einfachen Mann. Aber Jeschua zeigt, dass auch der Status nicht so bedeutend ist, wie Errettung eines menschlichen Lebens.

Wie immer folgt ihm eine Menschenmenge. Und unter diesen Menschen gibt es eine Frau, die seit zwölf Jahren unter Blutungen leidet. Blutung ist eine unangenehme Frauenkrankheit. Sie ist mit einigen hygienischen Schwierigkeiten verbunden, aber das Schlimmste bestehet darin, dass in diesem Zustand die Frau ihrem Mann verboten ist. Und wenn die Frau nicht verheiratet ist, dann kann sie mit dieser Krankheit nicht heiraten und eine normale, vollwertige Familie gründen. Sie wird für unrein gehalten, sie darf an vielen Arten des Dienstes nicht teilnehmen und natürlich gilt es als eine große Schande. Im Vers. 26 lesen wir:

Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden.

Kenntnisse über die Medizin jener Zeit können wir in babylonischen und iranischen Schriftstücken finden, aus welchen ersichtlich wird, dass diese Krankheit damals wohl sehr bekannt war. Die Behandlung war Einwickeln in etwas Kaltes, Einführung diverser Kräuter in die Vagina, Spülungen mit allen möglichen Aufgüssen. All diese Behandlungsmethoden waren sehr schmerzhaft und, wie wir heute beurteilen können, sichtlich unwirksam. Der Arztbesuch – das wissen wir aus einigen Apokryphen – kostete ziemlich viel. Man kann sagen, dass ein Mann, der seine Frau vom Arzt untersuchen ließ, bis zu 40 Dinaren zahlen musste und ein Dinar war damals ein Tageslohn. Die Frau gab ihr ganzes Vermögen für Ärzte und Heiler aus. Sie war seit zwölf Jahren krank und ihr Zustand verschlechterte sich in dieser Zeit nur. Als sie jedoch von einem neuen Heiler hörte, hegte sie wieder Hoffnung auf Heilung, trotz ihrer schlechten Erfahrung. Wahrscheinlich sagte etwas in ihr, dass sich dieser Heiler von den anderen unterscheide (Mk. 5, 27-30):

Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Und sofort versiegte die Quelle des Blutes und sie spürte in ihrem Leib, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. (Das Lieblingswort von Markus ist das Wort „sofort“, d.h. sehr schnell). Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt?

In der wörtlichen Übersetzung wird gesagt, dass die Kraft von ihm ausströmte, d.h. ihn verließ die Kraft, die er für die Heilung des Mädchens gesammelt hatte, deswegen dreht er sich schlagartig zum Volk und fragt (Mk. 5, 30-31):

Wer hat mein Gewand berührt? Seine verwunderten Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? 

Aber er schaute um sich herum und suchte mit den Augen nach dieser Frau. Sie fiel selbst vor ihm nieder und erzählte, was passiert war. Jeschua empört sich nicht darüber, dass er verhindert wurde, sondern sagt (Mk. 5, 34-35):

Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? 

Der Synagogenvorsteher bekam also eine Nachricht, nach der man wohl schon nirgendswohin gehen und sich an Jeschua wenden muss, da die Tochter bereits tot war. Wegen dieser Frau, die Jeschua auf dem Weg aufgehalten und seine ganze Kraft genommen hat, wird jetzt eventuell nichts funktionieren. Die Situation verschlechtert sich, aber Jeschua sagt zum Synagogenvorsteher: „Fürchte dich nicht! Glaube nur!“. Er nimmt nur einen kleinen Kreis der Menschen mit sich – Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder von Jakobus – kommt in das Haus des Synagogenvorstehers, sieht Erschütterung und Trauernde. Wenn ein Mensch starb, wurden professionelle Trauernde und Weinende zum Begräbnis geholt, die ein lautes Weinen erhoben und somit eine Trauerstimmung schufen. Als Jeschua das sah, sagte er (Mk. 5, 39):

Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.

Die professionellen Weinenden hatten viele verstorbene Mädchen gesehen, zu deren Begräbnis sie gerufen wurden, deswegen lachten sie über Jeschua. Es ist schwer anzunehmen, dass Verwandte des Mädchens in so einer Situation über Jeschua lachen würden.

Jeschua warf alle hinaus, ließ nur Vater und Mutter des Mädchens und diejenige, die mit Ihm waren (wie wir uns erinnern, waren mit ihm Petrus, Jakobus und Johannes), und trat dorthin ein, wo das Mädchen lag. Er nahm die Hand des Mädchens und sagte: „Talita kumi!“ Das Wort „Talita“ bedeutet „Tau“. Wahrscheinlich war es der Name des Mädchens. Im modernen Hebräisch sagt man „Talija“ oder Gottes Tau und auf Aramäisch bedeutet „Talita“ ein kleines Mädchen-Taulein. Vielleicht war es der Spitzname des Mädchens, aber wahrscheinlicher war es sein Name. Das Wort „kumi“, das sich an das Mädchen wendet, bedeutet „Steh auf“. Hier gibt Markus eine nicht ganz korrekte Erklärung, da es als unbescheiden galt, den Namen des Mädchens zu erwähnen. So übersetzt Markus „Talita“ als Mädchen. Das Mädchen stand sofort auf und begann herumzugehen. Dadurch zeigte Markus, dass es kein Baby, sondern ein zwölfjähriges Kind war.

Und alle wurden sehr erstaunt. Jeschua befahl ihnen streng, dass niemand von dem Vorfall erfahren soll und dass sie dem Mädchen etwas zum Essen geben sollen. Talmud sagt, dass das Aufwachen aus dem Schlaf und der Appetit Zeichen der Genesung sind. Jeschua leitet die Gedanken der Eltern in die Richtung, dass das Mädchen nicht gestorben und auferstanden sei, sondern dass es geschlafen hat und man es fälschlicherweise für tot gehalten hat. Jeschua kam, erweckte und heilte es.

Somit sehen wir in diesem Kapitel drei Heilungen.

Das Besondere an der ersten ist, dass sie für einen Heiden vollbracht wurde.

Die zweite passiert durch eigenes Handeln der Frau, so dass Jeschua darüber vorher nichts wusste.

Die dritte Heilung ist die Heilung eines Mädchens, das gestorben war, d.h. die Auferstehung von den Toten.

In diesem Kapitel setzt Markus fort, dem Leser von der Realität und Größe der durch Jeschua vollbrachten Wunder zu erzählen.

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