Markusevangelium, Kapitel 14

Das Kapitel spricht über den letzten Tag von Jeschuas Dienst, über seinen letzten Tag mit den Schülern vor dem Tod und der Auferstehung.

(Mk. 14,1-2):

Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und den Tagen der Ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten. Denn sie sprachen: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe.

Zu jener Zeit waren das Passafest und das Fest der ungesäuerten Brote zum Großteil zwei unterschiedliche Feste. Bis zum Fest der ungesäuerten Brote sind es drei Tage, bis zum Passafest sind es zwei Tage. Aber Markus verwendet einen verallgemeinernden, im Volk verbreiteten Namen, weil sich das Volk zu einem der drei von der Tora vorgeschriebenen Festen in Jerusalem versammelte. Dreimal im Jahr sollte jeder Mann Jerusalem besuchen.  Jerusalem war mit Pilgern überfüllt. Pilger versammelten sich am Pessach, deswegen werden die beiden Feste mit einem Sammelnamen „Pessach“ bezeichnet. Markus nennt sie aber als „Pessach“ und „Tage der ungesäuerten Brote“.

Die Hohepriester suchten danach, Jeschua festzunehmen, weil er am Fest, wenn es in Jerusalem große Menschenmengen gibt, einen großen Einfluss hatte. „Nicht bei dem Fest“ bedeutet nicht bei der großen Versammlung der Menschen, damit es nicht zum Aufstand im Volk kommt. Im Grunde genommen war es kein Problem aus chronologischer Sicht, ihn an einem Festtag festzunehmen, aber Priester befürchteten eher große Menschenmassen. Sie hatten keine Angst, den Festtag zu entheiligen.

 Jeschua hielt sich zu der Zeit in Betanien, im Haus von Simon dem Aussätzigen auf.

 (Mk. 14,3):

Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und lag zu Tisch,

„Lag zu Tisch“ bedeutet, er bereitete sich zum Mittagessen vor oder nahm eine Mahlzeit zu sich. Denn damals aßen die Menschen, indem sie zu Tisch lagen. Das war eine griechische und persische Tradition, die auch unter Juden verbreitet war.

da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt.

Häufig legten Frauen ihr Geld in verschiedene Öle an, die man am Körper tragen konnte (eine Art der Investition). Das war das ganze Vermögen der Frau und sie nutzte es kaum im alltäglichen Leben. Dieses Öl wurde aus edlen Ölen hergestellt. In diesem Fall verwendet Markus ein Wort, das man auch als „Pistazienöl“ verstehen konnte. In jedem Fall war es ein wertvolles Öl. Die Frau kam aber und goss das Öl auf sein Haupt.

(Mk. 14,4-5):

Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.

Wozu sollte man tatsächlich das Öl auf Jeschua gießen das viel Geld kostet? Es war nicht üblich, das Öl in solchen Mengen auf Männer zu gießen, selbst nicht einmal auf Frauen. Man konnte wirklich das Geld den Armen geben, Arme ernähren, eine andere, Gott gefällige Sache tun. Man kann die Empörung der Menschen verstehen, sogar die Verteilung von Zdaka (Spenden, Almosen), der für die Almosen bestimmten Gelder, muss durch angemessene Überlegungen geführt werden. Die Weisen sagten: „Lass die Almosen in deiner Hand schwitzen“ – d.h. beeile dich nicht, gib nicht sofort jedem beliebigen. Hier ist Jeschua freilich nicht jeder beliebige, aber eine solche „Ölverschwendung“ empörte viele.

(Mk. 14,6-9):

Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

So ist es. Wir sehen in allen kanonischen Evangelien die Erwähnung über diese Frau. Leider wird ihr Name nicht immer erwähnt. Die katholische Tradition schreibt dieser Frau den Namen Maria Magdalena zu, die bußfertige Hure. Im Allgemeinen identifizieren die Evangelien und Apokryphen häufig diese Frau mit einer Hure, indem sie über irgendein besonderes Verhalten sprechen. Bei Markus ist alles einfach, er geht nicht auf Einzelheiten ein. Er betrachtet nur die Tatsachen (das sind Erinnerungen von Petrus), er schreibt nicht darüber, was er nicht weißt. Deswegen spricht Markus einfach: „Eine Frau kam.“ Bei Markus lesen wir nichts über das Abwischen des Öls mit Haaren (die Geschichte ist weniger pathetisch). Bei Markus gießt die Frau das Öl auf das Haupt.

Viele Kommentatoren versuchen hier eine Art der Salbung zu erkennen. Jeschua ist doch der Maschiach und er muss gesalbt werden. Aber sie werden etwas verwirrt, weil die Salbung durch eine Frau ausgeführt wurde. Ich denke, dass genau der fragliche Ruf, in den diese Frau gebracht wird, ihr besonderes Verhalten sind es, die uns zu der berühmten Parallele führen – der Hure, mit der Israel verglichen wird. Mir scheint, in dieser Geschichte stellt Markus symbolisch das reuige Volk Israel dar, das den Maschiach über sich salbt, seine Macht über sich annimmt. Das alles ist in der Figur der reuigen Frau, die ein wertvolles Öl spendet, wobei es keine Rolle spielt, ob sie eine Hure ist oder nicht.

Achten wir auf die Worte Jeschuas im siebten Vers:

Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.

Das ist die Antwort für viele Menschen, die fragen, ob Jeschua von Parusie wusste, d.h. ob Jeschua daran glaubte, dass er selbst in kurzer Zeit nach seiner Auferstehung zurückkehren wird. Wie wir bereits sagten, war Jeschua selber nicht ganz sicher, wie schnell (nach welcher Frist) er nach der Auferstehung zurückkehrt. Aber die Tatsache, dass Jeschua hier sagt, dass wir noch lange Zeit Arme haben und sie unterstützen werden, spricht von einem längeren Zeitabschnitt , in dem Jeschua nicht mit uns sein wird.

Zudem sagt Jeschua, dass diese Frau seinen Körper zum Beerdigung vorbereitete.

Ein weiteres Schlüsselereignis vor der Verhaftung Jeschuas

 (Mk. 14,10):

Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohepriestern, dass er ihn an sie verriete. 

Er ging nicht wegen des Lohnes, wie es bei den anderen Evangelisten steht und  nicht, weil der Satan in ihn hineinging. Er ging einfach zu Hohepriestern. Markus beschreibt die Ereignisse mit Genauigkeit eines Gerichtsprotokolls.

Wozu musste Jeschua den Hohepriestern überliefert werden? Wozu brauchten die Hohepriester Judas? Er konnte zeigen, wie man sich vorsichtig Jeschua nähern kann, dort, wo es keine Menschenmassen gibt, wie man ihn in Dunkelheit erkennt und vielleicht noch irgendwelche weitere für die Festnahme Jeschuas notwendige Informationen.

 (Mk. 14,11-14):

Da sie das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verraten könnte. Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, da man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst? Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm, und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? 

Ein Mann mit einem Wasserkrug ist ein relativ seltsamer Anblick für Jerusalem, weil Männer gewöhnlich einen Weinschlauch mit Wasser trugen. Ein Mann mit einem Wasserkrug ist etwas Ungewohntes. Markus spricht wörtlich: „Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser.“ Das erinnert uns an die Geschichte, als Prophet Schmuel(Samuel) David zum König salbt. Er sagt, dass ein Zeichen für einen vollständigen Eintritt auf den Thron wird sein, einen Mann mit einem Krug zu treffen(dort geht es aber um den Krug mit Wein). Wir werden uns noch an diese Parallele wenden.

Was ist Besonderes daran? Warum führt Markus diese Geschichte auf? Lasst uns das Jerusalem jener Zeit vorstellen. Die Stadt hat keine große Bevölkerung und die Anzahl der in der Stadt versammelnden Touristen und Pilger übersteigt stark die eigentliche Bevölkerungsanzahl. Mischna (Gesetzessammlung aus dem 2 Jh.) sagt, eines der Wunder ist, dass es in Jerusalem nie eng war. Menschen versammelten sich und die Jerusalemer mussten sie kostenlos aufnehmen. Die einzige Bezahlung, die Jerusalemer hinnehmen konnten, war das Geschirr, das die Gäste zurückließen. Pilger ließen leere Flaschen, leere Gefäße zurück, alles was man abgeben, verwerten und damit verdienen konnte, aber der Verdienst war nicht groß. Natürlich vereinbarte man im Voraus, wer und wo übernachten wird, und es war sehr schwierig dies im letzten Moment zu regeln. Hier war entweder die Vorsehung Jeschuas oder die vorherige Vereinbarung. Höchstwahrscheinlich spielte hier die Bekanntschaft Jeschuas mit dem Hausherrn, dessen Wasserträger Wasser im Krug trägt.

 (Mk. 14,15-16):

Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist; und dort richtet für uns zu. Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm. 

Ein großer Saal war ein großes Glück. Menschen feierten in jeder beliebigen Stube. Hier geht es aber um einen zum Feier vorbereitetes Zimmer mit Teppichen, d.h. es gibt dort Liegen, auf denen man liegen oder sich lehnen kann. Bei der Mahlzeit, beim Passatisch lag man im Kreis. Häufig lehnte man auf der Brust des anderen.

Was sollten die Schüler vorbereiten? Das ist ein Rätsel, was genau sie vorzubereiten hatten. Die Vorbereitung beinhaltete traditionell: mehrere Mazzot( ungesäuerte Fladen), die in einem speziellen Ofen gebacken werden sollten, dann sollte man ein Lamm mit bitteren Kräutern und Gewürzen und Wein zubereitet sein. Des Weiteren sollte das Geschirr und die Liegen vorbereitet werden. Auch Charoset sollte gemacht werden, das ist eine Früchtemischung, die man auf den Tisch servieren sollte. Es kann sein, dass die Schüler nur die Vorbereitungen für Pessach verwalteten, und es wurde alles für sie gemacht. Ob es von zwei Schülern ausgeführt wurde, wissen wir nicht.

In jedem Fall war alles vorbereitet.

(Mk. 14,17):

 Und am Abend kam er mit den Zwölfen.

Hier beginnt die Diskussion der Kommentatoren, der Gelehrten, ob dieser Tag Pessach(Passa) war. Als Argument dafür, dass an diesem Tag Pessach war, dienen Worte Jeschuas, der sagte: „Bereiteten Pessach vor.“ Die ganze Situation ist auch damit verbunden. Als Gegenargument wird gesagt, dass es ein Kiddusch sein konnte (Brauch der Heiligung, Trennung des Schabbats vom Alltag). Denn das Brot wird im Text mit dem Wort „Arton“ – saures Brot – bezeichnet. Dann sehen wir, dass die Männer Schwerter dabei hatten, die an Feiertagen nicht erlaubt wären. Und doch können wir mit einer gewissen Sicherheit sagen, dass Jeschua im Markus Evangelium das Pessach verzehrt. Das ist nicht nur Schabbat Kiddusch.  Es gab die Meinung, dass man am Schabbat ein Schwert tragen darf. Rabbi Eliezer sagt, dass man ein Schwert am Schabbat tragen darf, weil es Schmuck ist. Also, es gibt keine seriösen Gegenargumente, um zu sagen, dass Jeschua mit seinen Schülern das Pessach aß.

(Mk. 14,18):

Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.

Das Pessachseder (die Reihenfolge) begann mit dem Verzehr des bitteren Gemüses (das war eine lange Zeremonie), danach folgten das Liegen und die Unterhaltung über den Auszug aus Ägypten. Hier handelt es sich um „Maggid“ (Teil des Pessachseders, wenn es um den Auszug aus Ägypten geht) und Jeschua sagt: Einer unter euch, wird mich verraten.

(Mk. 14,19-21):

Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich’s? (Niemand war sich sicher angesichts der Gefahr und der Angst, von der sie in Jerusalem umgeben waren.) Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. (In vielen Schriften steht es: in eine Schüssel). Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. 

Jeschua sagt, dass die Mission – den Maschiach zu verraten – ursprünglich, noch vor der Weltschöpfung, für Judas bestimmt war. Das ist ein weit verbreiteter Begriff bezüglich verschiedener Menschen mit unterschiedlichen bösen Missionen. Wir können darüber sowohl im Petrus als auch im Judas Brief nachlesen, dass es Menschen gibt, die von Anfang an für etwas Böses bestimmt sind. Deswegen wäre es besser, wenn so ein Mensch nicht geboren wurde.

 Warum war der Verrat notwendig? Warum war es notwendig, Jeschua zu verhaften? Warum war ein Verräter, aus der Sicht des Allmächtigen, unter den nahestehenden Schülern erforderlich? Warum wurden nicht standhafte, treue Apostel ausgewählt, die fest geglaubt hätten, mit ihrem Lehrer bis zum Ende gestanden und nicht einmal an Verrat gedacht hätten?

Wir sehen uns ein paar Beispiele in der Bibel an. Z.B. als Mosche sich etwas länger auf dem Berg (Sinai) aufhält und nicht heruntersteigt. Ein Midrasch(Auslegung) erzählt, dass der Satan den Israeliten zeigte eine Vision, als würden die Engel Mosche wegtragen, als wäre  er dort auf dem Berg gestorben. Die Israeliten sagten darauf, dass dieser Mann, der uns hierher gebracht hat, verschwand, starb, uns verlassen hat… dann machen wir uns ein Kalb. Wir erinnern uns an das Ende dieser Geschichte.

Viele Jahrhunderte später sagte Schmuel bei der Salbung des Königs Saul (1.Samuel 10): Du wirst eine Woche sitzen und auf mich warten. Darin besteht deine Aufgabe. Wenn man das zehnte Kapitel ab dem siebten Vers liest, dann zählt Schmuel Saul verschiedene Vorzeichen auf und sagt (1.Samuel 10,7-8): “Wenn für dich nun diese Zeichen eintreffen, so tu, was dir vor die Hand kommt; denn Gott ist mit dir“. Über alle Zeichen, die im Text oben  aufgezählt wurden, kann man separat nachlesen, weil sie kein Bezug zu unserem Thema haben. Du sollst aber vor mir hinabgehen nach Gilgal; siehe, da will ich zu dir hinabkomme>n, um Brandopfer und Dankopfer zu opfern. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir kundtue, was du tun sollst.

Außer Zeichen erhielt Saul auch die Anweisung zu warten, bis Schmuel kommt. Im siebzehnten Kapitel lesen wir, dass Saul kam, sich im Tal lagerte, sich auf den Krieg mit Philistern vorbereitete, er war mit Glauben erfüllt, er hatte völlig ungünstige Position für den Krieg eingenommen, weil er auf Gottes Hilfe hoffte. D.h. Saul dachte gar nicht an die Taktik. Dennoch wartete.. und wartete er auf Schmuel. Schmuel kam aber nicht. Und dann hielt Saul die Anspannung vor dem Krieg, die Flucht der Israeliten nicht aus. Er trat an den Altar und brachte Opfer. In diesem Moment erschien Schmuel und sagte zu Saul: Was hast du getan! Jetzt wirst du dein Königreich verlieren.

Diese zwei Geschichten sind sehr ähnlich. Wenn ein Verantwortlicher bleibt und man auf einen anderen warten muss, der kommen soll, dann hält dieser Verantwortliche es nicht aus und trifft eigenständig eine Entscheidung. Im ersten Fall war es Aaron, im zweiten Fall war es Saul, aber in beiden Fällen endete es sehr schlecht.

Judas Iskariot gehörte laut vielen Zeugnissen zu den Zeloten, zu einer radikalen Bewegung, die darauf wartet, dass Jeschua gleich alle besiegt, endlich die Macht übernimmt, und dann werden wir leben. Zum einen, zögert Jeschua. Zum anderen, er wurde gesalbt, spricht aber von der Beerdigung. Judas spürt aber seine Verantwortung, er gerät sozusagen in die Position von Aaron und Saul und macht den gleichen Fehler. Es wird von Saul gesagt, dass er sein Königreich verlor, genauso verlor Judas alles. Natürlich ist der Verrat Judas viel schlimmer, deswegen wird von ihm gesagt, dass so etwas nur wegen seiner starken Profitgier passieren konnte, oder der Satan in ihn eindrang. In jedem Fall wiederholte er den Weg, der ein Bestandteil jeder Erlösung ist.

Eine Erlösung ähnelt einer anderen, so sagt die jüdische Tradition. Ähnliches, was beim Auszug aus Ägypten geschah, soll auch in der Zeit der Erlösung durch Jeschua passieren. Deswegen entsteht diese Parallele. Deswegen verriet Judas, der Schüler Jeschuas, ihn. Er wusste und verstand, wen er verriet. Er verstand auch, worauf er sich einließ, und trotzdem machte er das.

(Mk. 14,22-24):

Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. 

Man sollte die Wissenschaft der Textologie beachten, die von der Richtigkeit des Textes spricht. Es gibt viele Unterschiede zwischen verschiedenen Schriften der Evangelien. Die Textologie sucht aufgrund der älteren und maßgebenden Schriften den geeigneteren Text aus. Es gibt Schriften (die meisten von ihnen sind maßgebend), in denen das Wort „neu“ fehlt. Es steht: „Das ist das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ Natürlich ist es eine Parallel zu Worten Mosches aus dem 2. Mose, wenn Mosche Opferblut nimmt und sagt (2.Mose 24): Seht, das ist das Blut des Bundes.

Wir sprechen oft darüber und ich lehre oft, dass eine Erlösung einer anderen ähnelt. Es gibt Parallele zwischen der Erlösung beim Auszug aus Ägypten und der letzten Erlösung. Natürlich ist jede Erlösung, jeder Bundesschluss  mit dem Blutvergießen verbunden. In diesem Fall sagt Jeschua, dass sein Blut für uns, für alle Sünder vergossen wird, und das Symbol dieses Blutes ab jetzt im Pessachkelch enthalten ist.

 Auf dem Pessachtisch gibt es viele unterschiedliche Gegenstände und jeder von ihnen besitzt eine bestimmte symbolische Bedeutung, die mit dem Auszug aus Ägypten verbunden ist. Jetzt veränderten sich die Zeiten und Jeschua gibt dem Pessachseder eine neue Symbolik – eine neue Bedeutung der Mazzot (des ungesäuerten Brotes) und eine neue Bedeutung des Weins.

Über das Brot sagt Jeschua: „Das ist mein Leib.“ Das Wort „Leib“, „mein Fleisch“ ist auf hebr. „lechem“, dieses Wort ist direkt mit dem Wort „lachem“ – Brot, verbunden. Hier ist ein Wortspiel, wieder die neue Symbolik, die Jeschua dem Pessachmahl verleiht. Wir können sogar breiter interpretieren, nicht nur dem Pessachmahl, sondern jedem Mahl. Immer, wenn wir Brot essen oder Wein trinken, erinnern wir uns an den Leib Jeschuas, der für uns gelitten hat und das Blut Jeschuas, das für uns vergossen wurde, nicht nur beim Pessachmahl, sondern bei jedem Brotbrechen. Obwohl diejenigen Gemeinden, die dies nur während der Pessachfeiertagen tun, auch eine Grundlage haben, auf die sie sich stützen, somit ist es eine durchaus gesunde Tradition.

So gab Jeschua dem Pessachseder eine neue Symbolik, das erklärt zum Teil, warum das Markusevangelium kein Gebot über Eucharistie enthält. Es gibt kein Gebot am Abendmahl teilzunehmen. Es steht nirgendwo: „Und dies tut“, wie es in anderen  Evangelien steht. Es geht hier um die Symbole, die im Essen enthalten sind. Da wir sowieso essen und Pessach feiern werden, wird dies automatisch zu einem Gebot für uns.

(Mk. 14,25):

Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes. 

Jeschua verspricht, dass er nicht mehr von der Frucht der Weinrebe trinken wird, aus der juristischen Sicht stellt dieses Versprechen ein Versprechen des Nasiräers dar (4.Mose 6, ab Vers 2) D.h. Jeschua gibt vor seinem Tod ein Gelübde des Nasiräers und stirbt wie ein Nasiräer. Obwohl Jeschua in seinem innerlichen Wesen viel höher als dieses Gelübde ist, nimmt er auf sich die höchste geistliche Stufe der asketischen Praktiken Israels. Er möchte möglichst hochsteigen, um zu einem möglichst vollkommenen Opfer zu werden.

 (Mk. 14,26):

Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Nach der Pessachmahl gab es ein Lied „hallel“ – ein Lobgesang für Gott für all die Wunder, die er bei unserem Auszug aus Ägypten vollbrachte. Beim Singen dieses Liedes gehen Jeschua und seine Schüler auf den Ölberg.

Hier entsteht ein Streit wieder, ob es ihnen nach dem Gesetz erlaubt war, an einem Festtag die Stadt zu verlassen. Aber der Öberg und der Garten Gethsemane und alles, worum es sich hier handelt, befindet sich innerhalb der erlaubten Grenzen, die man während Pessachfestes betreten darf, ohne seine Heiligkeit zu verletzen.

 (Mk. 14,27-30):

Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet alle Ärgernis nehmen; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.« Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa. Petrus aber sagte zu ihm: (Petrus hat wie immer eine Neigung zu streiten) Wenn auch alle Ärgernis nehmen, so doch ich nicht! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 

Eigentlich war es verboten in Jerusalem Hähne zu halten, aber in der Umgebung, in der Gegend des Ölberges war das Halten der Hähne doch erlaubt. Das zweite Hahn krähen bedeutete den Wechsel der Nacht- und Tagwache der Engel und dementsprechend die Zeit zum „Schma“ – Gebet („Höre Israel…“): wenn ein Mensch, der aufgewacht ist, nimmt erneut auf sich den „Joch des Himmels“ und sagt dem Allmächtigen, dass er bereit ist als Diener und Knecht Ihm zu dienen. Das ist eine besondere Zeit. Und Jeschua sagt zu Petrus, dass er, bis zum Ende dieser Wache, Jeschua dreimal verleugnen wird. Petrus lässt sich von seinem Standpunkt nicht abbringen.

(Mk. 14,31-36):

Er aber redete noch weiter: Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen! Das Gleiche sagten sie alle. Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane.

Gethsemane oder „Gat schmanim“ ist der Ort, wo man Öl presst, weswegen dieser Ort so genannt wurde (Garten der Oliven).

Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe. Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet! Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!  

Jeschuas Verhalten erstaunt, weil wir viele rechtschaffene Menschen und Gläubige sehen, die mit Freude ihren Tod und Leiden für ihren Glauben empfingen. Und hier ist so viel Trauer! Die Trauer ist aber offensichtlich nicht wegen der Leiden, die zu ertragen sind, nicht wegen des Kelchs, sondern weil sich die Volksspitze, die Regierung des Volkes, der Gnade nicht würdig genug erweisen wird, damit man sie auf eine andere Weise erretten könnte.

 (Mk. 14,37-42):

Und er kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte und kam wieder und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren voller Schlaf, und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.

Aus diesen Versen von Markus kann man schließen, dass etwas davon abhing, ob Petrus, Jakobus und Johannes wach bleiben. Ihr Wachzustand zögerte möglicherweise etwas die Zeit hinaus oder änderte etwas. Aber dreimal verloren sie die Möglichkeit mit ihrem Lehrer zu beten – und „Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder.“

(Mk. 14,43):

Und alsbald, während er noch redete, kam herzu Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.

Die Schriftgelehrten und die Ältesten konnten kaum so ein Bürgerwehr versammeln. Es handelt sich um die Tempelwächter, die die Hohepriester versammelten, und um die Wächter, die bei den Pharisäern dienten.

(Mk. 14,44-46):

Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift und führt ihn sicher ab. Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: Rabbi!, und küsste ihn. Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn.

Die jüdische Tradition sagt, dass der Allmächtige zu Gerechten so gnädig ist, dass er sie sogar mit einem Kuss tötet, durch einen Kuss schickt er Krankheiten auf sie. Hier ist interessant, dass inmitten ganzer Trauer( die Aktion selbst ist traurig), erweist sich die Gnade des Allmächtigen in einem Kuss. Wenn man auch darüber streiten und sagen kann, dass es ein Kuss des Verbrechers ist. Aber es bestehen eine Anspielung und gewisse Parallele.

(Mk. 14,47-52):

Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert (aus anderen Evangelien wissen wir, dass das Petrus war. Aber das sind die Erinnerung von Petrus selbst, deswegen bemerkt er bescheiden nicht, dass das er es ist.)  und schlug nach dem Knecht des Hohepriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber so muss die Schrift erfüllt werden. Da verließen ihn alle und flohen. („alle flohen“ – nicht die Wächter, sondern diejenige, die mit Jeschua waren.) Und ein junger Mann folgte ihm nach, der war mit einem Leinengewand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen nach ihm. Er aber ließ das Gewand fahren und floh nackt.

Einige Kommentatoren leiten aus dem Aufbau der Erzählung ab, dass dieser Jüngling Markus selbst war. Das ist eine Erinnerung, ein lebendiges Zeugnis, dass in den Text eingeschoben ist, das noch einmal darüber spricht, dass wir Evangelium wie ein Zeugnis von Menschen lesen. Deswegen ist es wichtig, bevor man anfängt die Evangelien zu vergleichen und gegenüberzustellen (das ist natürlich wichtig), die Erzählung jedes einzelnen Evangelisten gesondert zu lesen, damit der Wert des Zeugnisses jedes Evangeliums nicht verloren wird.

 (Mk. 14,53-54):

Und sie führten Jesus zu dem Hohepriester; und es versammelten sich alle Hohepriester und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgte ihm nach von ferne, bis hinein in den Palast des Hohepriesters, und saß da bei den Knechten und wärmte sich am Feuer.

Es ist Nacht. Viele Menschen sind unterwegs. Sie feiern den Sieg. Sie feiern die Verhaftung. Deswegen kann man ruhig am Feuer sitzen, niemand von den Dienern kennt sich untereinander. Es gibt viele unbekannte Gesichter.

 (Mk. 14,55-56):

Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, auf dass sie ihn zu Tode brächten, und fanden nichts. Denn viele gaben falsches Zeugnis gegen ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein.

Die Priester konnten kein Zeugnis ausdenken, das ausreichend beweisbar wäre, die Prüfung von Pilatus überstehen würde und von der ausreichenden Anzahl der Zeugen bestätigt würde.

(Mk. 14,57-59):

Und einige standen auf und gaben falsches Zeugnis gegen ihn und sprachen: Wir haben gehört, dass er gesagt hat: Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist. Aber ihr Zeugnis stimmte auch darin nicht überein.

So ein Zeugnis… Der Mann erzählte… na und? Dies enthält weder Anstiftung noch Aufstand. Denn Jeschua versuchte in der Tat nicht den Tempel zu zerstören. Man kann über vieles reden.

(Mk. 14,60):

Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?

Hier wird das Gerichtsprotokoll gebrochen, weil der Priester es nicht aushielt. In der Wirklichkeit wird das Vernehmung der Zeugen nicht durch das Verhören des Angeklagten und Verdächtigten begleitet.

(Mk. 14,61-62):

Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus (Maschiach), der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.

Der Gedanke, dass jemand zur rechten Hand Gottes sitzt, ist für den Judaismus nicht neu. Es herrscht sogar die Meinung, dass der Maschiach, laut den Midraschim(Auslegungen), zur Rechten der Kraft Gottes sitzt. Es gibt einen Midrasch, der sagt, dass Gott den Maschiach auf seine rechte Seite und Abraham auf seine linke Seite setzen wird. Abraham wird dann streiten, warum sein Sohn ehrenhafter als er selbst ist. Der Allmächtige wird ihm von den Leiden erzählen, die Maschiach ertragen musste. An sich ist die Idee nicht neu. Aber hier geht es noch darum, dass Maschiach in der Herrlichkeit erscheinen wird. Zusätzlich beansprucht Maschiach eine richterliche Funktion des Allmächtigen. Das bedeutet, dass der Allmächtige irgendeinen Partner braucht, mit dem er die Welt richten wird, mit dem er sozusagen auf himmlischen Wolken fahren wird. Das war für den Priester genug, um Jeschua in Gotteslästerung anzuklagen.

(Mk. 14,63):

Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen?

Selbstverständlich zerriss der Priester keine priesterliche Bekleidung (wertvolle Bekleidung des Hohepriesters, die aus acht Teilen bestand). Die priesterliche Bekleidung wurde bei Pontius Pilatus aufbewahrt. Laut der Vereinbarung wurden sie nur zu Jom Kippur (Versöhnungstag) herausgegeben. Der Priester hatte einen Zivilanzug an und nach dem Gesetz soll jeder, der Gotteslästerung hört, seine Kleidung zerreißen, als Zeichen der Trauer und des Kummers.

(Mk. 14,64):

Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei.

Alle gaben zu, dass er des Todes schuldig war. Und nach dem jüdischen Gesetzt sollte Jeschua in diesem Fall freigesprochen werden. Wenn der Mensch einstimmig für schuldig erklärt wird, bedeutet es, dass er unschuldig ist (so einen Nonsens gibt es in der jüdischen Gesetzgebung). Dennoch versteht Markus unter dem Wort „alle“ mehrere oder die Mehrheit, weil die Situation es zuließ, dass die Priester den Angeklagten verspotteten und sich auf Art und Weise verhielten, die mit der jüdischen Gesetzgebung nicht vereinbar waren. Zu beachten ist, dass das Ganze nicht durch den Sanhedrin (die höchste richterliche Instanz), sondern durch die Priester veranstaltet wurde.

(Mk. 14,65):

Da fingen einige an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.

Eine Ohrfeige ist die kränkenste Beleidigung, die damals angewendet wurde. Wenn man erlaubt, es den Knechten zu tun, dann ist die Erniedrigung noch größer. Somit sahen wir einerseits am Anfang des Kapitels, dass eine einfache Frau aus dem Volk, Jeschua mit einem wertvollen Öl salbte. Hier aber sehen wir am Ende des Kapitels, dass die Knechte Jeschua ohrfeigen. Es ist ein absolutes Gegenteil zwischen dem, wie die Priester und wie das einfache Volk Jeschua behandeln.

Markus setzt aber mit der Erzählung von Petrus fort

 (Mk. 14,66-70):

Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von den Mägden des Hohepriesters; (wieder eine Magd des Hohepriesters. Wir sehen, wie „freundlich“ sie eingestellt waren) und als sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus von Nazareth. Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähte. Und die Magd sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die dabeistanden: Dieser ist einer von denen. Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabeistanden, abermals zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von denen; denn du bist auch ein Galiläer. 

Galiläer hatten einen starken Akzent. Sie verdoppelten viele Konsonanten und verschluckten viele Vokale. Deswegen war es nicht möglich, einen Galiläer an seiner Aussprache zu verwechseln.

(Mk. 14,71-72):

Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet. Und alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er fing an zu weinen.

Die ganze Geschichte mit der Verleugnung und Reue von Petrus am Anfang von Jeschuas Leiden ist eine Lehre für uns, wie wir mit solchen Situationen umgehen sollen. Es ist eine Lehre, dass unsere Verleugnung (wenn sie, Gott bewahre, passiert) durch Tränen, Reue und Rückkehr zu unserem Herrn und Lehrer gesühnt wird.

Letztendlich stellte es sich heraus, dass Petrus Angst vor dem Diener hatte, der möglicherweise Jeschua ohrfeigte. Er hatte Angst vor dem kleinsten Fisch, der damals gegen Jeschua auftrat. Trotz dieser Angst, trotz dieses Verrats wurde der Weg zur Reue für Petrus nicht versperrt. Wie gesagt wird: „Alle Wege werden gesperrt, außer dem Weg der Tränen.“ Der Weg der Tränen ist nicht gesperrt, Petrus weinte und tat Buße nicht nur für seinen Verrat, sondern auch für seine Selbsteinschätzung, dafür, wie hoch er sich schätzte, als er sagte: „Ich verrate dich nicht, wenn es mir auch mein Leben kosten würde.“ Er konnte selbst sehen, dass Jeschua ihn viel besser als er sich selbst kennt.

Das betrifft uns alle. Auch in Bezug auf Leiden wissen wir vorher nicht, ob wir sie überstehen. Daher brauchen wir nicht das Gewünschte für das Tatsächliche ausgeben. Jeschua kennt uns alle viel besser, als wir uns selbst kennen. Für uns alle steht aber der Weg der Tränen und Reue offen. Genauso wie für Petrus, ist er  auch für diejenige offen, die Jeschua töteten.

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