Jitro – „Jitro“ (18:1-20:23)

Schalom liebe Freunde aus dem Radio El Chai. Es spricht zu euch Alexander Blend.

Unser wöchentlicher Abschnitt „Jitro“ erzählt uns heute ein Schlüsselereignis aus der Geschichte Israels: das Volk Israel bekommt die zwei Gesetzestafeln.

Auf der ersten Gesetzestafel, so nimmt man es an, war die Rede von der Beziehung zwischen Menschen und Gott. Die zweiten Tafel sprach von der zwischenmenschlichen Beziehung. Für das Wort „Gesetz/Gebet“ gebrauchen wir im Hebräischen das Wort debra. Dieses Wort steht für eine Offenbarung eines Gesetzes und einer Grundlage der Welterschaffung. Man kann also sagen, dass auf dem Berg Sinai die Juden die Formel des Daseins, die gesamten Gesetzte der Welterschaffung und der Existenz bekamen.

Diese zehn Gebote nehmen 16 Verse in Anspruch. Aber die Vorbereitung für dies Ereignis nimmt im Kapitel 19- 26 Verse in Anspruch. Der lange Abschnitt der Vorbereitung zeigt uns, dass man die Thora nicht einfach so empfangen kann. Man kann die Gesetze der Welterschaffung nicht einfach ohne Vorbereitung begreifen. Zuerst musste das Volk und der Zustand des Volkes sich ändern. Erst dann gab der Allmächtige die Gesetze. Im zweiten Vers des 19 Kapitels lesen wir:

„Sie waren von Rephidim ausgezogen und in die Wüste Sinai gekommen und lagerten sich in der Wüste; und Israel lagerte sich dort dem Berg gegenüber.“

In diesem Abschnitt wird das Verb „sich lagern“ in zwei unterschiedlichen Formen gebraucht: lagerten sich (Plural) und lagerte (Singular). Die meisten Ausleger sind der Ansicht, dass das Volk Israel erst in dem Prozess der Vorbereitung des Empfangens der Thora zur einer Einheit wurde. Während der Vorbereitung entstand eine Einigkeit im Volk. Diese Einigkeit wurde benötig, um die Thora zu empfangen. In ihrer Uneinigkeit hätten sie diese Thora nicht empfangen können. Das Gebot, das das Volk einigt, ist das erste der zehn Gebote:

Ich bin der HERR, dein G´tt…

Wir sind alle Mitarbeiter einer Firma, die das Projekt „Welterschaffung“ hat. Der Allmächtige ist unser Chef, Er ist der Firmenbesitzer. Wir sind in einem Arbeitsverhältnis mit Ihm. Wenn der Herr wirklich mein Chef ist, dann bin ich eins mit allen, für die Er ebenfalls der Herr ist.

Wir haben es oft erlebt, dass Menschen versucht haben, zu einer Einigkeit zu kommen. In Israel gab es die Kibbuzim, in welchen manchmal eine Diskussion entstanden ist, ob der Mitglied des Kibbuzim z. B.  einen eigenen Wasserkocher besitzen darf oder nicht. Die Kinder wuchsen in Gemeinschaftsunterkünften auf, gegessen wurde in gemeinsamen Kantinen und niemand hatte einen privaten Besitz. Der Kibbuz ist nicht die erste Idee einer Kommune. Es gab schon immer Ideen, sich zusammen zu tun, seinen Besitz zu teilen, es  unter allen gleich zu verteilen und sogar bis hin zum alle Ehefrauen für alle. 

Aber wenn wir die Thora lesen, dann lesen wir, dass die Thora die Einigkeit als etwas ganz anderes versteht. Obwohl das Volk ja zur einer Einheit wurde, lesen wir folgende Anweisungen:

Du sollst nicht töten – du sollst keine anderes Leben nehmen. Du bist nicht der Lebensbesitzer eines anderen Menschen. Jeder Mensch hat das Recht auf sein eigenes Leben.

Du sollst nicht ehebrechen – du darfst deine Ehefrau mit niemandem teilen. Jeder Mann wird seine eigene Ehefrau haben.

Du sollst nicht stehlen – der Besitz des anderen wird von der Thora geschützt. Du kannst nicht genau das Gleiche haben, wie alle anderen. Du musst damit leben, das jemand etwas besitzt, was du nicht hast.  

Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten – den guten Ruf des Menschen muss man ebenfalls schützen und bewahren.

Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht – es geht in diesem Gebot nicht nur um stehlen, es geht sogar darum, es nicht zu begehren, es sich nicht wünschen, es nicht anzuprobieren, nach dem Motto: ach hätte ich doch gerne diese Frau, ach hätte ich doch gerne so einen Esel, ach hätte ich doch diesen Knecht. Das Begehren ist nicht erlaubt, es ist verboten. Die Einheit, die die Thora verkündigt, ist die Einheit in der Vielfältigkeit.

Sie verbietet mir ohne der Erlaubnis der Person etwas zu nehmen, was mir nicht gehört. Ich kann von keinem Menschen Gleichheit verlangen oder selber ihm gleich sein.

Wir alle arbeiten für den gleichen Herrn, Er ist der, der alles erhält und einigt. Und seine besondere Eigenschaft ist, dass Er uns, die wir so unterschiedlich sind, einigen kann. Es wäre sicherlich einfacher, wenn wir alle gleich wären, z.B. wie die Obdachlosen, die alle gleich nichts besitzen oder wie die Mitglieder des Kibbuz, die ihren Besitz geteilt haben. Von uns aber wird es verlangt einig zu sein und lernen einig zu sein mit den Menschen, die einige Eigenschaften besitzen, die ich nicht habe oder auch Meinungen haben, die ich nicht habe, usw.

Das Volk Israel lernte also in einer Gesellschaft in Einheit zu leben, die aus völlig unterschiedlichen Menschen bestand, deren einziges gemeinsames Kriterium allein der Herr war. Und genau das ist diese wunderbare Einheit, die die Thora lehrt. Wir können nichts gemeinsames haben, bevor wir nicht begriffen haben, dass wir einen gemeinsamen Herrn haben!

Unsere Weisen haben gesagt, dass wenn der Mensch das Gebot „du sollst nicht begehren“ bricht, wird er das Gebet „du sollst nicht stehlen“ brechen, er wird bis zum „du sollst nicht töten“ kommen und dann sogar bis zum Götzendienst.

Das sind die zwei Seiten der Einheit. Und es ist ein großes Wunder, dass der Herr auf wundersame Weise unterschiedliche Menschen zu einer Einheit machen kann, zu einem einzelnen Volk. Und obwohl man sagt „Zwei Juden – drei Meinungen“, haben sie etwas gemeinsam, sie bleiben trotzdem Juden.

Der Allmächtige und Gesegnete segne euch alle, die Sein Wort hören und es halten. Er segne euch und euer Haus und alle, die mit euch sind.

Es sprach zu euch aus dem Radioender El-Chai Alexander Blend. Danke für das Zuhören.

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