Markusevangelium, Kapitel 3

Das dritte Kapitel des Markusevangeliums beginnt damit, dass Jeschua am Schabbat in die Synagoge kommt, in der sich ein Mann mit einem verkrüppelten gelähmten Arm befindet. Außerdem sind da auch Menschen anwesend, die Jeschua und seine Verhaltensweise bereits kennen. Sie beobachten ganz genau, wie Jeschua handeln wird, ob er nicht am Schabbat heilen wird. Das jüdische Gesetz erlaubt Heilung bei bestehender Lebensgefahr, aber hinsichtlich chronischer Krankheiten herrscht die Meinung, dass eine Heilung am Schabbat verboten ist. Dies wird damit begründet, dass der Mensch bereits vor dem Schabbatbeginn erkrankt war und sein Zustand somit stabil ist, so dass er keiner größeren Gefahr ausgesetzt ist. Demzufolge ist es nicht erforderlich, wegen seiner Heilung den Schabbat zu brechen.

Was ist damit gemeint, wenn man für eine Heilung eines Menschen den Schabbat bricht? Wenn man irgendeine Arbeit ausführt, wie z.B. Heilkräuter im Mörser zu zerkleinern, als Chirurg den Körper mit einem Skalpell öffnen oder eine Beschneidung durchzuführen, sind das alles Handlungen, die man am Schabbat für die Heilung eines Menschen nicht vollziehen darf. Aber im Fall von Jeschua ist die Situation anders. Er begeht keine verbotenen Handlungen, weil es unter den Verboten des Schabbats keine Arbeit namens „Heilen“ gibt.

Wenn man dem Menschen einen Verband anlegen, salben oder Medizin geben müsste, dann würde es sich um ein Verbot handeln. Hier wird aber keine Arbeit ausgeführt.

Somit kann man Jeschua, auch wenn er am Schabbat heilt, nichts vorweisen. Jeschua ist empört, nicht so sehr wegen des Haltens des Schabbats, sondern viel mehr wegen der Hartherzigkeit der Menschen, ihrer Gesetzesauslegung. Unter den dort anwesenden Juden waren bestimmt auch Anhänger der Schule von Schamai, die behaupteten, dass man am Schabbat ein Tier aus der Grube herausholen darf, damit der Besitzer keine Verluste erleiden muss. Zudem ist die jüdische Halacha (Bestimmungen) barmherzig zu Tieren, beispielweise wenn das Vieh gemolken werden soll, damit es nicht leidet, soll man es tun und dadurch sein Leiden lindern. Somit entsteht eine paradoxe Situation, dass im Fall chronisch Erkrankter eine Ausnahme gemacht wird. Das ist die Lehre, die Jeschua hier den Pharisäern geben möchte, und er sagt (Mk. 3,4):

Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes tun oder Böses tun, Leben retten oder töten?

Welche böse Tat hätten die Pharisäer tun können? Gibt es eine Alternative zwischen dem Bösen und dem Guten? Wenn Jeschua vom Bösen spricht, meint er den Versuch der Pharisäer, ihn bei einer Lüge zu erwischen. Seine Worte regen zum Nachdenken an, was besser sei, einen Menschen zu heilen oder darauf zu achten, dass einer den anderen nicht heilt. Die beschuldigten Pharisäer schweigen und dann ohne jegliche Melacha (am Schabbat verbotene Arbeit), ohne den Schabbat zu brechen, bittet Jeschua den Mann, seine Hand auszustrecken, und seine Hand wird geheilt.

Das ist die letzte, die sechste Geschichte des Konfliktes zwischen dem pharisäischen Establishment und Jeschua in dem sehr langen Prolog von Markus.

Ab diesem Zeitpunkt fangen die Pharisäer an, ernsthaft gegen Jeschua zu handeln, sie haben vor, ihn umzubringen, dazu lesen wir (Mk. 3,6):

Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald Rat über ihn mit den Anhängern des Herodes, dass sie ihn umbrächten.

Hier zeigt Markus den bestehenden Kontrast zwischen der Tat von Jeschua, der den Mann heilte, und dem Verhalten der Pharisäer, die nach dem Verlassen der Synagoge einen Plan mit den Heroditen erstellten, wie man Jeschua umbringen könnte.

Wer sind die Heroditen? Wir wissen, dass eine Sekte der Heroditen existierte. Das waren Menschen, die Herodes für den Messias hielten. Warum? Wir lesen in der Tora, dass Jakob beim Segnen seiner Söhne sagt, dass das Zepter von Jehuda nicht abrücken wird, solange „Schilo“ (gewöhnlich wird das als Versöhner übersetzt) nicht kommt. Dieses Wort kann unterschiedlich ausgelegt werden. Eine Variante ist beispielweise: „Solange Jehuda die Kraft seines Enkelsohnes seiner Schwiegertochter nicht gibt.“ Aber hier geht es nicht darum, „Schilo“ kann auch „abgesondert“ bedeuten, derjenige, der nicht von ihm ist, d.h. das Zepter wird nicht von Jehuda abrücken, solange derjenige nicht kommt, der nicht aus dem Stamm Jehuda ist. Und das kann in Verbindung mit dem Ankömmling gebracht werden, der eine geheimnisvolle Abstammung hatte, nämlich Herodes. Er fällt nicht in die Kategorie der Herrscher aus dem Haus David, aus den Nachkommen Jehuda. Deswegen sah man in ihm einen neuen Herrscher, einen aufgehenden Stern der messianischen Epoche. Die Sekte der Heroditen war klein. Um sie herum versammelten sich Menschen, die sich nicht mit der Theologie beschäftigten, sondern sie waren einfach Anhänger von Herodes, manchmal seine politischen Freunde. Die Heroditen waren eine gemischte Gruppe. Die örtlichen Heroditen waren nicht wirklich Politiker, aber auf jeden Fall waren sie eine regierungsnahe Gruppe, die das Potential viel mehr in der Bewahrung der Ruhe und Sicherheit im Lande sah, als in der Bewahrung der Halacha (Bestimmungen, Überlieferungen). Daher fiel es ihnen einfach, mit den Pharisäern eine Übereinstimmung zu erreichen, dass Jeschua und Ruhe nicht vereinbar sind.

Jeschua geht mit seinen Jüngern zum Meer, und viele aus dem Volk folgen ihm nach. Da Markus von einem sehr großen Territorium spricht, Galilea, Judea, Jeruschalaim, Idumeja, Jordan, das ist heute fast das ganze Territorium von Israel, Jordanien, Libanon und einem Teil von Syrien, kann man annehmen, dass es sich um eine sehr große Volksmenge handelt. Aber Jeschua ist an diesem Zeitpunkt nicht bereit oder willens, mit so einer großen Anzahl von Menschen zu kommunizieren. Menschen mit Geschwüren stürzen sich auf Jeschua, um ihn zu berühren, unreine Geister gehen hinaus, und vieles anderes passiert um seine Person. Und Jeschua zieht sich für einige Zeit von der Menschenmenge zurück. Er steigt auf einen Berg. Die Tradition spricht gewöhnlich von dem Berg Tabor, obwohl wir es nicht genau wissen, da es in Galilea viele Berge gibt. Unabhängig davon geht er zu dem Berg hinauf, nimmt diejenigen, die er für richtig hält, mit und wählt daraus zwölf Jünger – das ist ein innerer Kreis der ihm am nächsten stehenden Schüler. Wozu macht er das? Markus sagt (Mk. 3, 14-15):

Und er setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen und dass sie Vollmacht hätten, die Dämonen auszutreiben. 

Jeschua befähigt seine Jünger, gibt ihnen die Kraft, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben, weil die Menschenmenge wächst und viele Schnitter für diese Ernte erforderlich sind. So wählte er aus (Mk. 3, 16-19):

Und er setzte die Zwölf ein: Simon – ihm gab er den Namen Petrus – und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus – ihnen gab er den Namen Boanerges, das heißt: Donnersöhne. 

Boanerges“ ist im Griechischen ein sehr unverständliches Wort, „Donnersöhne“. Wenn wir den ersten Teil „boane“ als verdrehtes Griechisch verstehen können, bedeutet das „benim“ – Söhne. Was ist „rgez“? „Roges“ ist Zorn, aber in keinem Fall Donner. Es ist nicht klar, welches hebräische Wort gemeint wird. Daher wird häufig die Meinung vertreten, dass es das aramäische Wort „radges“ ist, was tatsächlich „Donner“ bedeuten kann, aber dieses Wort bleibt trotzdem unklar.

(Mk 3,18-19):

und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Thaddäus und Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn dann verriet.

Als letzter wird Judas Iskariot genannt („Isch“ – Mensch, „Krajot“ – Kariot, d.h. „ein Mensch aus Kariot“). Krajot ist ein kleiner Ort. Heutzutage wird er mit dem Platz zwischen Arad im Süden Israels und der Ortschaft „Mezudat Jehuda“ in Verbindung gebracht. Sehr gut erhalten blieb der archäologische Ort unter dem Namen „Krajots Ruinen“, hier kann man einige Häuschen sehen, in einem von denen ist Judas Iskariot vermutlich großgeworden. Dieser Ort wird von Vorbeifahrenden besucht, aber es ist eher eine historische Kuriosität. Also wählt Jeschua zwölf Junger aus. In der Tradition ist es üblich, einen inneren Kreis von Schülern zu bilden. Das sieht man bei Rabbi Akiva und bei anderen Rabbinern. Sie alle wählten für sich so einen engeren Kreis. Natürlich sind diese zwölf Junger sinnbildlich betrachtet wie die zwölf neuen Stämme Israels, die den Anfang einer neuen Epoche in der Geschichte Israels symbolisieren. Praktisch gesehen zeigt Markus auf, dass die Ereignisse sich in einem Aufwärtstrend entwickeln. Um Jeschua herum versammelten sich immer viele Menschen, die unter unterschiedlichen Krankheiten litten und von Dämonen besessen waren. Deswegen brauchte er Helfer, die auch Kranke heilen und Dämonen vertreiben könnten.

Danach gehen sie den Berg in Kfar-Nachum hinunter und sofort versammelten sich Menschen um sie herum, sodass sie keine Möglichkeit hatten zu essen. Sie hatten keine Pause. Ab dem Vers 21 lesen wir dann von ziemlich dramatischen Ereignissen (Mk. 3,21):

Und als es die Seinen hörten, machten sie sich auf und wollten ihn ergreifen; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen.

Die Seinen – das ist die Familie von Jeschua, die älteren Verwandten, die für ihn verantwortlich waren. „Ihn ergreifen“ – das bedeutet, ihn festzunehmen, ihn zu inhaftieren, weil er von Sinnen war. In Wirklichkeit ist es aus dem Text von Markus nicht ersichtlich, wer von Sinnen war. Es besteht eine gerechtfertigte Vermutung, dass die Menschenmenge außer Kontrolle geriet. Die durch messianische oder mystische Ideen erleuchtete Menschenmenge wird schwer steuerbar. Wir werden nie erfahren, wie sich unsere Ideen und Worte in der Menschenmenge widerspiegeln, oder wie Menschen in der Menschenmenge messianische Lehre wahrnehmen. Selbstverständlich sind es verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Ideen und Gedanken, die Jeschua gefolgt waren. Diese Menschenmenge womöglich tobte und raste. Das gleiche Wort wird auch in der Apostelgeschichte (26:24) verwendet, wo zu Paulus gesagt wird: „Paulus, du bist von Sinnen!“ Paulus selbst verwendet das Wort im Korinther Brief (2.Kor. 5:13): „Wenn wir nämlich von Sinnen waren…“ Die Rede ist hier über die außer Kontrolle geratene Menschenmenge, das Gerücht darüber erreichte die Familie von Jeschua, die nicht so weit entfernt in Nazareth lebte. Eventuell bestand die Befürchtung, dass diese Geschichte die Aufmerksamkeit der römischen Regierung auf sich ziehen würde. Denn es geschehen Ereignisse, von denen keine Regierung begeistert sein wird.

Im Vers 22 sehen wir noch ein Bild. Aus Jerusalem kommen die Gelehrten, die sagen, dass Jeschua Beelzebul in sich hat. Eigentlich ist Beelzebul eine akkadische Gottheit, die in keiner Verbindung mit dem Jenseits, mit dem Höllischen usw. steht. „Baal Zeebul“ ist eine Zusammensetzung von zwei Namen verschiedener Götzen. Man könnte es so übersetzen: „Baal“ ist der Herr, in damaligen Zeiten wurde dieser Name zur Bezeichnung eines dämonischen Fürsten verwendet. Also was für Gelehrte kamen aus Jerusalem? Und warum entschieden sie sich zu kommen?

In Kfar-Nachum passierten furchtbare Ereignisse. Dort versammelte sich eine Menschenmenge, die sich verdächtig verhielt. Im Zentrum steht ein aus der Sicht von Jerusalem seltsamer Heiler. Daher konnte der Sanhedrin sehr wohl eine prüfende Delegation von Richtern schicken, um Jeschua zu ermahnen und ihn später, wenn es notwendig sein soll, zu töten. Kein Urteil über einen Menschen durfte ausgeführt werden, ohne vorherigen Prüfung und Warnung, dass die Handlungen zur Todstrafe führen können. Auch Pharisäer kamen, um die Sache von Jeschua als Hauptanstifter in der Stadt zu prüfen. Sie nahmen an, dass er die Dämonen mit Kraft des dämonischen Fürsten „Baal Zeebul“ austreibt. Diese Menschen sind ihm vielleicht feindlich gesinnt, aber trotzdem müssen sie im Rahmen eines bestimmten Protokolls handeln: Mit Jeschua unmittelbar sprechen, ihm Fragen stellen, und er konnte sie auch zum Gespräch auffordern. Jeschua antwortet ihnen in Gleichnissen und sagt (Mk. 3,23-27):

Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Erhebt sich nun der Satan gegen sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Niemand aber kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken fesselt; und dann wird er sein Haus ausrauben.

Hier sehen wir, dass Jeschua Begrifflichkeiten aus der Zeit zwischen dem Alten und Neuen Testament verwendet. Wenn wir uns an den Tanach (in der christlichen Tradition sind es die kanonischen Bücher des Alten Testaments) wenden, sehen wir, dass Satan ein dienender Geist ist und keine abgesonderte Macht in einem separaten Haus. In der Literatur des Neuen Testamentes erscheint schon eine Idee, dass Satan ein rebellischer Anführer einer rebellischen Engelgruppe ist oder ein Geist, der in Opposition zum Allmächtigen steht. Entweder antwortet Jeschua den Pharisäern entsprechend ihren Vorstellungen und in ihrer Sprache: „Wenn ihr schon an Satan als Opposition und Kämpfer gegen den Allmächtigen glaubt, wie kann er dann anfangen, sich selbst auszutreiben, wozu die ganze Vermummung!“ Oder das Zweite, was sehr wahrscheinlich ist: Jeschua spricht über die Trennung des Satans, über die Teilung des Königreichs in zwei Häuser, darüber, dass Satan keine separate Macht haben kann. Satan kann nicht ungebunden sein, wenn es nur eine Macht des Allmächtigen in der Welt gibt. Und wenn der Satan nicht gebunden ist, dann ist das Haus Gottes, das Königreichreich Gottes geteilt und besteht nicht. Es kann sein, dass das Gleichnis, wenn es auch von Satan spricht, an die Weltschöpfung erinnert, daran, dass man sich nicht vorstellen kann, dass irgendeine zweite Macht existiert. Wenn eine zweite Macht außer des Allmächtigen entsteht, dann wird es das Ende des Königreichs Gottes sein, Gott bewahre. Seine Rede beendet Jeschua mit Worten (Mk. 3, 28-29):

Wahrlich, ich sage euch: Alles wird den Menschenkindern vergeben werden, die Sünden und die Lästerungen, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig.

Traditionell galt, dass jeder Mensch, egal was für ein Sünder er war, immer den Aufruf zur Buße hört. Jede Sekunde kommt eine Stimme vom Himmel, die sagt: „Bekehrt euch, meine Söhne! Bekehrt euch! Bekehrt euch, meine schelmischen Söhne!“ Vögel verdünnen die Luft so, dass diese himmlische Stimme auf der Erde hörbar wird. Und diese Stimme ist die Stimme des Heiligen Geistes. Die Haupthandlung des Heiligen Geistes ist, Menschen zur Heiligkeit und Buße zu bewegen. Und wenn der Mensch über den Heiligen Geist lästert und seine rettende Kraft negiert, dann kann dieser Mensch nicht zur Buße aufgerufen werden und somit auch keine Vergebung erfahren. Deswegen kann die Lästerung des Heiligen Geistes, Widerstand gegen den Heiligen Geist nicht vergeben werden, denn das Verfahren der Vergebung an sich funktioniert nicht. Wenn es ein Verfahren ist, dann bekommt niemand Errettung, niemand Vergebung, der den Heiligen Geist lästert. So ist die Antwort von Jeschua den Pharisäern.

Das bedeutet aber nicht, dass wir alle Erscheinungen, die heutzutage als Wirken des Heiligen Geistes gesehen werden, als solche betrachten sollen. Wir sollen einen gesunden Verstand und gesunde Überlegungen zu jeder Fragestellung haben, damit unsere Anerkennung irgendwelcher Erscheinungen als Wirken des Heiligen Geistes, nicht zur Lästerung des Heiligen Geistes wird. Man sollte sehr vorsichtig bei dieser Frage sein, um keinen falschen Propheten, falschen Lehrern zu folgen und nicht in eine Falle zu geraten.

Die letzte Geschichte, die wir behandeln, ist eine Fortsetzung des Verses 21. Es ist so, dass die Geschichte mit Pharisäern in der Geschichte mit der Familie enthalten ist (Mk. 3, 31-32):

Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. 

Jetzt sehen wir den wahren Grund, warum sie kamen. Nicht aus Liebe und Sorge um Jeschua, sondern weil sie entschieden, dass er von Sinnen sei. Sie hielten ihn für verrückt. Oder weil sie eine tobende Menschenmenge sahen und befürchteten, dass es ein schlechtes Ende für sie nehmen kann. Ihr Motiv war nicht die Sorge um Jeschua und seine Sicherheit. Sie kümmerten sich um ihre Familie, dass Jeschuas Verhalten keinen schlechten Ruf für sie mit sich zieht. Jeschua antwortet (Mk. 3, 33-34):

Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! 

Jeschua sagt: Weil diese Menschen mit ihrer ganzen Liebe, nicht nach dem Willen Gottes trachten, gehören sie nicht zu seiner geistlichen Familie. Und er kann sich ihnen nicht unterordnen. Das ist ein wichtiger und feiner Moment. Natürlich hat Jeschua wie jeder Mensch und wie jeder Jude das Gebot seinen Vater und seine Mutter zu ehren. Das Gebot, das Liebe zu den Eltern, Gehorsam ihnen gegenüber usw. beinhaltet. Aber es bleibt eine Prioritätsliste bestehen, auf der der Dienst für Gott auf dem ersten Platz steht.

Das Gebot über den Umgang eines Menschen mit seinen Eltern befindet sich auf der ersten Tafel. Traditionell herrscht die Meinung, dass die erste Bundestafel die Tafel der Liebe zum Allmächtigen ist. Fünf Gebote über Beziehungen mit Gott werden zusammengefasst: Liebe den Herrn, deinen Gott mit dem ganzen Herzen und mit der ganzen Seele. Und die zweite Tafel ist die Tafel der Nächstenliebe: gebe kein falsches Zeugnis, begehre nicht, stehle nicht usw. Das Gebot über das Ehren der Eltern befindet sich, wie schon gesagt, auf der ersten Tafel, auf der Stelle, wo die Gebote über die Beziehung zu Gott enden und die Gebote über die Beziehung zum Nächsten beginnen. Um dem Allmächtigen zu dienen, muss man Vater und Mutter ehren. Sie geben uns die Tradition weiter, sie erzählen uns von Gott. Aber wenn die Eltern es versuchen, uns bei unserem Dienst für Gott zu hindern, dann ändert sich die Prioritätsordnung. Natürlich soll man Eltern ehren, aber man darf nicht die Synagoge verlassen, man darf wegen der Ehrung der Eltern den Dienst für Gott nicht aufgeben. Andere Zeichen der Aufmerksamkeit und des Respekts soll man ihnen erweisen. Aber wir geben hier keine Carte Blanche dem Menschen, der zum Glauben kam und begann, die Gebote zu halten, aber seine ungläubigen Eltern verachtet. Denn häufig ist es ein Ausdruck des Stolzes und nicht der Wunsch, seine Möglichkeit Gott zu dienen zu verteidigen. Es ist ein reiner Egoismus.

Im Dienst von Jeschua sehen wir, wie die Gnade Gottes wirkt, wie durch sie Menschen geheilt werden und Gott näherkommen. Das Volk umringt ihn ständig und hört frohe Botschaft über Heilung und Befreiung. Und Jeschua kann diesen Dienst nicht aufgeben, um sich seiner Mutter und den Brüdern unterzuordnen und zu Hause zu bleiben, trotz seiner Verpflichtung, Vater und Mutter zu ehren. Dieses Gebot hat seine Grenzen und Jeschua sagt (Mk. 3, 35):

Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

Der Autorität so einer Familie, wo die Erfüllung des Willens Gottes Priorität hat, darf man sich und soll man sich entsprechend unterordnen.

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