Markusevangelium, Kapitel 2

Wir studieren weiter das Markusevangelium und fangen mit dem Kapitel 2 an. Am Ende des ersten Kapitels wird darüber erzählt, dass Jeschua nach Kfar Nahum (Kapernaum) nicht hineingehen konnte, weil Gerüchte über seinen Kontakt zum Aussätzigen sich ausgebreitet haben. Aber einige Tage später kommt Jeschua zurück und das wird in der Stadt bekannt. Eine große Menschenmenge kommt in das Haus, wo Jeschua sich aufhält. Wahrscheinlich ist es das Haus von Schimon (Simon) und Andreas, und Jeschua beginnt, die Menschen dvar Torah (Worte der Torah) zu lehren.

Im Vers 3 sehen wir, dass vier Menschen eine große Liege mit einem gelähmten Menschen zu Jeschua bringen. Weil man wegen der großen Menschenmenge nicht durch die Tür gehen konnte, steigen sie aufs Dach, wohin eine separate Leiter führt, und nehmen es auseinander. Dächer bestanden aus Balken, auf die man geflochtene Matten legte. Auf die Matten legte man festgestampfte Erde und pflanzte dort Grass.

Tatsächlich, um das Dach aufzudecken musste man eine Schicht festgestampfter Erde durchgraben, dann einige Matten entfernen, danach das Bett mit dem Gelähmten an die Balken mit Seilen aufhängen und herunterlassen.

Dabei kommt eine selbstverständliche Frage: Durften fremde Menschen, irgendwelche Unbekannten, einfach so kommen und das Dach bei Schimon und Andreas auseinandernehmen? Kann es sein, dass es ein Teil eines kühnen Glaubens ist? Kann es sein, dass es ein Teil einer Tat ist, für die Jeschua sie lobte? Aber von der anderen Seite betrachtet, könnte es sein, dass hier die Rede von keinem anderen, als von vier Jüngern, ist (Jeschua hatte zu der Zeit schon vier Jünger), zwei davon selbst Schimon und Andreas, selbstverständlich war es für sie nicht verboten, das eigene Dach aufzudecken. Jeschua sieht den Gelähmten, den Glauben der Menschen, die ihn hingebracht haben, und sagt (Mk. 2,5):

„Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“

Wir verlassen kurz dieses Thema und machen einen kleinen Exkurs.

Diejenigen, die das Evangelium öfter gelesen haben, wissen, dass Jeschua oft wegen des Heilens der Kranken am Schabbat angeklagt wurde, weil er den Schabbat dabei angeblich übertrat. So ein Dilemma, ob man den Schabbat wegen einer Heilung übertreten darf, existierte zu Jeschuas Zeiten. Heute ist es weniger aktuell, weil die meisten Rabbiner heutzutage zu der Meinung tendieren, dass man sogar wegen einer unbedeutenden Gefahr den Schabbat übertreten darf. Aber es gab noch ein Dilemma, das meistens übersehen wird, und zwar: Ist es erlaubt, den Torah-Unterricht wegen der Rettung eines Menschenlebens zu unterbrechen?

Im talmudischen Traktat „Pirkei Awot“ gibt es eine Geschichte über Rabbi Akiwa, dessen Sohn Schimon im Sterben lag. Als Rabbi Akiwa im Lehrhaus unterrichtete, kam ein Mensch zu ihm und sagte: „Dein Sohn stirbt!“ Aber Rabbi Akiwa fuhr mit dem Unterricht fort. Dann kam ein anderer Mensch und sagte: „Dein Sohn fiel in Ohnmacht!“ Rabbi Akiva fuhr mit dem Unterricht fort. Der dritte Mensch kam und sagte:“ Dein Sohn hat Todeskrämpfe!“ Rabbi Akiwa sagte: „Es ist Zeit für die Fragen zum Lehrstoff. Wenn jemand Fragen hat, kann er sie jetzt stellen“. Erst als der vierte Mensch kam und sagte: „Dein Sohn ist tot!“, sagte Rabbi Akiwa: „Nun, bis gerade eben haben wir die Ehre der Torah gegeben, jetzt wollen wir den Toten ehren!“ D.h. nach Rabbi Akiwas Meinung ist das Studium der Torah wichtiger als das Retten des Menschenlebens. Obwohl wir sagen könnten, dass Ärzte bei dem Sohn gewesen sind und Rabbi Akiwa ihn nicht einfach sterben ließ, sehen wir eine Tendenz bei Rabbi Akiwa, dass er nicht bestrebt ist, in der Nähe seines sterbenden Sohnes zu sein.

Dieses Dilemma ist nicht nur für Rabbi Akiwa aktuell, es gibt viele ähnliche talmudische Geschichten, in denen sich Rabbiner unterschiedlich verhalten. Hier aber schildert Markus uns das Verhalten Jeschuas in dieser Situation, der Barmherzigkeit zeigt, nicht nur indem er den Unterricht unterbricht, sondern indem er die Heilung in eine Torah-Lektion umwandelt, in eine Lektion der Barmherzigkeit. Für Jeschua gibt es nichts Aktuelleres, als Hilfe für einen bedürftigen Menschen. Das sehen wir auch in den anderen Evangelien, z.B. im Gleichnis vom barmherzigen Samariter und an vielen anderen Stellen. Jeschua zeigt, dass die Torah dem Menschen gegeben ist, damit er existiert und sich entwickelt, und nicht umgekehrt. Torah, wörtl. die Lehre, dient dem Menschen zum Leben, und nicht der Mensch dient mit seinem Leben der Torah.

Also sagt Jeschua dem Gelähmten (Mk. 2,5):

„Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“

Seiner Lektion wohnen Schriftgelehrte bei, die Überlegungen haben: „Ist das nicht Gotteslästerung?“ Wenn man nach der Halacha geht, die kurz nach dieser Zeit aufgestellt wird, ist das nach der „Mischna“ (das Gesetzesbuch aus dem II Jahrhundert n.Chr.) auf keinen Fall eine Gotteslästerung, solange der Mensch nicht den Namen Gottes ausspricht. Nichtsdestotrotz werden die Menschen nachdenklich darüber, ob Jeschua das Recht hatte, so zu handeln. Nimmt er nicht die Vollmacht Gottes auf sich?

In der Tat, wenn wir uns die Position Jeschuas und die der Schriftgelehrten ansehen, so würden beide Seiten darin übereinstimmen, dass nur Gott Sünden vergeben kann. Beide Seiten würden auch darin übereinstimmen, dass Gott delegieren, also jemanden senden und bevollmächtigen kann, einem die Sünden in Seinem Namen zu vergeben. Menschen, die auf der Erde wandelten und Vergebung ihrer Sünden bekamen, bekamen diese Vergebung durch Priester und Lehrer, indem sie Zeugen ihrer eigenen Heilung wurden. Die Frage, die Pharisäer in ihren Herzen stellen, ist eigentlich die Frage: Hat speziell Jeschua das Recht (wer ist er eigentlich, dass ihm dieses Recht gegeben wurde?), Sünden zu vergeben? Wenn Jeschua, der die Herzen sieht, diese ungestellte Frage hört, gibt er ihnen noch eine weitere Lektion, und zwar erneut eine Lektion nach der jüdischen Tradition.

In der Tradition der Torah-Auslegung gibt es die Regel „kal vahomer“ – vom Einfachen zum Schwierigen. Zum Beispiel, wenn man wegen der Heilung einer unbedeutenden Krankheit den Schabbat brechen darf, wieviel mehr wegen einer bedeutenden Krankheit. Oder wenn man einem Heiden helfen darf, wieviel mehr einem einfachen Juden. Das waren Beispiele für „kal vahomer„. Im neunten Vers stellt Jeschua ihnen eine Frage (Mk. 2,9):

Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind die Sünden vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und nimm deine Liegematte und geh umher?

Es ist nicht die Frage der Leichtigkeit der Aussprache, sie sprechen wunderbar, die Frage ist, wofür man mehr Kraft braucht und was ein größeres Zeugnis wird (Mk. 2, 10-11):

Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat auf Erden Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gelähmten:

Ich sage dir, steh auf und nimm deine Liegematte und geh heim!

Nur der, der das sagen kann, kann auch sagen: „Dir sind deine Sünden vergeben“, wenn dieser Befehl wirkt! Wir sehen, dass der Mensch sogleich (das ist der Lieblingsausdruck von Markus, den er vierzigmal benutzt) aufstand (Mk. 2,12):

Und er stand sogleich auf, nahm seine Liegematte und ging vor aller Augen hinaus, sodass sie alle erstaunten, Gott priesen und sprachen: So etwas haben wir noch nie gesehen!

Das heißt, Jeschua zeigte, dass seine Vollmacht, die Kranken zu heilen, bezeugt, dass er Autorität hat, die Sünden zu vergeben. Dass ist eine klassische, jüdische, gelehrte, akademische Antwort auf eine nicht akademische Frage. Darum haben die Schriftgelehrten dem nichts entgegenzusetzen, sie sind besiegt.

Danach geht Jeschua aus dem Haus und geht Richtung Meer. Auf dem Weg geht er an einer Zollstation vorbei. Kfar Nahum befand sich ganz am Rand des Imperiums, das war das erste Zollamt, die erste Station der Zolleintreiber auf dem Weg von Zehnstädtegebiet nach Israel. Selbstverständlich ist es das mächtigste, reichste und maßgeblichste Zollhaus. Am Zollposten saßen Zolleintreiber, auf Hebräisch heißen sie „mochsim„. Zu der Zeit gab es kein größeres Schimpfwort im Bezug auf einen Menschen, als zu sagen, dass er ein „moches“ wäre — ein Zöllner- weil sie das Volk ausnahmen und mit einer fremden Regierung kooperierten. Allgemein waren es böse Banditen, gedeckt vom Römischen Reich. Selbstverständlich würde ihnen niemand aus dem einfachen Volk die Hand reichen, Ihnen und ihren Familienmitgliedern, weil der Talmud sagt: „Wenn jemand in der Familie Zöllner wird, dann sind sie alle Zöllner“. Zöllner gingen von Haus zu Haus, oft das letzte Hab und Gut von Menschen wegnehmend, handelten ungerecht, dementsprechend „genossen“ sie wohlverdiente Missachtung beim ganzen Volk.

Und nun geht Jeschua da vorbei, sieht Levi sitzen und sagt zu ihm (Mk. 2,14): „Folge mir nach!“, und Levi folgt ihm. Er folgt ihm nicht nur, sondern er bringt ihn sogar zu sich nach Hause. Jeschua geht in das Haus eines Zöllners, was schon an sich eine undenkbare Sache ist, setzt sich zu Tisch, und mit ihm waren auch „andere Sünder“ (was nicht bedeutet, dass sie mit Dieben und Zuhältern tranken, es kann aber sein, dass auch Diebe und Zuhälter dabei waren). Zum größten Teil waren da Kollaborateure, andere Feinde des Volkes Israel, Mitarbeiter der Regierung, denen auch niemand die Hand reichen würde. Das hat selbstverständlich Empörung hervorgerufen. Wie kann jemand mit Selbstachtung mit Abschaum der Menschheit zusammen essen!  Über die Ältesten der Jerusalem wurde gesagt, dass sie sich niemals mit jemandem zu Tisch zum Essen legten, bevor sie nicht seinen Stammbaum geklärt hatten. Sie ließen lange nicht jeden in ihre Häuser.

Hier liegt aber Jeschua, ein Lehrer der Torah, zu dessen Unterricht Pharisäer kommen, am selben Tag mit Zöllnern und Sündern zu Tische.

Warum liegen sie zu Tische? Weil Menschen sich damals fürs Essen auf Bänke zu Tisch legten. Welch ein Argument gibt Jeschua gegen so eine Beschuldigung vor? Er sagt (Mk. 2,17):

Nicht die Starken(Gesunden) brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zur Buße zu berufen, sondern Sünder.

Wieder das gleiche Motiv, das wir am Anfang sahen: nicht die Ehre der Torah, nicht die Ehre des Lehrers wird zur Hauptsache, sondern die Errettung des Menschen.

Eine Menschenseele ist kostbar, und wenn sie verloren, krank, gefangen ist, dann ist die Hauptaufgabe, sie zu befreien, zur Bekehrung aufzurufen. Diese Aufgabe ist höher einzustufen als eine Unterrichtsstunde nicht zu unterbrechen oder als sich von einem, sagen wir mal, nicht ganz koscherem Haus fernzuhalten.

Wir betrachten die nächste Geschichte. Dabei wissen wir nicht, ob Geschichten im Markusevangelium in der richtigen chronologischen Reihenfolge wiedergegeben wurden. Höchstwahrscheinlich nicht, weil Markus einfach Geschichten erzählt, die ihm angebracht erscheinen. Er schreibt (Mk. 2,18):

Und die Jünger des Johannes und die der Pharisäer pflegten zu fasten; und sie kamen zu ihm und fragten: Warum fasten die Jünger des Johannes und die der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht?

Pharisäer fasteten jeden Montag und Donnerstag, zwei Fasttage in der Woche, zur Erlösung der Sünden. Außerdem gab es einen kleinen Jom Kipur – am Vortag jedes Neumonds. Auf diese Weise ergaben sich acht bis zehn Fasttage im Monat, zusätzlich zu Fasttagen, die durch die Torah vorgeschrieben und traditionell festgelegt sind. Zusätzlich hierzu fasteten Menschen, wenn sie einen schlechten Traum hatten usw.

Somit war das Leben eines Pharisäers, seine Askese voller Fasten. Gefastet wurde von der Morgendämmerung bis zum Aufgehen der Sterne. Die besonders eifrigen schlossen einen Fasttag mit einem hart gekochten Ei ab und gingen ins Bett. Mit anderen Worten es war eine starke Selbstdemütigung.

Was antwortet Jeschua auf so eine Frage? Dazu muss man sagen, dass es hier nicht um einen Angriff auf Jeschua geht, es kein Vorwurf, wie es einem vorkommen kann, sondern ein Versuch zu verstehen, warum die Jünger von Jeschua nicht fasten. Jeschua sagt ihnen (Mk. 2,19-20):

Und Jesus sprach zu ihnen: Können die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten.

Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen sein wird, und dann, in jenen Tagen, werden sie fasten.

Das ist eine sehr unverständliche Aussage, weil der Bräutigam normalerweise zum Hochzeitsfest kommt und nicht weggeht, wenn wir von der klassischen Bedeutung des Wortes „Bräutigam“ sprechen. Aber das hebräische Wort „hatan“ hat weitere Bedeutungen. Z.B. der Gewinner eines Preises heißt hatan dieses Preises. Ein Mensch, dessen Sohn beschnitten wird, wird an diesem Tag „hatan mela“ genannt – „Bräutigam der Beschneidung“. „Hatan„- ist derjenige, der in dem Augenblick eine besondere Gnade Gottes besitzt. Jeschua spricht selbstverständlich von sich, solange er mit den Jüngern zusammen ist, ergibt es für sie keinen Sinn zu fasten. Wenn er aber weggenommen wird, dann werden sie fasten. Hier steht ein sehr wichtiges griechisches Verb, das in der Septuaginta bei Jesaja in der Bedeutung „wird abgeschnitten“ und “ wird genommen“ gebraucht wird, d.h. hier sehen wir einen Hinweis auf seine zukünftigen Leiden. Wahrscheinlich haben die Jünger von Johannes gefastet, weil er zu dem Zeitpunkt auch von ihnen genommen wurde. Pharisäer fasteten, weil Mosche von ihnen vor langer Zeit genommen wurde. Die Verbindung zu Mosche, die lebhafte Erfahrung der Vergebung der Sünden hat sich von ihnen bis zu einem gewissen Grad entfernt. Deswegen fasteten sie, und wie wir sehen, fasteten sie viel. Und Jeschua sagt: „Erstmal bis zu einer gewissen Zeit müssen meine Jünger nicht fasten.“ Heute, denke ich, ist das Fasten für einen Gläubigen an Jeschua aktuell. Es gibt viele Offenbarungen und geistliches Wachstum, die man durchs Fasten bekommt. Hauptsache, dass wir uns dabei nicht einfach nur hungrig und von Kopfschmerzen geplagt fühlen.                          

Jeschua sagt, dass wir uns Askese nicht auferlegen können, analog zu einem Flicken aus ungebleichtem Stoff auf alten Stoff, d.h. mit den geistlichen Erfahrungen eines neuen Menschen kann man den alten Menschen nicht ausbessern. Dieselbe Idee hat das Beispiel mit den Schläuchen. In einer neuen Welt, in der Welt, in der Jeschua bei seinen Jüngern ist, ist Fasten kein passendes Mittel für geistliches Wachstum. Und Askese, wie sie bei den Jüngern des Johannes und den Pharisäern praktiziert wird, wird dementsprechend nicht mehr wirklich gebraucht.

Die letzte Geschichte des zweiten Kapitels fängt mit dem dreiundzwanzigsten Vers an. Die Jünger gehen mit dem Lehrer über ein Weizenfeld, unterwegs reißen sie Ähren ab und das alles geschieht am Schabbat. In der Tat ist es umstritten, weil das Abreißen der Ähren erlaubt ist, eigentlich darf man sie nur nicht zerreiben, um sie zu essen.  Aber um sie zu essen, kann man die Ähre knicken, die Körner herausnehmen und essen. Wahrscheinlich war es auch das, was die Jünger machten, aber es gab eine Verschärfung des Gesetzes, sich von solchen Taten fern zu halten. Und wieder tauchen Pharisäer auf, die eine Frage stellen. Eine Frage über das Ehren der Torah haben wir bereits gehört. Jetzt aber schalten wir zur Frage des Ehrens des Schabbats um. Was tun? Was ist wichtiger, der Schabbat oder der Mensch? Jeschua antwortet ihnen (Mk. 2, 25):

Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel litt und er und seine Gefährten Hunger hatten?

Die Rede ist hier von David, als er in den Tagen des Priesters Ahimelechs in die Stiftshütte in Nob flüchtete. Da gab man ihm Schaubrote aus der Stiftshütte und er aß sie mit denen, die bei ihm waren, obwohl sie niemand außer Priestern essen durfte. Es stellt sich die Frage: Damals aß David die Schaubrote, die man nicht essen durfte. Wieso darf man deswegen nun den Schabbat brechen?

Jeschua baut eine bestimmte hierarchische Leiter der Gebote. Wenn wir wissen, dass man für die Ausübung des Tempeldienstes den Schabbat bricht, dann ist der Tempel wichtiger als der Schabbat. Wenn David ein Tempelgebot übertritt, um sich zu retten (in Wirklichkeit war David da alleine, d.h. er belog Ahimelech), dann ist der Mensch wichtiger als der Tempel. Der Tempel ist dem Menschen gegeben, der Schabbat ist dem Menschen gegeben, und nicht der Mensch dem Schabbat. Jeschua zeigt, dass nicht nur seine Jünger, nicht nur er selber, sondern jeder Mensch größer ist als der Tempel und der Schabbat. Zur Errettung des Lebens, zur Befreiung vom Hunger kann man Ähren abreißen, umso mehr, weil es keine Übertretung des Gebots der Torah ist, sondern eine Übertretung irgendwelcher rabbinischen Vorschriften, die zu der Zeit bestanden.

Hier sagt Jeschua, dass die Geschichte von David, von der hier die Rede ist, in den Zeiten des Abjathars stattgefunden ist. Aber wenn wir diese Geschichte lesen, dann sehen wir, dass der Priester nicht Abjathar war! Und oft sagen unsere Opponenten: „Seht ihr, euer Lehrer vertut sich in den Zeiten! Er weiß nicht einmal richtig, welche Ereignisse zur Zeiten welcher Hohepriester waren!“ Aber wir wissen, dass die jüdische Geschichte in einige Epochen aufgeteilt wird: Die Ära von ben Ijahu ben Jehudaja ist die Ära von Sanhedrin, die Ära des Abjathars ist die Ära „urim wetumim“ (von Urim und Tumim). Darüber können wir im Traktat der Sanhedrin 16(b) lesen, wo diese Chronologie aufgelistet wird, d. h. Jeschua meint nicht die genaue Zeit, als Abjathar Priester war, sondern die Zeit „urim wetumim„, die die Ära des Abjathars heißt. Somit existiert der Fehler, auf den uns unsere Opponenten, die orthodoxen Juden, traditionell hinweisen, einfach nicht.

Jeschua nutzt bloß eine etwas andere Terminologie.

Nun haben wir das zweite Kapitel betrachtet. Wir haben gesehen, dass Markus die Reihenfolge der Prioritäten Jeschuas aufweist, in der wir immer die Priorität der menschlichen Not sehen, der Not der Errettung der Menschen über der Priorität, wie es einem vorkommt, der vermeintlichen Heiligkeit des Gottesdienstes. Mit euch war Alexander Blend. Danke, dass Sie sich entschlossen haben, mich anzuhören.

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