„Mischpatim“ (Rechtsbestimmungen) Schemott (2. Mose) 21,1-24,18

Schalom liebe Freunde vom Radio El-Chai mit Alexander Blend und der Wochenlesung „Meschpatim“.

In der Lesung der vergangenen Woche haben wir gesehen, wie das Volk Israel die Thora bekam und sich zu einem sehr hohen Level der Heiligkeit erhob. Man könnte annehmen, dass man mit diesem Level an Heiligkeit schon ein Himmelsbürger hätte sein können, für immer in das himmlische Land umziehen und neben den Engeln leben können. Aber unser Wochenabschnitt „Mischpatim“ lehrt uns am Anfang, dass wir diese Heiligkeit in unserem irdischen Körper leben müssen. Wir sollen sie in unserer Welt real werden lassen. Sie soll sichtbar in unserem alltäglichen Leben und in den allerkleinsten Fragen werden.

Der Wochenabschnitt beginnt mit den Anweisungen zum Kauf eines Sklaven und dem Umgang mit dem Sklaven. Mit anderen Worten unterrichtet er uns über einer Beziehung zu demjenigen, der von uns abhängig ist und dessen Vorgesetzter wir sind. Einige weitere Fragen werden in diesem Abschnitt angesprochen, wie z.B. wie man auf ein Diebstahl regieren soll oder wie man auf die Bedürfnisse der Ehefrau eingehen soll, so dass sie zufrieden ist.

Es soll also in jedem Detail unseres irdischen und alltäglichen Lebens die Heiligkeit der Thora sichtbar werden. Alles wird im Gesetz geregelt. Die Thora zeigt uns, wie wir in jeder Situation unseres Lebens in ihrem Sinne handeln sollen, um vor allem die Heiligkeit in dieser Welt zu offenbaren.

Wenn wir diese Themen betrachten, so könnte man meinen, dass die, die diese Gesetzte halten, sich ziemlich gleichen müssen. Da alle Gesetzte für alle gleich gelten, sind sie deshalb alle gleich. Sie sollen sich gleich kleiden, gleich reden und gleich denken. Das Gesetz ist für alle gleich, deshalb sind alle gleich, es gibt keinen Unterschied.

In Kapitel 23,2 lesen wir folgendes:

lo thehie achari arabim le araot – du sollst nicht der Menge zum Bösen folgen.

Es gibt Situationen, in denen die meisten Menschen anders denken als wir. Oft kommen sie uns klug und gebildet vor, doch unser Herz sagt uns, dass sie sich irren, dass sie sogar Böses tun. Um ihnen nicht widersprechen zu müssen, könnte man sich nun selber einreden und sagen: „Wer bin ich denn, dass ich mich mit ihnen streite? Wozu soll das ganze denn gut sein? Es ist einfacher, ihnen zu folgen. Eine Milliarde Chinesen kann sich nicht irren und 1000 Rabbiner können nicht falsch liegen. Ich werde der Mehrheit einfach zustimmen!“. Die Thora sagt aber dazu ein klares „Nein“. Man darf nicht der Mehrheit folgen, wenn dir bekannt ist, dass sie falsch liegt.

Der Talmud sagt uns, dass diese Regel auch im juristischen Gericht angewandt wird. So darf man nicht über einem Menschen die Todesstrafe verhängen, wenn es nur einen gibt, der für diese Art der Bestrafung ist. Es müssen mindesten drei Stimmen zustimmen. Aber es gibt noch eine andere Anwendung für diese Regel, die besagt, dass man sich nicht der Mehrheit anschließen soll, nur weil es die Mehrheit ist. Man soll nicht die allgemeinen Zustimmung der Mehre übernehmen, nur weil es die Mehrheit so sieht.

Wie bereits erwähnt, beginnt der oben erwähnte Vers mit dem Gedanken, dass wir nicht wie die Mehrheit denken sollen. Dieser Vers hat aber auch eine Fortsetzung:

We loth toane alrov liltoth achari rabim leatoth – und sollst vor Gericht deine Aussagen nicht nach der Menge richten.

Wenn man dich also nach deiner Meinung fragen wird, dann denke nicht darüber nach, was die Mehrheit über dich denken wird oder was sie mit dir tun wird, wenn du deine Meinung äußerst. Gib keine ausweichende Antwort. Wenn du also nach deiner Meinung gefragt wirst und sie anders sein wird als die Meinung der Mehrheit, so sollst du dich nicht schämen, sie zu äußern. Hab keine Angst, denn es ist deine Pflicht, dies zu tun. Du bist verpflichtet, du selbst zu sein. Du bist verpflichtet, deinen Glauben zu bezeugen und deine Meinung zu sagen, weil du eine Schöpfung Gottes bist und Gott ist es, der Verständnis und Kenntnis in dich hinein gelegt hat.

Eine Einigkeit, vor allem die Einigkeit des Volkes, ist nur dann möglich, wenn du auf richtige Art und Weise deine Meinung äußern kannst. Sei nicht wie alle anderen, füge dich nicht der Mehrheit. Du bist verpflichtet, du selbst zu sein, sowohl in deinem Denken, wie auch in deinem Reden. Du musst dich vor niemandem fürchten! Aber du musst auch dem andern das Recht geben, er selbst zu sein. Dabei muss dir klar sein, dass dieser Mensch auch klug, ehrlich, unbestechlich, gebildet und anders denkend ist, vielleicht anders als deine Freunde und deine Gleichaltrige. Die Thora lehrt, dass die Einigkeit der heiligen Menschen eine Einigkeit in der Vielfältigkeit ist. Diese Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit, die innere Wahrheit und die innere Offenbarung der Heiligkeit, muss in jeden Fall bewahrt und behütet werden.

Das waren die Gedanken zu dem Wochenabschnitt „Mischpatim“.

Der Heilige und Gesegnete segne jeden, der die Thora studiert, seinen Willen und sein Angesicht sucht. Mit Seinem reichlichen Segen segne Er euch, euer Haus und alle, die mit euch sind!

Vom Radiosender El-Chai sprach zu euch Alexander Blend. Schalom.

Übersetzt von Lilia

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