„Beschalach“ (als er ziehen ließ) Schemott (2. Mose) 13,17-17,16

Schalom liebe Freunde vom Radio El-Chai mit Alexander Blend.

Unser wöchentliches Kapitel der Thora-Lesung ist reich an Ereignissen. Vor allem geht es hier natürlich um den Auszug Israels aus Ägypten. Es ist der Moment, in dem Israel zu einem Volk wird. Aber nicht nur die Geburt eines Volkes wird uns hier geschildert, sondern noch einiges mehr.

In den Propheten lesen wir, dass der Allmächtige von dem Volk Israel wie von einer Ehefrau spricht, von einer jungen Ehefrau, die Er in der Wüste gefunden hatte. Deshalb können wir, wenn wir von dem Moment des Werdens des Volkes sprechen, wie von einer Art Flitterwochen zwischen Gott und Israel sprechen. Wir erfahren von einem besonderen Ehepaar, das ihre Beziehung zu einander aufbaut.

Recht bald wird uns beschrieben, dass der Pharao begreift, dass das Volk nicht nur für ein paar Tage außer Land ist, sondern für immer. Aus diesem Grund beginnt er eine Verfolgungsjagd. Der Allmächtige tut ein Wunder, er teilt das Meer und das Volk kann durchziehen. Die Armee des Pharao aber ertrinkt und geht in den Wellen unter.

Weiter sehen wir, dass der Allmächtige dem Volk das Manna gibt, eine Speise, von der sie sich die nächsten vierzig Jahre ernähren werden. Der Allmächtige sorgt dafür, dass das bittere Wasser zum süßen wird. Er umgibt seine junge Ehefrau mit allem Nötigen. Er versorgt sie.

Und wie verhält sich die Ehefrau Israel? Tatsächlich erleben wir, dass sie dankbar ist, dass sie nach der Rettungsaktion am zerteilen Meer Lieder des Lobes sing und den Allmächtigen anbetet. Und doch beginnt jeder neuer Abschnitt dieses Ehelebens leider mit Murren seitens der Ehefrau.

Als der Pharao sich ihnen bedrohlich näherte, lesen wir, dass die Söhne Israels Mosche vorwarfen: „Gibt es keine Gräber in Ägypten, dass du uns weggeführt hast, damit wir in der Wüste sterben? Haben wir dir nicht schon in Ägypten gesagt, dass du uns in Ruhe lassen sollst? Denn es ist besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben!“. Und der Allmächtige antwortet ihnen auf ihre Vorwürfe, die sie Mosche gegenüber äußern. Er zerteil daraufhin das Meer. Das Volk durchschreitet es sicher und zum ersten Mal hören wir die Dankbarkeit und den Lobpreis dem Allmächtigen gegenüber, da sie begriffen haben, was hier geschehen ist.

Sobald aber das Volk sicher durch das Meer gegangen ist, begegnet es einem anderen Problem, einer anderen schwierigen Situation: es gibt nichts zu essen. 2 Mio. Menschen verließen Ägypten, sie befinden sich nun in der Wüste und haben keine Speise, nicht einmal Frauen und Kinder. Lange kann man an diesem Ort ohnehin nicht ohne Nahrung überleben und so entsteht eine selbstverständliche Bitte: „Herr, kannst du uns Nahrung geben?“. Doch diese Bitte wird in Form eines Vorwurfes formuliert: „Warum hast du uns befreit, damit wir in der Wüste sterben?!“

Als Antwort gibt der Allmächtige dem Volk das Manna. Diese Nahrung ist wie eine „Diät-Nahrung“, denn jeden Abend werden sie mit einem leeren „Kühlschrank“ und einem Glauben einschlafen müssen, dass es am nächsten Tag wieder etwas geben wird, womit sie ihren „Kühlschrank“ füllen können. Man wird heute nur das essen, was man für heute gesammelt hat, mit Ausnahme des Schabbaths.

Als das Volk dann dem bitteren Wasser begegnet, spricht es wieder keine Bitte aus wie „Herr, wir haben hier bitteres Wasser, mache es bitte zu süßem!“. Nein, es sind wieder Vorwürfe.

Diese Flitterwochen begannen mit Beschwerden und Vorwürfen. Und dieser Zustand wird das Volk durch die ganze Wüstenwanderung begleiten, damit sie lernen, nicht zu murren, sondern den Allmächtigen zu bitten. Und genau das wird die Lehrstunde sein, die das Volk lernen soll.

Was hat es nun uns heute zu sagen?

In der Beziehung zum Allmächtigen wurde uns deutlich, dass das Beschwerden und Murren Ihm gegenüber nicht gut ist. Das ist uns allen klar! Aber wie sieht es heute in unserer Beziehung zu Menschen aus, im Familienleben, in unsere Ehe? Wie oft wenden wir uns an unseren Ehepartner mit Vorwürfen, anstelle ihn einfach um etwas zu bitten. Es ist anscheinend einfacher für uns, eine Beschwerde einzulegen, anstelle eine Bitte zu äußern. Oft klingt es dann so: „Warum machst du das immer so?“, oder „ Warum machst du es nie so?“. Oder „Warum ist bei uns alles immer so?“, oder „Warum ist bei uns nie alles so?“.

Ist es euch aufgefallen, dass beim Gebrauch der Worte „immer“ und „nie“ es sich so anhört, als ob man mit jemandem spricht, der ewig existiert, der war, ist und sein wird, der sich in Ewigkeit nicht ändern wird?

Israel baute mit dem Allmächtigen eine Beziehung auf. Und wir sollen lernen, eine Beziehung in der Familie und in der Ehe zu Menschen zu bauen, indem wir nicht mit Beschwerden und Vorwürfen beginnen, sondern daran glauben, dass dieser Ehepartner uns liebt und uns treu ist. Wir sind bereit, mit ihm einzuschlafen, obwohl unser Kühlschrank leer ist und wach zu werden in der Hoffnung, dass wir versorgt werden. Weil der Allmächtige uns zusammengeführt hat, sollen wir und gegenseitig keine Vorwürfe machen, sondern einander liebevoll begegnen und miteinander kommunizieren. Genauso wie wir mit dem Allmächtigen sprechen, können wir mit unserem Nächsten sprechen. Wir sollen lernen, miteinander richtig zu kommunizieren.

Dies war eine Lehrstunde aus der Wüste, eine Lehrstunde in der Beziehung mit dem Allmächtigen und miteinander.

Der Heilige und Gesegnete segne jeden, der Sein Wort studiert, seinen Willen und sein Angesicht sucht. Er segne euch und eure Häuser und alle, die mit euch sind.

Vom Radiosender El-Chai sprach zu euch Alexander Blend. Danke fürs Zuhören!

Übersetzt von Lilia

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