Markusevangelium, Kapitel 7

Das siebte Kapitel fängt mit dem Streit zwischen Jeschua und den Pharisäern an. Pharisäer sahen, dass Jeschuas Jünger mit ungewaschenen Händen aßen, und fragten ihn

(Mk. 7:5):

 „Warum handeln sie so?

 Am Ende der Epoche des zweiten Tempels wurde unter den Gelehrten ritueller Reinheit große Bedeutung beigemessen. Die Reinheitsgesetze gingen weit über den Tempeldienst hinaus und man versuchte sie in das alltägliche Leben des Volkes einzuführen. Wenn früher die „Kohanim“ (Priester) sich vor dem Verzehren des heiligen Fleisches von Truma (Opfer) die Hände waschen sollten, später beschlossen die Gelehrten, dass jetzt jeder Mensch, der Brot isst, seine Hände vorher waschen soll. Denn, wie sie sagten, sind die Hände des Menschen sehr beweglich, ausgelassen, sie können verschiedene Stellen berühren und dadurch unrein werden. Aus der Sicht der Reinheitsgesetze hat es keinen Sinn, weil es nicht sein kann, dass der Mensch nur Hände unrein hat, er ist entweder ganz unrein oder ganz rein. Trotzdem führten die Gelehrten diese Anordnung ein, damit sich die Menschen an Tempelordnung, an Reinheitsgesetze erinnern und sich Gedanken darüber machen.

Man muss sagen, dass die Konzentration auf die Reinheitsgebote sich zu einer fanatischen Begeisterung entwickelte. Wegen des ständigen Eintauchens war die Kleidung der „Chassiden“ (der Frommen) immer nass. Man sah die Menschen bei jeder Gelegenheit in die Mikwe (Becken für rituelle Waschung) eilen,  rituelle Reinheit anstrebend. Dieses Streben nach ritueller Reinheit gewann in der Zeit des zweiten Tempels tatsächlich ein pathologisches Ausmaß und entwickelte sich zu einer spezifischen Anordnung der Gelehrten – vor dem Brotverzehren müssen die Hände gewaschen werden.

Man muss sagen, dass sich diese Anordnung in zwei Etappen etablierte. In der ersten Etappe wurde jedem Menschen geboten, morgens Hände zu waschen. Bei der morgigen Waschung der Hände meinte man, dass  die Hände für den ganzen Tag gewaschen werden und diese Reinheit  wird den ganzen Tag  aufbewahrt. Daher verstießen die Jünger möglicherweise nicht gegen dieses Gebot. Später, in der zweiten Etappe, erschienen weitere Einschränkungen – jedes Mal beim Verzehren des Brotes musste man Hände waschen. Diese Praxis existiert bis heute. Diesbezüglich fragten die Gelehrten Jeschua wegen des Verhaltens seiner Jünger.

Ich muss sagen, dass diese Praxis nützlich ist, weil die hygienische Vorschriften halfen den Juden in der Pestzeit in Europa. Diese Praxis hat viele positive Eigenschaften und Wirkungen, aber ihr beigemessene Bedeutung und starke Betonung in der Zeit Jeschua waren in der Tat unzulässig.

Somit aßen Jeschua‘s Jünger  Brot mit ungewaschenen Händen und riefen dadurch die Verwunderung und Empörung der Pharisäer, die kamen und fragten, warum sich die Jünger so benehmen. Anzumerken ist, dass es sich hier um eine interne Frage handelt. Eventuell weiß Jeschua etwas oder besitzt eine bestimmte Lehre bezüglich der Pharisäer, mit der er erklärt, warum man Brot mit ungewaschenen Händen essen darf. Markus erklärt im dritten Vers

(Mk. 7:3-4):

Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben; so halten sie an der Überlieferung der Alten fest. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.

Für die Reinigung der Bänke wurden diese oft auseinander- und wieder zusammengebaut, d.h. es war eine Wissenschaft an sich, mit komplizierten Ritualen. Ein paar Traktate der Mischna (eine Sammlung der Gesetze und Bestimmungen aus dem zweiten Jahrhundert) sind diesen Handlungen gewidmet. Zudem ist zu ergänzen, dass die Händewaschung einen nationalen Charakter hatte. In der Zeit des Aufstands der Makkabäer verboten die Griechen den Juden das Halten der Gebote, deshalb in vielen Kneipen und Gastronomiebetrieben der damaligen Zeit wurde das koschere (in der Tora erlaubte) Essen nur denjenigen geheim serviert, die Hände wuschen, d.h. das war zusätzlich ein Zeichen der Zugehörigkeit zur Nation, ein sogenanntes Nationalsymbol. Daher war die Verwunderung der Pharisäer nicht grundlos

(Mk. 7:5):

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? 

„Warum lehnst du die Bestimmungen unserer „Sekinim“ – unserer Alten ab“? Jeschua antwortet

(Mk. 7: 6-7):

Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.

Jeschua sagt, dass diese Bestimmungen der Alten heuchlerisch sind und häufig dazu führen, dass nicht der Wille Gottes, sondern der Wille des Menschen erfüllt wird. Jeschua führt ein Beispiel an

(Mk. 7:8-10):

Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft, um eure eigene Überlieferung aufzurichten. Denn Mose hat gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter! und: Wer Vater oder Mutter schmäht, soll mit dem Tod bestraft werden.

Hier ist wichtig, folgendes zu verstehen: Es handelt sich nicht um üble Nachrede, sondern „megadef“ – verleumden, in unbequeme Umstände bringen, d.h. es geht nicht nur um eine verbale Schande, sondern darum, dass jeder Mensch, der seinem Vater und seiner Mutter eine ehrenhafte und würdevolle Existenz entbehrt, zum Tod verurteilt wird. Jeder Mensch ist verpflichtet, sich um seine Eltern zu sorgen, damit sie ein in ihrem Verständnis würdevolles Leben führen können und alles haben, was sie nach ihrem Verständnis benötigen. Jeder Mensch, der dies seinen Eltern entzieht ( er kann geben,  gibt aber nicht) – soll sterben.

(Mk. 7:11-12):

Ihr aber lehrt: Wenn einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Korbán – das heißt: Weihgeschenk sei, was du von mir als Unterstützung erhalten solltest, dann lasst ihr ihn nichts mehr für Vater oder Mutter tun.

Dies ist stark mit dem jüdischen Hintergrund verbunden. Diese Stelle ist tatsächlich sehr schwer zu verstehen und auf diese Stelle entstanden sehr viele Kommentare.

In den 50-er Jahren wurde in Jebel Hallet ein Ossuarium (eine Box aus Stein für die Bestattung eines Leichnams) gefunden, auf dem geschrieben war: „Korban“ für Gott von dem, der in diesem Ossuarium liegt, auf alles, was hier kann verwendet werden“, d.h. es wurde vor Gott ein Schwur ausgesprochen von dem, der sich in diesem Ossuarium befindet, für weiteres Verwenden dieses Ossuariums. In anderen Worten: derjenige, dessen Knochen hier bestattet wurden, verfluchte denjenigen, der erneut diesen Ossuarium verwendet hätte. Die Situation ist folgend: wenn jemand kommt, findet diesen Ossuarium und will diesen Ossuarium für seine Verwandten verwenden, der gerät unter den Fluch. „Korban“ bedeutet im weiten Sinne „Gabe für Gott“, aber auch „das Geweihte“. Der Mensch kann im Zorn versprechen, dass er Vater und Mutter nicht unterhalten wird, wenn er einen Schwur ausspricht wie: „Korban für Gott ist alles, was du von mir essen könntest!“ – heißt es, alles ist verflucht, was du von mir zum Essen nehmen könntest. So ein Mensch darf seinen Vater und seine Mutter nicht ernähren. Später, im dritten Jahrhundert, wird ein System ausgearbeitet, das den Menschen von unwürdigen Schwüren befreit. Aber zur damaligen Zeit war der Mensch, der so unbedacht schwor, frei von der Verpflichtung seinen Vater zu ernähren und hatte sogar kein Recht mehr seinen Vater zu ernähren.

Die Mischna im Traktat Nedarim erzählt von einer Situation, als ein Mensch ähnlichen Schwur ausgesprochen hat. Er lebte in Beit-Charon und bat seinen Freund: „Ich gebe dir zum Geschenk meinen Hof und alles, was für eine Mahlzeit notwendig ist, damit mein Vater kommen und mit mir speisen kann.“ Der Freund antwortete: „Wenn es mir gehören wird, widme ich es dem Himmel.“ Der andere antwortete: „Nein, ich gebe es dir, damit du es meinem Vater gibst, und nicht damit du es dem Himmel widmest.“ – „Wenn ich es dem Himmel nicht widmen kann, wozu brauche ich dieses Geschenk? Das bedeutet, das gehört mir nicht und es ist eine juristische Fiktion, wenn ich mit dem Geschenk nicht alles tun kann, was ich will.“ Als dieser Vorfall vor Gelehrten kam, sagten sie: wenn man das Geschenk dem Himmel nicht widmen kann, dann ist es tatsächlich eine juristische Fiktion und kein richtiges Geschenk. Die Gelehrten waren der Meinung, dass von so einem Schwur, den man gegen die Eltern ausgesprochen hat,  nicht zurücktreten kann. Das war eigentlich die  Bestimmung der Gelehrten, das war ihre Strafe für einen unbedachten Schwur. Und wenn der Mensch mit so einem Schwur schwor, durfte er nach keinem juristischen Schlupfloch suchen, um seinem Vater Essen zu geben. Dagegen trat Jeschua auf.

Ab dem Vers 14 spricht Jeschua nicht mehr von den Überlieferungen der Alten, oder davon, dass sie manchmal gegen die Gebote des Allmächtigen verstoßen, sondern erklärt, warum seine Jünger das Brot mit nicht gewaschenen Händen essen. Jeschua sagt

(Mk. 7:14-20):

Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage! Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Er verließ die Menge und ging in ein Haus. Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses rätselhaften Wortes. Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? (hier wird das Wort Dummkopf, Narr verwendet, ein ziemlich grobes Wort) Versteht ihr nicht, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. 

D.h. keine „Tuma“ von Händen (Unreinheit) wird in das Herz des Menschen reinkommen, wenn der Mensch mit ungewaschenen Händen essen wird. Keine Besorgnis um die rituelle Reinheit der Speise bezieht sich darauf, den Menschen zu verunreinigen oder nicht verunreinigen. Der Mensch verunreinigt sich nicht durch das, was er in seinen Händen hat. Hier ist die Rede natürlich nicht um das Essen, das Gott selbst Gräuel nennt, oder um die Verunreinigung durch unkoschere Tiere (deren Verzehr durch Toragebote verboten ist), deren Unkoscherheit, oder deren Unreinheit wie Gott selbst sagt (3.Mose 20:25): „Seelen verabscheuungswürdig macht“. Hier ist die Rede um koschere Lebensmittel, die  im Zustand der ritueller Unreinheit gegessen werden. Es handelt sich somit um rituelle Reinheit und Unreinheit.

 (Mk. 7:21-23):

Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Jeschua zählt eine relativ lange Liste der Verbrechen auf, mit denen wir versuchen uns jetzt auseinanderzusetzen. Vor allem „pornea“ – Ehebruch und „mojchea“ – Unzucht. Das letzte versteht jeden Verstoß gegen Moral im sexuellen Bereich, jede sexuelle Perversion. Das erste ist ein breiterer Begriff und bedeutet die Leidenschaft eines Mannes zu einer Frau, die nicht seine Ehefrau ist. Weiter kommt „pleonoksaj“ – Habgier, Neid, Belästigung, Betrug. Hier kann auch ein sexueller Kontext sein (man kann es in Kol. 3:5, Eph. 5:3 sehen). „Poreriaj“ – Zorn, Verbitterung, Schlechtigkeit. „Afrosine“ – Unvernunft, die Unfähigkeit  ethische, in der Gesellschat existierende Normen wahrzunehmen, eine absolute Nicht-Empfindlichkeit zur Moral.

Das alles kommt aus dem Inneren und das verunreinigt den Menschen. Das alles wird im Herzen enthalten und wenn der Mensch diesen unreinen Wurzeln folgt, verunreinigt er sich. Das Verzehren von Essen mit ungewaschenen Händen verunreinigt den Menschen nicht.

Beim Zusammenfassen des Gesprächs sagt Jeschua, im Grunde genommen, dass es nicht um die rituelle Reinheit der Hände geht, sondern um die Reinheit des Herzens. Denn das, was durch Hände kommt, kommt in den Magen und wird ausgeführt, aber das, was im Herzen bleibt, bleibt tatsächlich im Herzen und führt zu Gedanken und Taten, die den Menschen wirklich verunreinigen. Damit wird die Diskussion beendet. Auf diese Art beantwortet Jeschua die Frage: Warum achten seine Jünger die Überlieferung der Alten nicht. Denn die Überlieferung der Alten widerspricht häufig dem schriftlichen Gesetz, widerspricht, man könnte sagen, dem Willen Gottes, denn das Gebot, Eltern zu ehren ist der Befehl von Gott. Die Überlieferungen der Alten schaffen aber häufig eine Situation, wo der Wille der Alten dem Willen Gottes widerspricht. Auf die Frage zu den ungewaschenen Händen antwortet Jeschua, dass diese Bestimmung mit dem Unverständnis der Natur der Unreinheit des Menschen verbunden ist. Daher, wie die Alten auch entscheiden,  führt das Essen mit ungewaschenen Händen nicht zur Verunreinigung des Menschen.

(Mk. 7:24-26):

 Jesus brach auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus… (d.h. in das Land Dekapolis, wahrscheinlich auf der Suche nach einem Ort, um sich zurückzuziehen, dort wo man ihn nicht kennt). Er ging in ein Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben. Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen. Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben

Phönizier lebten auf dem ganzen Territorium von Kleinasien bis Maghreb. Es gab lybische (aus dem Süden) oder syrische (aus dem Norden) Phönizier. Phönizier sprachen überwiegend Griechisch, so wie man heute eine internationale Sprache verwendet. Aber die Besonderheit an der phönizischen Sprache selbst ist, dass auch ein moderner Israelit sie versteht, ganz zu schweigen von dem Menschen, der biblisches Hebräisch, wie Jeschua, kennt. Phönizische Sprache ähnelt sehr dem Hebräischen. Deswegen konnte sich Syrophönizierinproblemlos in ihrer Sprache mit Jeschua unterhalten und wahrscheinlich verstanden sie einander. Somit kam eine syrophönizische Frau zu ihm und Jeschua sagte zu ihr

(Mk. 7:27-28):

Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen. Sie erwiderte ihm: Herr! Aber auch die kleinen Hunde unter dem Tisch essen von den Brotkrumen der Kinder. 

Wenn auch in der jüdischen Literatur tatsächlich eine nicht erfreuliche Praktik existiert, Heiden als Hunde zu benennen, in diesem Fall verwendete Jeschua das Wort, das besser für die Bezeichnung eines Zierhündchen passt, das inständig um Brotkrumen vom Tisch bettelt. Syrophönizierin empörte sich nicht über diesen Vergleich, sie nahm ihn an. Genau dieser Glauben wird von Jeschua befürwortet

 (Mk. 7:29):

Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen! 

Dem Menschen fällt es schwer, anzunehmen, dass er nach seiner Herkunft, seinem sozialen Status, oder anderen Kriterien nicht der Erste, nicht der Beste, nicht der Liebste ist. Wenn sich der Mensch damit abfindet, dass er hier und jetzt in der Rolle eines Zierhündchen am Tisch ist, das Kinder um Brotkrumen bettelt, ist diese Demut ein großes Zeichen des Glaubens an die Gerechtigkeit der Göttlichen Weltordnung. Es fällt leicht, die Gerechtigkeit anzunehmen, wenn man laut dieser Gerechtigkeit du der Erste und der Beste bist. Viel schwerer, wenn es sich laut dieser Gerechtigkeit herausstellt, dass man am zehnten Platz ist, dass man ein Hündchen oder  ein Meerschweinchen oder ein Hamster ist. Hier fällt es viel schwerer, sich mit der Stellung abzufinden. Genau diesen Glauben sah Jeschua in der Frau und für diesen Glauben segnete Jeschua sie, sodass im Vers 30 geschrieben steht

(Mk.7: 30):

Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte.

Danach (Mk. 7: 31-32):

Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. 

Hier wird ein relativ seltenes Wort verwendet, man kann sagen – ein Stotterer des höchsten Ranges. Der Mensch, der einerseits schlecht hört und andererseits ständig stottert. Da er schlecht hört und von Lippen abliest, ist es für ihn schwer, die Phrasen zu wiederholen. Und er spricht undeutlich und unklar. Normalerweise braucht so ein Mensch, auch wenn sein Gehör geheilt wurde, monatelange Arbeit mit Logopäden und Lehrern, um klar und deutlich sprechen zu lernen. Denn jedes Mal ist es so, als ob er einen neuen Laut, einen neuen Buchstaben erlernt. Hier passiert etwas anderes (Mk. 7:33-37):

Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg

Das ist ein für Jeschua typisches Verhalten. Jeschua ist kein Showman, er strebt nicht nach einer öffentlichen Heilung des Menschen, um dadurch Ruhm und weitere Dividenden einzusammeln. Jeschua heilt in der Bescheidenheit aus Respekt zur kranken Person und zum Geist, der durch ihn wirkt.

…legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Traditionell befiehlt Jeschua den Menschen über seine Handlungen zu schweigen. Trotzdem gehen die Menschen und erzählen. Hier, in diesem Fall, ruft es Anerkennung in Dekapolis aus, d.h. zum ersten Mal sieht man die Heiden, die staunten: „Sieh mal! Ein Jude, aber ein guter Mensch! Er tut gutes, er macht Taube zu Hörenden, Stumme zu Sprechenden!“ Wir sehen, dass Jeschua Macht besitzt Heiden zu heilen und zu befreien, d.h. diejenigen, die sich außerhalb des Bundes befinden. Wenn  er früher sprach: „Lasst zuerst die Kinder satt werden!“, sehen wir hier, dass Jeschua, nach den Worten der Syrophönizierin, beginnt Brotkrumen vom Tisch der Kinder zu verteilen. Weiter werden wir sehen, dass er mehr als  nur Krumen gibt. Vor allem ist die erste Heilung des Heiden mit der Öffnung seines Gehörs, mit der Heilung seiner Wahrnehmung verbunden, und wie wir wissen hängt das Gehör mit dem Beginn des Glaubens zusammen. Somit hat diese Erzählung noch eine weitere Symbolik, Symbolik der Vorbereitung eines Jüngers aus Heiden. Die Vorbereitung des Menschen zu neuen Hörwahrnehmung, aus dem der Glaube anfängt. Das erstaunt die Heiden.

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